Wie hat sich das Unternehmen in den letzten 100 Jahren gewandelt?
Natürlich haben sich die Sortimente, die wir anbieten, extrem verändert in 100 Jahren. Doch schon unser Unternehmensgründer Max Conrad prägte den Leitgedanken, der uns bis heute erfolgreich macht: Wir wollen nicht einfach nur Händler sein, sondern echten Mehrwert für unsere Kund*innen schaffen. Zutrauen in den Wandel ist dabei Teil unserer DNA. Die Welt dreht sich ständig weiter und auch Kundenbedürfnisse verändern sich. Darauf zeitnah und zielsicher zu reagieren, zeichnet uns aus. Veränderung zieht sich also quasi wie ein roter Faden durch unsere Unternehmensgeschichte.
Was waren die drei wichtigsten Meilensteine in der langen Firmengeschichte?
Die drei wichtigsten Meilensteine? Bei 100 Jahren Firmengeschichte, auf die wir zurückblicken, ist das eine echt schwierige Frage. Schon in den ersten Jahren unserer Firmengründung waren wir mit Bauteilen für die damals revolutionären Medien Radio und Fernsehen am Puls der Zeit. Und ich denke, es ist tatsächlich eine unserer größten Stärken, technische Veränderungen frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. Bereits 1976 haben wir beispielsweise eine EDV-Anlage eingeführt und waren damit schon ein Jahr später in der Lage, täglich 1.000 statt bislang 150 Pakete zu versenden.
Und auch im Internet war Conrad Pionier, richtig?
Genau das wäre für mich der zweite Meilenstein. 1997 gingen von heute auf morgen 30.000 Produkte auf conrad.de online. Angestoßen und vorangetrieben wurde dieser Schritt vom heutigen Vorsitzenden des Verwaltungsrates Werner Conrad. Und nur ein Jahr später wird bereits Conrad Business Supplies offiziell gegründet, um verstärkt Geschäftskunden anzusprechen. Und damit wären wir bei Meilenstein Nummer drei: 2017 läutet der Launch des Conrad Marketplace unsere Transformation zur Conrad Sourcing Platform ein. Unser Ziel ist klar: Wir wollen für alle Kund*innen in Europa, die technischen Bedarf haben, Partner der Wahl sein und somit Europas führende Beschaffungsplattform werden.
Conrad hat sich jetzt mit der reinen B2B-Fokussierung und weg vom stationären B2C-Handel neu ausgerichtet. Was waren hierfür die Gründe?
Der Trend, dass gerade Privatkund*innen ihren Bedarf weniger im stationären Handel decken und stattdessen vermehrt online einkaufen, geht unvermindert weiter. Dies unterstreicht, dass wir mit unserer bereits vor Jahren erfolgten Strategieänderung auf dem richtigen Weg sind: Wir haben B2B im Fokus, aber Endverbraucher*innen können nach wie vor online einkaufen. Im B2C Markt wurde die Digitalisierung sehr dynamisch und schnell vorangetrieben. Die Anforderungen dort waren ja durchaus komplex, da nicht an ein Zentrallager, sondern an Millionen Endverbraucher geliefert wird. Dieses B2C-Erbe nutzt uns auch in der B2B-Welt, da sich das Kaufverhalten dort durchaus an die B2C-Welt annähert.
Conrad will „die“ B2B-Beschaffungsplattform für technischen Bedarf sein. Was verbirgt sich dahinter?
Ganz einfach könnte man sagen: Seit 100 Jahren bieten wir Zugang zu Technik – natürlich je nach Jahrzehnt in unterschiedlicher Form. Aber immer stand ein Anliegen im Mittelpunkt, nämlich mithilfe von Technik das Leben von Menschen angenehmer und Firmen erfolgreicher zu machen. Vor fünf Jahren haben wir uns entschlossen, exakt diese Kompetenz vermehrt unseren B2B-Kunden zukommen zu lassen und sie dabei zu unterstützen, schwierige Einkaufsprozesse zu vereinfachen und ihnen so am Ende Zeit und Geld zu sparen. Genau das leistet die Conrad Sourcing Platform.
Mit welchen neuen Services und Lösungen will Conrad zukünftig Kundenbindungen aufbauen?
Aktuell bieten wir und unsere Marktplatz-Partner unseren Geschäftskunden ein Sortiment von über neun Millionen Produktangeboten. Wir verstehen uns aber nicht nur als Distributor mit einem umfangreichen und dynamisch wachsenden Sortiment, sondern als Lösungsanbieter: Unter anderem bieten wir Unternehmen aller Größen maßgeschneiderte E-Procurement-Lösungen, um ihre Beschaffung zeitsparender und kostengünstiger zu gestalten. Dazu kommen zielgruppenspezifische Services wie etwa unser 3D-Druck-, Kalibrier- oder unser Kabelmeterservice. Und bei uns zählt seit jeher der Faktor Mensch, das heißt, Geschäftskunden erhalten fachkompetente Betreuung über unseren Innen- und Außendienst.
Was verbirgt sich im Einzelnen hinter dem Conrad Profistore-Konzept?
Als Verlängerung des Online-Handels ergänzt das neue Filialkonzept die Conrad Sourcing Platform ideal: Geschäftskunden finden in unseren Profistores ein speziell auf sie zugeschnittenes und sofort verfügbares Sortiment und damit die Möglichkeit, professionelle Technik und Elektronik unmittelbar vor Ort zu beschaffen. Zum anderen bieten die Profistores Gelegenheit, sich zu Produktneuheiten oder hochpreisigen Investitionsgütern beraten zu lassen.
Ein Blick in die Zukunft. Was planen Sie langfristig im Hinblick auf die Unternehmensausrichtung?
Hier möchte ich drei Schwerpunkte nennen: Wir betreiben einen Marktplatz, um Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit auch in Zukunft sicherzustellen. Und zwar nicht nur in Deutschland: In Österreich, den Niederlanden, Italien und Frankreich haben wir bereits einen Conrad Marketplace gelauncht, weitere Länder folgen. Und natürlich haben wir im Zuge dieser Internationalisierung auch das Thema Cross-Border-Beschaffung im Blick. Punkt zwei ist das Thema E-Procurement. Bereits jetzt haben wir 3.000 Anbindungen allein in Deutschland realisiert. Unser Ziel ist es, in diesem Jahr die Zahl um 20 Prozent zu steigern, so dass noch mehr B2B-Kunden Kosten und Zeit bei ihrer Beschaffung sparen können. Und wir machen drittens alles rund um die Themen Produkt- und Supply Chain-Services – von der Sonderbeschaffung für Kunden bis hin zu Fulfillment by Conrad für unsere Marktplatz-Seller.