Unternehmen sind immer mehr bereit, in nachhaltige und KI-gesteuerte Lieferketten zu investieren, weil es einfach immer mehr Störungen gibt und der Druck, sich zu regulieren, immer größer wird. Das ist das Ergebnis der „2024 Supply-Chain-Executive-Umfrage“, die Blue Yonder veröffentlicht hat.
84 Prozent von Unterbrechungen der Lieferkette betroffen
Befragt wurden 600 Führungskräfte weltweit, die im Supply-Chain Management aktiv sind. Von den Befragten kommen 318 aus den USA, 96 aus Frankreich, 90 aus der DACH-Region und 96 aus Großbritannien. Eine große Mehrheit von 84 Prozent gibt an, im Vorjahr von Unterbrechungen der Lieferkette betroffen gewesen zu sein.
In der DACH-Region waren sogar 97 Prozent der Unternehmen mit Störungen konfrontiert, die meisten im Vergleich aller Regionen weltweit. „Unterbrechungen der Lieferkette stellen nach wie vor eine große Herausforderung für Unternehmen dar“, sagt Andrea Morgan-Vandome, Chief Innovation Officer bei Blue Yonder.
„Angesichts der Tatsache, dass die Mehrheit der Unternehmen weltweit im letzten Jahr von Störungen betroffen war, liegt es auf der Hand, dass wir mehr denn je innovative Technologielösungen brauchen, die Unternehmen mit der notwendigen Resilienz versehen, um auf Störungen dauerhaft schnell und flexibel reagieren zu können.“
Herausforderungen: Unterbrechungen und steigende Kosten
Die häufigsten Ursachen für Störungen der Lieferkette im vergangenen Jahr waren:
mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen (48 Prozent),
verlängerte Lieferzeiten bei Materiallieferanten (47 Prozent),
fehlende Arbeitskräfte (44 Prozent),
mangelnde Verfügbarkeit von Transport- und Frachtschiffen (41 Prozent).
Die am häufigsten genannten Folgen von Lieferkettenunterbrechungen waren:
Verzögerungen bei der Lieferzeit für Kunden (42 Prozent),
Produktionsstillstand (42 Prozent),
das Nichteinhalten-Können neuer Vorschriften (39 Prozent).
Die beiden gravierendsten Auswirkungen – Verzögerungen für den Kunden und Produktionsstillstände - waren in den meisten Regionen identisch. In der DACH-Region wurde hingegen Personalmangel von 49 Prozent der Befragten als Hauptursache für Lieferkettenunterbrechungen angesehen.
In den letzten Jahren waren vor allem die Inflation und ihre geschäftlichen Auswirkungen für Führungskräfte im Supply Chain Management die zentrale Herausforderung. In der „Supply-Chain-Executive-Umfrage“ von 2024 nannten:
48 Prozent der DACH-Unternehmen Materialkosten als den Bereich, der am stärksten von der Inflation betroffen ist.
Auf globaler Ebene waren es dagegen die Bereiche Transport (38 Prozent) und Materialkosten (34 Prozent), die am stärksten von steigenden Kosten betroffen sind.
Die Kombination aus Störungen der Lieferkette und Inflation hat bei vielen Unternehmen die Gewinnspannen verringert. Weltweit wurden die Gewinnspannen von 46 Prozent der Unternehmen angesichts steigender Kosten kleiner. In der DACH-Region waren hingegen lediglich 43 Prozent der Unternehmen von sinkenden Gewinnmargen im letzten Jahr betroffen.
Investitionen in KI und Nachhaltigkeit
Viele Unternehmen reagieren auf diese Herausforderungen mit strategischen Investitionen - insbesondere in den Bereichen KI und Nachhaltigkeit: Fast acht von zehn globalen Unternehmen (79 Prozent) haben ihre Investitionen im operativen Bereich der Lieferkette erhöht, lediglich 4 Prozent haben ihre Investitionen reduziert.
Weltweit investierten 51 Prozent der Unternehmen mehr als 10 Millionen Dollar in die Lieferkette.
In den meisten Regionen investierten 80 Prozent der Unternehmen weniger als 15 Millionen Euro in die Lieferkette, mit Ausnahme der DACH-Region. Hier investierten 31 Prozent der Unternehmen mehr als 15 Millionen Euro.
Für 48 Prozent der globalen Unternehmen ist Nachhaltigkeit der wichtigste Investitionsbereich, gefolgt von KI-basierter Technologie (41 Prozent), der Entwicklung neuer Strategien (40 Prozent), zusätzlichen Arbeitskräften (39 Prozent) und der digitalen Transformation (37 Prozent).
Bei Investitionen in Nachhaltigkeit sind die USA weltweit führend
55 Prozent (gegenüber 42 Prozent im Jahr 2023 und 43 Prozent im Jahr 2022) der US-amerikanischen Unternehmen erhöhen ihre Anstrengungen in diesem Bereich.
Bei den britischen Unternehmen investieren 27 Prozent in Nachhaltigkeit, in der DACH-Region sind es 49 Prozent und 46 Prozent bei Unternehmen in Frankreich/Benelux.
In der DACH-Region konzentrieren sich Unternehmen bei der Maximierung der Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette hauptsächlich auf die Verringerung von Abfall und Überschuss (66 Prozent) sowie auf die Reduzierung von Rückgabeprozessen (47 Prozent). Auch die Verbesserung der Nachhaltigkeit und der Berichterstattung der Lieferanten (38 Prozent) sowie Innovationen im Produktdesign spielen eine wichtige Rolle.
„Es ist ermutigend zu sehen, wie positiv sich Nachhaltigkeitsinvestitionen in den USA in den letzten beiden Jahren entwickelt haben“, sagt Saskia van Gendt, Chief Sustainability Officer bei Blue Yonder. „Dieser Trend spiegelt die weltweit gestiegene Bedeutung von Nachhaltigkeit wider, insbesondere in den USA, wo Nachhaltigkeit im Vergleich zu anderen Regionen bisher nicht so stark im Fokus stand.“
„Obwohl nur 2 Prozent der Befragten Nachhaltigkeit als ihre Hauptaufgabe innerhalb ihres Unternehmens nannten, stieg Nachhaltigkeit insgesamt dennoch an die Spitze als eine wichtige Investition“, so van Gendt. „Dies könnte signalisieren, dass Lieferkettenfunktionalitäten zunehmend für die Nachhaltigkeit des gesamten Unternehmens verantwortlich werden.“
Starker Anstieg von Investitionen in Künstliche Intelligenz
Als zweithäufigste Lieferketten-Investition wird KI von Unternehmen weltweit in einem immer größeren Umfang eingesetzt:
Mehr als die Hälfte der globalen Unternehmen nutzen KI in der Lieferkettenplanung (56 Prozent), im Transportwesen (53 Prozent) und im Auftragsmanagement (50 Prozent).
Seit dem Aufkommen generativer KI hat eine große Zahl der globalen Unternehmen (80 Prozent) diese Technologie in irgendeiner Form in ihren Lieferketten implementiert, entweder vollständig (12 Prozent), teilweise (33 Prozent) oder in Pilotprojekten (35 Prozent). Mit großem Erfolg: 91 Prozent der befragten Unternehmen finden, dass sich durch generative KI Lieferkettenprozesse optimieren und Entscheidungsfindungen effektiver durchführen lassen.
„Unternehmen erkennen allmählich die Bedeutung, die KI und generative KI für ihre Lieferketten haben. Diese Technologie verändert die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Angebote planen, auf Veränderungen in der Nachfrage reagieren und Störungen bewältigen. Wenn sie ihre Lieferkette wirklich digital transformieren wollen, müssen sie KI einsetzen. Nur so können Unternehmen weiterhin vorne mitspielen und ihre Geschäftsziele erreichen“, so Morgan-Vandome.
Investitionen in die Lieferkette führen zu Effizienzsteigerungen in Unternehmen. In der DACH-Region gaben 52 Prozent der Unternehmen an, dass sie ihre Effizienz durch höhere Investitionen steigern konnten. Investitionen in die Lieferkette trugen auch zum Ausbau des Marktanteils in der DACH-Region bei (44 Prozent), führten zu höherem Umsatzwachstum (43 Prozent) und resultierten in weniger Störungen (38 Prozent).