Trendbericht Abfüllen und Etikettieren Zwischen Nachhaltigkeit und Nachverfolgbarkeit

Die Verpackungsbranche boomt: Fast 24 Milliarden Euro erzielte die Branche im vergangenen Jahr, 16,2 Mrd. davon im Inland. Rund 115.000 Mitarbeiter arbeitenin der Verpackungsindustrie.

Bild: Faller; iStock, kanzefar
05.09.2016

Ende September öffnet die Fachpack in Nürnberg ihre Tore und präsentiert Neuigkeiten und Produkte im Bereich der gesamten Verpackungswirtschaft. Die wichtigsten Trends im Bereich der Abfüllung und Etikettierung haben wir für Sie zusammengestellt.

Die Verpackungsbranche boomt: Fast 24 Milliarden Euro erzielte die Branche im vergangenen Jahr, 16,2 Mrd. davon im Inland. Rund 115.000 Mitarbeiter arbeiten in der Verpackungsindustrie. Dabei ist Verpackungstechnologie, gerade im europäischen Raum, zunehmend aber auch weltweit, eng verbunden mit der dazugehörigen Recyclingtechnik. Insbesondere im Bereich der Kunststoffe und bei Papier liegt die Recyclingquote in Deutschland oberhalb von 99 Prozent. Damit verbunden ist eine Recyclingindustrie, die im Jahr 2013 einen Gesamtumsatz von 9,57 Mrd. Euro in Deutschland erzielte (gegenüber rund 7 Mrd. Euro 2008 ein satter Anstieg in den letzten Jahren).

Doch Verpackungsvermeidung wird von vielen Endkunden inzwischen als sinnvoller angesehen als sinnvolle Recycling-Methoden. Ein aktueller Trend, der sich über sämtliche Konsumentenmärkte zieht, ist der, auf Einzelverpackungen, gerade im Bereich der Kunststoffe, zu verzichten. Der in den Medien viel beschriebene Loseverkauf ist dabei allerdings definitiv noch ein Nischenthema.

Verpackung und Maschine umweltfreundlich

Damit verbunden sind auf Nachhaltigkeit setzende Verpackungsmaschinen, die wie das kürzlich von Bosch Packaging vorgestellte Sealed Paper Packaging System auf umweltfreundliche Papiervarianten setzen (siehe auch Seite 64). Diese Verpackungen ermöglichen eine mit Kunststoffen vergleichbare Reißfestigkeit und Handling-Freundlichkeit.

Ein weiterer Trend im Verpackungswesen, der sich bereits länger abzeichnet, ist die zunehmende, dem Marketing geschuldete Schnelllebigkeit, die eine unkomplizierte und rasche Umrüstung und Anpassung der Maschinen erfordert. Dieser Entwicklung tragen heute viele Hersteller Rechnung und bieten den Verpackung verarbeitenden Unternehmen Maschinen mit (teils automatischen) Umrüst-Kits. Selbst wer langfristig stets dieselben Verpackungen nutzt, profitiert so, wenn sich das Verpackungsdesign nach etlichen Jahren dann doch ändert, indem er sich den Kauf der neuen Maschine spart. Hier gewinnt die Beratung durch die Maschinenbauer an Bedeutung und ermöglicht zugleich, sich vom einzig über den Preis operierenden Produzenten abzuheben.

Tracking von der Produktion bis zum Kunden

Sowohl im Business-Umfeld als auch bei Konsumprodukten geht weiterhin der Trend hin zur Individualisierung, gerade auch im Bereich der Etikettierung – von der individuellen Müslimischung bis hin zum namentlich bedruckten Nougatcreme-Glas. Immer häufiger sind Produktionsstraßen, Etikettiermaschinen und Verpackungslogistik über eine zentrale Datenverarbeitung miteinander verzahnt. Für die Unternehmen bedeutet dies zum einen eine Verkürzung der Produktionszeiten, zum anderen aber auch die Möglichkeit, dem Kunden zusätzliche Informationen mitzugeben wie Seriennummern, Individualisierte Beipackzettel oder auf den Nutzer zugeschnittene Produktinformationen sowie offene und versteckte Prüfnummern. die sich zur Echtheitsprüfung eignen. Denn gerade in der Pharmabranche können Produktfälschungen nicht nur Menschenleben kosten, sondern auch das Image eines Unternehmens nachhaltig beschädigen. Insbesondere im Online-Handel und gerade bei Lifestyle-Medikamenten gilt heutzutage jedes zweite verkaufte Präparat als gefälscht.

Eine wichtige Rolle spielt im Pharmabereich zudem die EU-Arzneimittelrichtlinie, die eine Arzneimittelkennzeichnung vorsieht, welche Medikamente inklusive Herstellungscharge und Produktionsort eindeutig zuordnet und per Track & Trace nachvollziehbar macht. Damit verbunden ist ein Erstöffnungs- und Manipulationsschutz, der sicherstellt, dass die vergebenen Details ebenso wenig manipuliert werden können wie die Ware selbst. Wird diese geöffnet, verfärbt sich beispielsweise ein damit verbundener Aufkleber. Implementiert ist hier eine End-to-end-Lösung, die über eine Online-Datenbank nachvollzogen werden kann.

In der Etikettierung von Einzelteilen und Industriegütern führt überdies nichts an einer maschinenlesbaren Codierung vorbei – ob klassischer QR-Code, Nearfield Communication (NFC) oder per RFID-Chip. Besonders zuverlässig sind hier Verfahren, die auf Redundanzbasis arbeiten, so dass sich Daten auch dann auslesen lassen, wenn der Code nicht vollständig ist. NFC und RFID ermöglichen (Hand in Hand mit dem Mobilgerät) zudem die Ablage größerer Datenmengen und liefern dem Konsumenten wertvolle Zusatzinformationen zu seinem Produkt und der Herstellung.

Eine weitere Entwicklung, die sowohl den Pharmasektor als auch den Food- und Beverage-Bereich betrifft, ist der Trend hin zu speziellen Portionsverpackungen, etwa fertig gefüllte Einwegspritzen oder Verpackungen mit Frischeanzeige, die beispielsweise anzeigen, wenn es Lücken in der Kühlkette gab oder die Präparate Licht ausgesetzt wurden. Gerade bei Biopharmazeutika, proteinhaltigen Medikamenten oder Krebspräparaten sind dies oftmals wichtige Faktoren für die Wirksamkeit. Im Lebensmittelbereich sind solche Verpackungen insbesondere in Bereichen gefragt, in denen es um Lieferung unverdorbener Ware in Haushalte oder die Gastronomie geht, wo ein Logistikdienstleister im Spiel ist.

Bildergalerie

  • NFC-Chips in Medikamentenschachteln ermöglichen das Nachvollziehen der Echtheit eines Produkts und liefern Zusatzinformationen für den Patienten, die dieser aufs Smartphone bekommt.

    NFC-Chips in Medikamentenschachteln ermöglichen das Nachvollziehen der Echtheit eines Produkts und liefern Zusatzinformationen für den Patienten, die dieser aufs Smartphone bekommt.

    Bild: Faller

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