Roland-Berger-Studie Trotz Konjunkturhoch: Deutschen Industrien droht Strukturwandel

Gerade die Branchen Automobil und Maschinenbau haben einen Strukturwandel dringend nötig.

07.05.2018

Deutsche Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft, doch sie sollten darüber nicht vergessen, dass sie mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert sind: Digitalisierung, Fachkräftemangel, nachlassende Innovationskraft sowie protektionistischen Tendenzen - in vielen Branchen ist ein Strukturwandel dringend nötig. Besonders betroffen sind laut einer neuen Studie von Roland Berger die Branchen Automobil und Maschinenbau.

„Die gute Konjunktur führt leicht zu Trägheit", sagt Falco Weidemeyer, Senior Partner bei Roland Berger und Leiter des Bereichs Corporate Performance. „Dabei sollten Unternehmen in guten Zeiten ihre Geschäftsmodelle hinterfragen, Business-as-usual ist gerade jetzt gefährlich." Viele Industriebereiche stehen vor erheblichem Strukturwandel .Davon sind auch die Teilnehmer der aktuellen Studie von Roland Berger überzeugt: Trotz guter Konjunktur glauben 88 Prozent der befragten Restrukturierungsexperten, dass ein branchenspezifischer Strukturwandel für Anpassungsbedarf sorgt. Dazu kommen der technologische Wandel (ca. 86%) und der globale Wettbewerb (75%). Vor allem deutsche Vorzeigeindustrien wie Automobil (ca. 95%), Anlagenbau (ca. 87%) und Handel (ca. 84%) werden Veränderungen stark zu spüren bekommen.

„Die Veränderungen bergen auch Wachstumschancen", sagt Sascha Haghani, Co-Geschäftsführer in der DACH-Region und globaler Leiter des Competence Center Restructuring und Corporate Finance von Roland Berger. „Allerdings gilt das nur für Unternehmen, die Entwicklungen aktiv mitgestalten. Doch genau das gelingt vielen Unternehmen noch nicht." Die Gründe: Managementfehler (90%), neue Wettbewerber (ca. 78%) sowie disruptive Technologien (ca. 74%). „Unternehmen müssen schneller auf unvorhergesehene Veränderungen reagieren können, nur so können sie zukunftsfähig bleiben."

Verschiedene Branchen - unterschiedliche Herausforderungen

Automobilindustrie: Im Jahrhunderwandel
Trends wie E-Mobilität, autonomes Fahren oder neue Mobilitätskonzepte wie Car Sharing und Ride Hailing bedrohen zunehmend das traditionelle Geschäftsmodell der Autoindustrie, das bisher auf dem Verkauf von Fahrzeugen beruht. Die Branche muss sich umfassend für eine neue Generation von Mobilitätsnutzern öffnen und passende datengetriebene Geschäftsmodelle entwickeln. Dass hier Investitionen nötig sind, haben auch Venture Capital-Investoren erkannt: Ihre Investitionen in Mobilität stiegen von 2016 auf 2017 um 130 Prozent.

Energiewirtschaft: Sinkende Margen, hohe Verschuldung
Die Energieversorger kämpfen seit Jahren mit sinkenden Gewinnmargen im Erzeugungsgeschäft. Waren es vor zehn Jahren noch über 20 Prozent (EBITDA), sind es heute nur noch 6 Prozent. Dazu kommt eine hohe Verschuldung: Jedes fünfte Unternehmen ist bereits nicht mehr kreditwürdig. Zwar hat die Branche bereits reagiert, doch Trends wie eine zunehmend dezentralisierte Energieerzeugung, die Abkehr von fossilen Brennstoffen oder die Sektorenkopplung erfordern weitere Anpassung. Netzbetreiber sollten neue Geschäftsfelder erschließen, etwa Ladeinfrastrukturen, dezentrale Erzeugungstechniken und Mobilitätsplattformen.

Maschinenbau: Trügerische Sicherheit durch gute Lage
Die zahlreichen Hidden Champions des deutschen Maschinenbaus sind relativ gut durch vergangene Krisen gekommen. Auch im aktuell schwierigen politischen und wirtschaftlichen Umfeld behauptet sich die Branche weiter. Doch der Druck steigt: Abnehmer brauchen weniger Kapazitäten, Additive Manufacturing und neue Wettbewerber nehmen Marktanteile weg. Potenzial bieten Service-Angebote und neue Einsatzbereiche für vorhandene Technologien. Dafür braucht es eine gute Datenbasis und entsprechende Ressourcen.

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