Vergessene Tools orten Wie vernetztes Werkzeug-Tracking tausende Euros spart

Jeder vergisst mal etwas. Um Werkzeuge und Maschinen schnell wiederzufinden, hat Ford ein Ortungssystem entwickelt, das Bluetooth und GPS nutzt.

01.09.2022

Ingenieure am Ford Research and Innovation Center haben ein System entwickelt, mit dem sich der genaue Standort von Werkzeugen und Maschinen mithilfe von Bluetooth und GPS orten lässt. Im Rahmen von Feldversuchen sowie Berechnungen der RWTH Aachen ließen sich die Einsparpotenziale der Technologie aufzeigen: mehrere hundert Euro pro Nutzfahrzeug.

Eine Auftragsabwicklung vor Ort erfordert oft, dass Mitarbeiter eine Reihe von Werkzeugen oder Maschinen benötigen. Werden diese jedoch vor Fahrtantritt vergessen, kann dies Mehraufwand und auch erhöhte Kosten bedeuten. Tatsächlich beziffern Experten die jährliche Mehrbelastung für Unternehmen in diesen Fällen mit 450 Euro pro Fahrzeug. Das Einsparpotenzial nach Berechnungen des Lehrstuhls für Marketing der RWTH Aachen wird auf circa 38 Euro pro Fahrzeug und Monat geschätzt.

Außerdem sparen Arbeiter gut etwa eine Stunde pro Woche, da sie nicht nach Werkzeugen suchen müssen, während Disponenten und Verwaltungskräfte durch eine effizientere Koordinierung von Werkzeugen und Lieferwagen rund zwei Stunden pro Woche einsparen. Je nach Größe der Flotte können somit mehrere Tausend Euro zusammenkommen.

Ford-Ingenieure am Research and Innovation Center in Aachen haben jüngst ein Pilotprojekt abgeschlossen, das es Unternehmen ermöglichen könnte, den Standort ihrer Werkzeuge und Maschinen mithilfe von Bluetooth-Konnektivität und GPS-Ortung jederzeit zu überwachen. Das System verwendet robuste Ortungsgeräte, die in Werkzeugkisten oder an Maschinen platziert werden, um eine Verbindung zum Firmenfahrzeug sowie zu einem zentralen Server herzustellen. Auftraggeber des Pilotprojekts ist Ford Pro, das neue Dienstleistungs- und Vertriebsunternehmen von Ford.

Werkzeuge überall wiederfinden

Die Ortungsgeräte erinnern Fahrer daran, dass ein Werkzeug oder eine Maschine sich beispielsweise noch auf der Baustelle befindet, da es dort vergessen wurde. Aufgrund des Trackings wissen Unternehmen zudem stets, wo sich ihre Werkzeuge und Maschinen zu einem beliebigen Zeitpunkt befinden. Dies ermöglicht eine verbesserte Koordination und unterstützt die Abstimmung mit den Mitarbeitern.

Außer dem Aufwand für die Ersatzbeschaffung vergessener oder fehlender Werkzeuge könnten Unternehmen durch das Tracking auch davon profitieren, dass Mitarbeiter keine Zeit durch langes Suchen oder durch das Abholen vergessener Werkzeuge verlieren. Die Überprüfung des Bestands ließe sich ebenfalls effizienter gestalten, ebenso die Vorausplanung von Werkzeugen und Maschinen, die im Transporter mitgenommen werden müssen.

So funktioniert das Tool-Tracking

Jedes Werkzeug, jede Maschine ist mit einem eigenen Ortungsgerät ausgestattet, das robust und wasserdicht ist und extremen Temperaturen standhalten kann. Die Geräte verbinden sich via Bluetooth und GPS-Ortung mit einem zentralen Server, auf den alle Mitarbeiter des Unternehmens sowohl im Büro als auch zum Beispiel auf der Baustelle zugreifen können, etwa über einen Laptop, den Fahrzeugbildschirm oder eine App auf einem Tablet oder Smartphone.

Die Werkzeuge und Maschinen lassen sich nach Kriterien wie Fahrzeug, Lager, Werkzeugtyp oder Maschinenname codieren und listen. Eine Übersicht zeigt in Echtzeit den aktuellen Standort der Geräte, während zugleich auch der Einsatzstatus jedes Werkzeugs und jeder Maschine – funktionsfähig, defekt oder in Wartung – angezeigt werden kann.

Bereits beim Beladen des Fahrzeugs wird jedes Werkzeug und jede Maschine auf dem bordeigenen Bildschirm erfasst und zugeordnet. So lässt sich am Ende des Tages feststellen, ob möglicherweise eines von ihnen fehlt. Eine Live-Liste der Werkzeuge an Bord dient dem schnelleren Überprüfen des Bestands. Der Zugriff auf den Status der im Depot des Unternehmens gelagerten Ausrüstung ermöglicht zudem einen effizienteren Transport zwischen den einzelnen Einsatzstandorten und eine einfachere Auftragsplanung durch die Zuweisung von Werkzeugen zu jeweiligen Aufträgen. Wird ein Werkzeug oder eine Maschine über Nacht im Fahrzeug gelassen, erhält der Fahrer eine Diebstahlwarnung auf sein Smartphone, sollten Unbefugte versuchen, die Arbeitsmittel zu entwenden.

Service soll bald verfügbar sein

Drei im Raum Köln ansässige Unternehmen unterschiedlicher Branchen (Bauen und Renovieren, Sanitär und Badezimmer, Garten- und Landschaftsbau) halfen dabei, die Praxistauglichkeit des Ford-Pro-Tool-Trackings für Flotten verschiedener Größe zu testen. Ford plant, weitere Feldstudien umzusetzen, bevor der Service den Kunden in naher Zukunft zur Verfügung gestellt werden soll.

„Selbst der aufmerksamste Kollege kann am Ende eines langen Tages einen Werkzeugkasten zurücklassen oder etwas vergessen, wenn er zu einem anderen Job eilt. Auf stark frequentierten Baustellen können Arbeitsmittel manchmal verwechselt oder gestohlen werden, wenn sie über Nacht liegen bleiben“, sagt Walter Pijls, Supervisor, CV Ecosystems, Research and Advanced Engineering bei Ford of Europe. „Da Arbeitsprojekte oft eng getaktet sind, kann der Zeitaufwand für den Ersatz verlorener Geräte zu einer Kaskade von Problemen führen, wobei jede Verzögerung Zeit und Geld kostet.“

Dennis Schmidt-Demel, Projekt Supervisor Instandhaltung bei Demel Garten- und Landschaftsbau, berichtet aus der Praxis: „Früher haben wir aufwendige Inventarlisten geführt. Da war es mitunter eine echte Herausforderung, einzelne Werkzeuge wiederzufinden. Jetzt behalten wir nicht nur leichter den Überblick über unsere gesamte Ausrüstung, sondern können auch anhand unserer Daten sehen, welche Werkzeuge wie oft benutzt werden, welche Werkzeuge wir zusätzlich brauchen und welche das Ende ihres Lebenszyklus erreichen.“

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