Automatisierte Fahrprozesse Zwischen Industrie 4.0 und intelligenter Logistik

Bild: Martin Stollberg / www.martinstollberg.de
21.07.2015

Die Entwicklung von automatisierten Fahrzeugen wird nicht nur den Individualverkehr verändern, sondern auch Logistikprozesse im Produktionsumfeld. Eine Kooperation zweier großer Player könnte hier den Durchbruch bringen.

Bosch Mobility Solutions hat zusammen mit dem niederländischen Karten- und Verkehrsinformationsanbieter TomTom jetzt eine Kooperation vereinbart, die das hochautomatisierte Fahren ein Stück mehr Realität werden lassen könnte.

TomTom erstellt dabei die Karten, während Bosch die Anforderungen an Genauigkeit und Inhalte aus der Systementwicklung ableitet. Erste Teilkarten nutzt Bosch bereits für Testfahrten mit seinen automatisiert fahrenden Erprobungsfahrzeugen auf der Autobahn A81 in Deutschland und der Interstate I280 in den USA. „Nur mit hochgenauen Karten können wir ab 2020 automatisiert auf der Autobahn fahren“, betont Bosch-Geschäftsführer Dr. Dirk Hoheisel die Bedeutung der Kooperation. „Bis Ende 2015 wollen wir neue, hochgenaue Karten von allen Autobahnen und Autobahnähnlichen Straßen in Deutschland für das automatisierte Fahren haben“, so Jan Maarten de Vries, Vice President Automotive von TomTom.

Autobahnen und öffentliche Straßen dürften dabei die Nagelprobe für solche Systeme sein. Was dort erfolgreich arbeitet, wird auch in weniger befahrenen, streng reglementierten Werkshallen und auf dem Werksgelände funktionieren. Möglich sind hier beispielsweise optimierte Logistikprozesse und selbstfahrende Versorgungsfahrzeuge, die im Rahmen der Industrie 4.0 selbständig für Materialnachschub sorgen können. Hinzu kommt, dass hier auftretende Gefahren und Veränderungen besser erfasst und in die Systemdaten eingefügt werden können.


Die bei dem neuen System zum Einsatz kommenden Karten sind mit heutigen Navigationsssystemen nicht vergleichbar – sie unterscheiden sich vor allem in zwei Punkten. Neben der deutlich höheren Genauigkeit im Dezimeter- statt im Meterbereich, besteht das Kartenmaterial für das hochautomatisierte Fahren zudem aus mehreren Schichten. Über die Basis-Navigationsschicht erfolgt die Berechnung der Fahrtroute von A nach B mit der Abfolge der zu befahrenden Strecken. Anhand der Lokalisierungsschicht ermittelt ein automatisiertes Fahrzeug seine genaue Position in einer Fahrspur. Dazu vergleicht es zum Beispiel Informationen zu Objekten, die es über die Umfeldsensoren erhalten hat, mit den entsprechenden Informationen in der Lokalisierungsschicht. Ein Fahrzeug bestimmt so seine relative Position zu diesen Objekten.

Die darüber liegende Planungsschicht beinhaltet neben allen Attributen – Fahrbahnmarkierungen, Verkehrsschilder oder Tempolimits – unter anderem auch Informationen zur Fahrbahngeometrie, wie zum Beispiel Kurvenradien und Gefälle. Mit Hilfe der Planungsschicht entscheidet ein automatisiert fahrendes Fahrzeug beispielsweise, wann es die Spur wechselt. Um auch kurzfristige Veränderungen im Straßenbild zu erkennen, planen TomTom und Bosch den Einsatz weiterer Fahrzeugflotten mit entsprechenden Sensoren an Bord.

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