Der Hersteller von Biogasanlagen Weltec Biopower hat nach einer öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag für eine Anaerobstufe bei der städtischen Kläranlage Bückeburg erhalten. Neben Erd- und Elektroarbeiten verantwortet die Firma den Neubau eines Schlammeindickers, eines Maschinenhauses für das Blockheizkraftwerk (BHKW) sowie eines Faulturms. Die Kosten für die Modernisierungen belaufen sich auf 4,14 Millionen Euro.
Bislang praktiziert die Kläranlage Bückeburg mit 33.000 Einwohnerwerten (EW) eine aerobe Abwasserbehandlung. Durch die Umstellung auf eine anaerobe Schlammstabilisierung sollen Betriebsprozesse optimiert sowie eine höhere Energieeffizienz erreicht werden. Auch wird die Anlage durch die Verfahrensumstellung voraussichtlich 664 t weniger Treibhausgase pro Jahr emittieren.
Die Investitions- und Förderbank Niedersachsen belohnt die CO2-Einsparung im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit einer Million Euro. Betriebsbereit soll die Anaerobstufe ab Oktober 2021 sein.
Weniger Klärschlamm und kleinere Stromrechnung
Neben ökologischen Verbesserungen soll die anaerobe Abwasseraufbereitung die jährlich anfallende Klärschlammmenge von 2.800 auf 1.800 t senken. Zusätzlich kann der Betreiber nach Angaben von Weltec fünf Prozent des Strombedarfs einsparen.
Das größte Einsparpotenzial liegt dabei in den Faulgasen: „Mit den 465.000 kWh Strom, die wir jährlich aus dem Klärgas gewinnen, können wir 40 Prozent unseres eigenen Strombedarfs decken“, kalkuliert Rainer Klenke, technischer Leiter des Abwasserbetriebes der Stadt Bückeburg. Er hat errechnet, dass die jährliche Stromrechnung um zwei Drittel von 195.000 Euro auf 65.000 Euro sinken wird.
Kostengünstiger Faulturm und statischer Schlammeindicker
Den Faulturm führt Weltec als Edelstahlbehälter in Segmentbauweise mit einem Doppel-Propeller-Rührwerk aus. Mit einer Höhe von 6,3 m und einem Durchmesser von rund 19 m beträgt das Fassungsvermögen 1.823 m3.
Die Speicherung des Klärgases findet dabei in einem flexiblen Doppelmembrandach mit knapp 600 m3 Volumen statt. Diese Bauweise ist in der Anschaffung günstiger als ein herkömmlicher Faulturm und daher eine gute Lösung für kleinere Abwasseranlagen.
Der neue statische Schlammeindicker mit Tauchmotorrührwerk und 342 m3 Fassungsvolumen besteht ebenfalls aus Edelstahl. Für die effiziente Verwertung des Gases sorgt ein 226-kW-BHKW. Sowohl der generierte Strom als auch die Wärme werden auf dem Betriebsgelände genutzt. Zudem wird eine Gaskesselanlage mit 170 kW Leistung im Maschinenhaus installiert, um die Wärmeversorgung des Faulbehälters auch bei Wartungen des BHKWs sicherzustellen.
Geringere Schlammtransport- und -entsorgungskosten
Parallel zum Bau der Anaerobstufe wird ein Vorklärbecken neu in den Prozess eingebunden. Dadurch wird dem Abwasser bereits Primärschlamm entzogen, die CSB-Fracht reduziert sich um ein Drittel. Das senkt die Belüftungsdauer im Belebungsbecken und damit die Energiekosten.
„Werden Schlämme wie zuvor aerob stabilisiert, enthalten sie eine höhere Menge Organik und lassen sich schlechter entwässern“, erklärt Thomas Sextro, Vertriebsmanager bei Weltec. „Mit dem anaeroben Verfahren verfügt der Klärschlamm nach der Entwässerung etwa 35 Prozent weniger Volumen, und dies mindert die Transport- und Entsorgungskosten des Schlamms.“
Mit der Kombination aus Abwasserreinigung, Energiegewinnung und Klimaschutz kann die Stadt Bückeburg ihre Kosten für Schmutzwasser und Oberflächenentwässerung in Zukunft konstant halten. Den Bürgern bleibt eine Gebührenerhöhung erspart.