Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland dürfte dies vertraut sein: Die gelbe Tonne zur Entsorgung von Verpackungen ist schnell voll. Das liegt auch an Einweg-Lebensmittelverpackungen aus Kunststoffen, deren Einsatz in den letzten Jahren beständig zugenommen hat. Damit sich dieser Trend ändert, fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Innovationen für Lebensmittelverpackungen: von biobasierten, kompostierbaren Verpackungen über das Recycling der eingesetzten Materialien bis hin zu Mehrwegsystemen oder dem Ersatz von Kunststoff etwa durch Papier.
Zwölf Innovationsprojekte entwickeln neue Lösungen, um Lebensmittel nachhaltiger zu verpacken und den Einsatz von Kunststoffen zu reduzieren. Heute kommen die Akteure aus Universitäten, Forschungseinrichtungen, Wirtschaft und Handel in Berlin zusammen, um sich gegenseitig ihre Strategien vorzustellen und darüber zu diskutieren. Das neu gegründete RePack-Netzwerk versammelt die Projekte für vier Jahre unter einem Dach und möchte so eine breite Marktdurchdringung der innovativen Ansätze unterstützen.
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) leitet die Vernetzungs- und Transfermaßnahme. Projektpartner sind die Evaluationsforschungseinrichtung CEval, die GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und das Sustainable Packaging Institute der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Das Vorhaben wird im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, vertreten durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), durchgeführt und über das Programm zur Innovationsförderung des BMEL finanziert. Das Netzwerk stellt sich auf der Webseite vor.
Ressourcenverbrauch verringern, Umwelt schützen
„Lebensmittelverpackungen werden nur kurz genutzt und selten wiederverwendet. Etwa zwei Drittel werden zwar recycelt, doch werden die Materialien kaum wieder in Verpackungen eingesetzt“, erklärt Frieder Rubik, Experte für nachhaltige Produktion und Konsum am IÖW und Projektleiter des Repack-Netzwerks. „Neben dem erheblichen Ressourcenverbrauch wird die Umwelt zudem durch Makro- und Mikroplastik belastet.“ Anliegen des RePack-Netzwerks ist es, die in dem Förderprogramm entwickelten Innovationen in die Breite zu tragen, damit sie Kunststoffe in der Lebensmittelkette spürbar reduzieren.
Recycling und biobasierte Kunststoffe vor dem Durchbruch?
„Heute ist es noch so, dass Kunststoffverwerter nach Absatzmärkten für ihre recycelten Materialien suchen müssen. Dieser Markt wird sich – aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben zur Einsatzquote von Rezyklaten – absehbar von einem Käufermarkt in einen Verkäufermarkt drehen“, erwartet Kurt Schüler von der GVM. „Alle Kunststoffverarbeiter werden händeringend nach Rezyklaten suchen, im Markt für PET-Rezyklate und Rezyklate mit Lebensmittelzulassung zeigt sich das schon heute.“
Um Verpackungen aus Biokunststoffen ist es in den letzten Jahren ruhig geworden, so die GVM. „Zu Unrecht“, sagt Schüler, „denn das Ziel, weniger fossile Rohstoffe einzusetzen, kann beim Lebensmittelkonsum nur erreicht werden, wenn auch Kunststoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe verwendet werden.“
Alternative Verpackungen müssen alltagskompatibel sein
„Die Verbraucherinnen und Verbraucher zeigen sich besorgt über die allgegenwärtige Verbreitung langlebiger Plastikrückstände in der Umwelt und sie sehen es als eines der dringlichsten Umweltprobleme an“, erklärt Lukas Sattlegger, Experte für Plastikmüll und Verpackungen am ISOE. Doch führt diese Einstellung nicht automatisch dazu, plastikfreie oder weniger umweltbelastende Verpackungsalternativen zu wählen. Entscheidend für den Erfolg alternativer Verpackungssysteme ist nicht nur ihre Akzeptanz, sondern auch ihre Praktikabilität bei den alltäglichen Einkaufs- und Konsumroutinen.
„Um etwa Unverpackt-Angebote auszuweiten, braucht es neben Unverpacktläden auch Unverpackt-Segmente in klassischen Supermärkten, unverpackte Bestellangebote, unverpackten Marktverkauf und unverpackte Lieferketten – und das alles möglichst flächendeckend und in unterschiedlichen Produkt- und Preissegmenten“, so Sattlegger.