Das frühere Karlsbad, heute Karlovy Vary in Tschechien, gilt als einer der bekanntesten und traditionsreichsten Kurorte der Welt. Die Heilwirkung seiner Quellen ist seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Zu seiner Blütezeit im 19. und frühen 20. Jahrhundert prägte Karlsbad zusammen mit Städten wie Baden-Baden in Deutschland oder Montecatini Terme in Italien die Reise- und Kurgesellschaft Europas. Mit ihrer besonderen Architektur sowie ihren sozialen und kulturellen Angeboten waren sie bedeutende Meilensteine für die frühe Entwicklung des globalen Tourismus. Aus gutem Grund zählt Karlsbad deshalb seit 2021 zum UNESCO-Welterbe der 11 „Bedeutenden Kurstädte Europas“.
Einer der berühmtesten Söhne der Stadt war Heinrich Mattoni, der 1873 mit dem Erwerb des rund 10 km flussabwärts an der Eger gelegenen kleinen Heilbades Kyselka die Wurzeln für den nach ihm benannten Mineralbrunnen legte. Mattoni ließ für den Vertrieb seines Wassers eigens eine Eisenbahnlinie errichten: 1898 verkaufte er bereits rund 8 Millionen Flaschen, deren Etikett er mit dem roten Adler aus seinem Familienwappen versehen ließ. Für seine Verdienste wurde der Unternehmer vom österreichischen Kaiser in den Adelsstand erhoben.
Seit 1991 im Besitz der italienischen Familie Pasquale, ist Mattoni 1873, wie die Marke sich inzwischen nennt, mit 11 Produktionsstandorten in Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Österreich und Serbien der größte Vertreiber von Erfrischungsgetränken in Mitteleuropa. Dabei setzt das Unternehmen klar auf Tradition: So hat man in Kyselka bereits drei vom Verfall bedrohte Gebäude mit viel Liebe zum Detail und unter Beachtung des Denkmalschutzes restaurieren lassen. In einem ist das Mattoni-Museum untergebracht. Ein anderes, das aus dem 19. Jahrhundert stammende Hotel Praha, wird heute als Bürogebäude für den IT-Bereich genutzt. So wie hier alt und neu zusammengeführt werden, so zukunftsorientiert präsentiert sich Mattoni 1873 jenseits allen Geschichtsbewusstseins: Mehr als 40 Millionen Euro hat der Abfüller allein in den letzten drei Jahren in modernste Technologie für seine Werke investiert.
Unternehmer und Verbandspräsident
Jüngste Anschaffung ist eine komplette Dosenlinie von KHS, auf der erstmals in Tschechien Mineralwasser in recycelbare Getränkedosen abgefüllt wird – die zudem bereits zu rund 70 Prozent aus recyceltem Aluminium bestehen. „Die neue, hochmoderne Anlage bereichert unser Portfolio um die letzte Behälterkategorie, die uns noch gefehlt hat“, freut sich Executive President und Firmeneigentümer Alessandro Pasquale. „Nun können wir den Markt für alkoholfreie Getränke mit allen Arten von Getränkeverpackungen beliefern. Und wir sind jetzt in der Lage, den heimischen Markt einfacher mit Getränken aus dem lizenzierten Pepsi-Portfolio zu versorgen, dessen Produkte in Dosen wir bisher aus dem Ausland transportieren mussten.“ Pasquale leitet nicht nur das Familienunternehmen, er ist zugleich Präsident des Europäischen Mineralwasserverbands NMWE. In dieser Eigenschaft möchte er nicht nur die Getränkeindustrie Tschechiens, sondern der gesamten EU kreislauffähig und nachhaltig machen.
Neben dem Dosenfüller Innofill Can C mit einer Leistung von bis zu 20.000 Behälter pro Stunde umfasst die neue KHS-Linie je einen Palettierer und Depalettierer, eine Mischanlage sowie einen Tunnelpasteur und zwei Schrumpfpacker – mit und ohne Trays. „Insgesamt werden auf unseren Maschinen bis zu 12 verschiedene Formate und eine enorme Vielfalt an unterschiedlichen Produkten abgefüllt“, betont Lubomir Neubauer, Area Sales Manager Tschechien und Slowakei bei KHS. „Entsprechend haben wir die Anlage so konfiguriert, dass sie ein Maximum an Flexibilität bietet. Besonders der Innofill Can C, der im Unterschied zum bisher meist eingesetzten KHS-Hochleistungsfüller Innofill Can DVD den mittleren Leistungsbereich abdeckt, ist hier eine perfekte Wahl.“
Quellen schützen, Emissionen senken
Produziert werden vor allem aromatisiertes Mineralwasser der Mattoni-Marken Imuno, Essence, Multi, Black und Cedrata sowie Getränke aus dem Pepsi-Sortiment und von weiteren lizenzierten Marken, die bisher ebenfalls zum Beispiel aus Polen nach Tschechien importiert werden mussten. Insofern ist die neue Investition auch ein Fortschritt in Sachen Nachhaltigkeit, der sich Mattoni 1873 konsequent verschrieben hat: Neben dem Schutz seiner Quellen, die man in ihrer kristallklaren Reinheit für künftige Generationen bewahren will, gilt das Engagement des Getränkeabfüllers vor allem der Reduzierung von Emissionen: Vor über 10 Jahren hat man die damalig eigens erbaute Bahnlinie restauriert und damit das Werk Kyselka wieder an das tschechische Schienennetz angebunden. Seitdem werden jährlich bis zu 80.000 Paletten per Güterzug transportiert, wodurch bisher insgesamt weit über 20.000 Lkw-Fahrten eingespart werden konnten – gut sowohl für die Atmosphäre als auch für die Verkehrssituation.
Entsprechend des Credos ihres Chefs richtet die Gruppe ihren Fokus vor allem auf das Thema Zirkularität: „Schon lange streben wir die vollständige Kreislauffähigkeit all unserer Getränkeverpackungen an“, erklärt Unternehmenssprecherin Lutfia Volfová. „Wir verwenden zum Beispiel Glas-Mehrwegflaschen und bemühen uns darum, PET-Flaschen und Getränkedosen lokal recyceln zu lassen.“ Dazu passend hat der Abfüller die Initiative Zálohujme.cz gegründet, die sich für die Einführung eines landesweiten Pfandsystems stark macht und deren Sprecherin Volfová ebenfalls ist. „Diese Maßnahme würde das Behälterrecycling erleichtern und ankurbeln, wodurch ein Großteil der für die Herstellung der Primärrohstoffe erforderlichen Ressourcen wie Energie und Wasser sowie Kohlenstoffemissionen eingespart werden könnte.“ Recyceltes Aluminium ließe sich genauso wie PET hervorragend als Material für Getränkeverpackungen wiederverwenden, findet Volfová: „Aber damit es in einen Kreislauf geführt werden kann, müssen wir eine effiziente Rücknahme sicherstellen.“ Bis dahin liegt noch ein Stück des Weges vor der Initiative. Derzeit werden in Tschechien erst 3 von 10 Dosen gesammelt.
Gemeinsame Erfolgsgeschichte
Die Verbindung zwischen Mattoni 1873 und KHS währt bereits über 30 Jahre: Seit der Übernahme durch die Pasquales Anfang der Neunzigerjahre wurde immer wieder neues Equipment des Dortmunder Systemanbieters erworben – von einer Streckblasmaschine für das Werk in Mähren über Kisters-Packer in Südböhmen, eine CombiKeg-Linie für das Mineralwasser Poděbradka aus Mittelböhmen bis hin zu einer Flaschenreinigungsmaschine für den Pepsi-Abfüllbetrieb in Prag. Seit vielen Jahren erfolgt zudem ein regelmäßiger enger Austausch, der sich mit wechselnden Themen wie technologischen Entwicklungen, Veränderungen im Konsumentenverhalten, Marktentwicklungen oder Regulierung befasst.
Neben der vertrauensvollen Zusammenarbeit sowie der positiven Resonanz vergleichbarer KHS-Referenzprojekte im Markt gab für den Neuling im Behältersegment Dose vor allem die eigene KHS-Niederlassung vor Ort den Ausschlag, wie Volfová feststellt: „Sie ermöglichte uns in jeder Phase der Umsetzung des Projektes eine aktive Kommunikation auf allen Ebenen zwischen unseren Spezialisten und dem Team von KHS. Es war für uns ein sehr überzeugendes Argument, dass unsere Partner im persönlichen Kontakt jederzeit ganz ohne Sprachbarrieren schnell reagieren konnten.“ Immerhin umfasst die lokale Präsenz in Tschechien 18 Mitarbeiter, die unter anderem das Layouting, die Montage und generelle Inbetriebnahme selbst verantworten.
Inklusive aller Nebenkosten für Umbauten, Erweiterung der Lagerkapazität und Anschlüsse hat Mattoni 1873 für die neue Anlage, die seit 2023 im Dreischichtbetrieb läuft, mehr als 8,2 Millionen Euro aufgewendet. „Die Marktbedeutung in Mitteleuropa und das starke Wachstum der Gruppe erfordern, dass wir unsere Produktionskapazitäten weiter ausbauen und modernisieren. Die größte Aufmerksamkeit haben wir in den vergangenen drei Jahren der Wiege unseres Unternehmens, der Region Karlsbad und unserem Werk in Kyselka, gewidmet, wohin der größte Teil der Mittel geflossen ist“, sagt Pasquale. Firmengründer Heinrich Mattoni hätte das sicher gefallen.