Die für Glyphosat federführende Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte im Juli aus wissenschaftlicher Sicht keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine erneute Zulassung vorgebracht. Bei einer Risikobewertung der Auswirkungen von Glyphosat auf die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie auf die Umwelt wurden von der Behörde keine kritischen Problembereiche festgestellt.
In das Ergebnis war auch die Bewertung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) aus dem Vorjahr eingeflossen. Die EFSA wies – wie allerdings in der Regel auch bei anderen Pflanzenschutzmitteln üblich – auf Datenlücken hin. Hierzu gehörten Aspekte des ernährungsbedingten Risikos für die Verbraucher sowie die Bewertung der Risiken für Wasserpflanzen. Gleiches gelte für das Thema Biodiversität.
„Auf dem Pflanzenschutzmittelmarkt gibt es Produkte, deren umweltrelevanter Bezug ähnlich oder stärker kritisch bewertet werden muss als der Einsatz von Glyphosat. Ein Verbot des Wirkstoffs müsste logischerweise dazu führen, dass auch viele andere Pflanzenschutzmittel sofort vom Markt genommen werden müssen", so Andreas Herrmann aus dem VDI-Fachbereich Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik. Für den Einsatz von Glyphosat spricht die Ungefährlichkeit und schnelle Abbaubarkeit des Mittels, ergänzt er.
Zukünftig sollte laut ihm dafür gesorgt werden, dass Anwendungen von Glyphosaten, die potenziell zu Rückständen im Erntegut führen können, beispielsweise der Einsatz in der Braugerste, stärker reguliert werden. Problematisch ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln durch unsachgemäße Anwendung wohl am ehesten im privaten Bereich. "Hier könnte ein 'Sachkundenachweis Pflanzenschutz' Voraussetzung für deren Nutzung sein", sagt der VDI-Experte.
Alternative Methoden
Tendenzen des zukünftigen Ackerbaus sind dennoch absehbar. Die Klimakrise ist aktuell und in den nächsten Jahren die größte Herausforderung. „Die Entwicklung eines Pflanzenschutzmittels dauert vom Screening bis zur Vermarktung 10 bis 12 Jahre. Ein Kandidat muss die hohen Hürden der Zulassungsbehörden absolvieren. Glyphosat hat die Nachweise erbracht, potenzielle Wirkstoffe müssen diese noch leisten“, ordnet Herrmann ein.
Der VDI spricht sich dafür aus, dass die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln gezielter und möglichst auch pflanzenindividuell erfolgen sollte. Smart Farming entwickelt Lösungen in diese Richtung. Primat sollten im täglichen Geschäft ackerbauliche und Fruchtfolgemaßnahmen haben. „Hier muss gewährleistet sein, dass die angebauten Früchte vom Markt akzeptiert und zu kostendeckenden Preisen abgenommen werden. Mittelfristig kann die Züchtung krankheitsresistentere Pflanzen hervorbringen. Mechanische und physikalische Verfahren werden zur Unkrautregulierung zukünftig wieder einen größeren Stellenwert einnehmen, aber den chemischen Pflanzenschutz nicht ersetzen können“, so Herrmann.