Schnittstellen in industriellen Anwendungen unterliegen erhöhten Ansprüchen. Auf der einen Seite sind es äußere Faktoren wie Feuchtigkeit, Staub, Schadgase oder Vibrationen, die eine Verbindung beeinträchtigen und stören können. Auf der anderen Seite steht die Handhabung und Bedienungsfreundlichkeit durch Fachkräfte. Der Schutz einer Verbindung hat, um den schlimmsten Fall einer Anlagenstörung oder Zerstörung zu verhindern, höchste Priorität. Trotzdem muss die Handhabung des Steckverbinders leicht und benutzerfreundlich sein. Die Abdichtung und Resistenz der Verbindung gegen Schmutz oder unbeabsichtigtes Lösen durch Vibrationen wird in der Regel durch eine Verriegelung hergestellt - realisiert durch Verschrauben des Steckverbinders, Hebel oder Clips oder weitere Systeme.
Oft sind zur Montage Werkzeuge und geschultes Personal für die Überprüfung der korrekten Verbindung unerlässlich. In der Praxis fehlt beim Stecken und Verriegeln von Steckverbindern aber oft beides. Um diese Fehlerquellen auszuschließen, musste man an der Schnittstelle selber ansetzen.
Click & Ready
Hier bietet Harting schon seit längerer Zeit das PushPull-System erfolgreich an. In den Varianten 4, 14 und Power L sind dies klassisch rechteckige Steckverbinder, die ihren Ursprung in der Automobilindustrie oder der industriellen Geräteverkabelung haben. Hier spielen Faktoren wie Robustheit und schnelle aber gleichzeitig sichere Installation eine vordergründige Rolle. Das Sprichwort: „Zeit ist Geld“, gilt hier immer noch. Mit PushPull-Steckverbindern können in kürzester Zeit Steckgesichter aller Art sicher verbunden werden. Ein akustisches Click gibt dem Monteur dabei stets die Rückmeldung, dass die Verbindung nun wasserdicht und geschlossen ist. Kein Werkzeug, keine Drehmomente, keine spezielle Personalunterweisung.
In den universellen „Containern“ der Gehäuse von Variante 4 und 14 sind diverse Steckgesichter unterzubringen. Je nach Einsatz können dies RJ45, optische Fasern in Kunststoff oder Glas, oder auch USB für die Übertragung von Daten sein. Sollen Signale gebündelt und weitergeleitet werden, stehen Anwendern Steckgesichter in zehn- und 20-polig zur Wahl. Aber auch die Leistungsversorgung kann durch die werkzeuglose Schnittstelle bis zu 690V bei 16A sichergestellt werden. Gerätehersteller haben so alle notwendigen Lösungen aus einer Hand in einem einheitlichen und genormten System.
Das neueste Mitglied der PushPull-Familie ist durch Wünsche und Anforderungen des Marktes entstanden. Die Mini-Displayport-Schnittstelle in der Variante 4 bedient die gesteigerte Verwendung von HMIs in Form von Bildschirmen und Bedienteilen, die mit Videosignalen versorgt werden. Um hier die zusätzliche Umwandlung von Videosignalen in Ethernet zu vermeiden, bietet die Displayport-Schnittstelle die direkte Weiterleitung von Videosignalen. Neben all diesen rechteckigen Vertretern des PushPull-Systems, gilt es, die Rundsteckverbinder nicht zu vergessen.
Rundstecker mit PushPull
Der gängigste Vertreter Er ist ursprünglich ein klassischer Signalsteckverbinder mit Schraubanschluss für Sensoren und Aktoren. In den letzten Jahren hat sich diese Schnittstelle durch D- und X-Kodierung immer mehr auch für Fast Ethernet und Gigabit-Ethernet-Anwendungen etabliert. Alle samt haben sie jedoch die Verriegelung durch eine Verschraubung gemein, die mit einem speziellen Drehmomentschlüssel überprüft werden muss, wenn die vorgegebene IP65/67-Schutzklasse sichergestellt werden soll. Die Montage dauert denkbar lange und die Packungsdichte von Schnittstellen auf Switchen ist eher mäßig - ein gewisses Maß an Platz für das Werkzeug wird stets benötigt.
Um der gesteigerten Rolle des M12 gerecht zu werden, bietet Harting seit längerem den M12 mit dem PushPull-Mechanismus an und hat ihn im ersten Schritt im Bahnmarkt platziert. Die Anforderungen auf der Schiene sind mit die höchsten, die es zu erfüllen gibt. Da die Rückmeldungen der Bahnhersteller durchweg positiv waren und die allgemeine Entwicklung in allen industriellen Geschäftsfeldern auf immer mehr Modularität setzt, hat Harting sich entschlossen, die PushPull-Steckverbinder aller Baureihen durch neue Varianten zu ergänzen. Auch Leiterplattenanschlüsse für Rundsteckverbinder werden zukünftig für das PushPull-System ausgelegt. Dies geht nicht zu Lasten bisheriger Anwender, denn die Schnittstellen sind rückwärtskompatibel und nach wie vor mit konventionellen M12-Schraubverriegelungen zu nutzen. So kann schrittweise auf PushPull umgestellt werden. Die andere Alternative stellen im M12-Bereich Adapter dar, die eine Standard-M12-Schraub-Buchse zur PushPull-Buchse wandeln.
Wer profitiert?
Die Zeitersparnis durch PushPull kommt bei Anwendern gut an und kann ein entscheidendes Kaufkriterium bei der Auswahl des Gerätes spielen. PushPull lässt sich auch kompakter auf einem Gehäuse platzieren. Hier ist man auch schon beim Knackpunkt und der eigentlichen Zielgruppe: dem Anwender. Monteure, Einrichter, Servicepersonal oder Hilfsarbeiter. Durch den Wegfall von Werkzeug und der schnellen Verriegelung kann beispielsweise der M12-PushPull bis zu 70 Prozent Montagezeit im direkten Vergleich zu Schraub-M12 einsparen. Dieser Faktor kommt natürlich am ehesten beim Anschluss vieler Stecker zum Tragen, aber auch die vereinfachte Bedienung für ungelerntes Personal schafft deutlich mehr Prozesssicherheit durch eine klare Rückmeldung und einfachste Bedienung.