Kollaborative Roboter sind eine neue Generation von Robotern für die direkte Zusammenarbeit mit Menschen, auch ohne Sicherheitsabstand und Schutzkäfige. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Neue Materialien (INM) stellen nun erstmals einen Cobot vor, der mit mikrostrukturierten Oberflächen für die Handhabung von Objekten ausgestattet ist. Die weichen Strukturen bieten keine scharfen Ecken oder Kanten und vermindern somit das Verletzungsrisiko für den Menschen.
„Unsere innovativen Haftsysteme bestehen aus einem hochelastischen Material. Das Greifen und Ablösen von Objekten wird durch intelligente Oberflächenstrukturen beeinflusst“, sagt Eduard Arzt, wissenschaftlicher Direktor und Leiter des Programmbereichs Funktionelle Mikrostrukturen. Dadurch könne auf spitze Greifer oder Pinzetten verzichtet werden. Objekte im Produktionsprozess lassen sich transportieren und abgelegen, ohne dass Mensch oder Objekt zu Schaden kommen. Die Haftststrukturen eignen sich dabei besonders für empfindliche Teile, wie Geräte für die Automobil-, Halbleiter- und Displayindustrie.
Für alle Cobot-Anwendungen geeignet
Die Gecomer-Technologie kann auf alle Prozesse ausgedehnt werden, in denen Cobots eingesetzt werden. Das umfasst auch anspruchsvolle Umgebungen wie beispielsweise im Vakuum. „Wir sind zuversichtlich, dass unsere Gecomer-Strukturen auch diesen Markt erobern werden“, sagt dazu Karsten Moh, Leiter der Gecomer-Applikationen am INM.
Unabhängig davon, ob die Strukturen in Cobots oder Robotern eingesetzt werden, haben die Forscher nicht nur die Eignung der Gecomere in verschiedenen industriellen Umgebungen nachgewiesen. Am INM wurde auch ein Rolle-zu-Rolle-Prozess entwickelt, der es ermöglicht, die Haftstrukturen in großen Mengen mit geringen Kosten herzustellen.
Mit dem geplanten Spin-off-Unternehmen Innocise bringt INM die Entwicklungen der Gecomer-Klebstoffstrukturen auf den Markt. Innocise wurde für den Leibniz-Gründerpreis 2019 nominiert.