Erneuerbare Energien sind weltweit weiter auf dem Vormarsch. Soeben erst hat die chinesische Regierung angekündigt, ihre ehrgeizigen Photovoltaik-Ausbaupläne doch weiter verfolgen zu wollen. In den USA brummt der Solarmarkt nach aktueller Rechtslage mindestens noch bis 2018. In Indien lässt die Regierung Modi riesige Photovoltaik-Kraftwerke planen und bauen. Japan hat gerade einen Solarboom erlebt. Selbst die arabischen Staaten haben die Sonne entdeckt, um ihr Öl auf Dauer doch lieber gewinnbringend exportieren zu können. Weltweit von Afrika über die Tigerstaaten bis Lateinamerika entstehen kleinere Märkte. Und die Rohstoff, Zellen, Modul- und Systemhersteller? Sie produzieren und automatisieren was das Zeug hält und lassen sich auch von einzelnen signifikanten Überkapazitätsphänomenen, wie dem Polysilizium Preisverfall seit Ende vergangenen Jahres, kaum irritieren.
Rund 230 GW PV-Strom sind nach Angaben des Europäischen Solarverbands derzeit global am Netz. Der weltweite Zubau 2015 betrug je nach Berechnungsgrundlage zwischen 50 und 58 GW. Knapp weniger als die 63 GW bei den Windanlagen, jedoch auch hier Tendenz zweistellig steigend. Laut Marktanalyse von IHS warten weitere 200 Gigawatt Solarleistung auf ihre Errichtung. Nur in Europa scheint die große PV-Begeisterung erst einmal vorüber. Inzwischen hat auch Großbritannien als letztes europäisches Boomland die Förderbremse gezogen und die Förderung für Großanlagen mit mehr als einem MW Spitzenleistung faktisch eingestellt. Analysten rechnen derzeit nicht damit, in Europa wieder Jahre mit Zubau von 10 GW und mehr zu erleben.
China liegt auf Platz eins
Dennoch geht das Bekenntnis zur Sonnen- und Windenergie offenbar in den meisten Nationen Hand in Hand. Auch bei der Windenergie ist China laut Global Wind Energy Council (GWEC) die unangefochtene Nummer eins weltweit, mit inzwischen etwa 150 GW kumulierter Gesamtleistung und rund der Hälfte des weltweiten Gesamtzubaus. Dies ist mehr als ein Drittel der weltweit installierten Gesamtleistung von mehr als 430 GW. Windenergieländer Nummer zwei und drei sind – mit deutlichem Abstand zu China – die USA und Deutschland, sowohl was die Gesamtleistung als auch was die jährlichen Zubauraten betrifft. Dann wieder auf deutlich niedrigerem Niveau folgen Brasilien und Indien. Zudem haben es Kanada, Polen und Frankreich 2015 über die 1GW-Marke geschafft.
EEG treibt voran
Ähnliche Pläne verfolgt derzeit die Bundesregierung mit der anstehenden EEG-Novelle. Die Zeit der Garantieabnahmepreise sei damit endgültig vorbei. Man werde ab spätestens Anfang kommenden Jahres auf rein marktwirtschaftliche Ausschreibungen setzen, hat Bundeswirtschaftsminister Gabriel Anfang vergangenen Monats angekündigt. Den Zuschlag erhalten solle dann immer die Technik, die die geringsten Subventionen erfordert. Für die deutsche PV-Branche, die ohnehin bereits in aller Herren Länder aktiver ist, klingt das noch nicht nach neuem Inlandsboom bei großen Solarparks – schon gar nicht, so lange auf Material- und Projektkostenseite Marktbeschränkungen wie die Mindestpreise für chinesische Module bestehen bleiben und so lange die globale Nachfrage nach Rohstoffen und Komponenten für Solaranlagen und damit die Systempreise so stabil sind wie derzeit.
„Realistisch betrachtet sollte derzeit niemand auf weitere signifikanten Systempreissenkungen im Solarbereich spekulieren“, betont Ralf Maier, Vertriebsleiter bei RUSOL, einem der letzten noch existierenden deutschen PV-Großhandelsunternehmen. „Aber die Weltmarktpreise für Standardprodukte sind inzwischen ohnehin niedrig und der Trend in Deutschland geht zu kleineren, dezentralen Installationen privat oder im Gewerbebereich. Dort sind höhere Leistungsklassen bei Modulen Richtung 300 kWp oder doppelseitig beschichtete PERK-Zellen und intelligente Micro-Inverter stark gefragt und Preise nicht unbedingt entscheidend.“ Dennoch sind Systemanbieter wie Frankensolar optimistisch. Thomas Vogel, Geschäftsführer der Frankensolar Projektmanagement GmbH: „Sonne plus Wärmepumpe plus Speicher und Smart Grid/Metering-Technik, das ist in reifen Solarmärkten wie in Deutschland, Schweiz und Benelux – und vermutlich auch im residential Markt in Japan und Südafrika – im Wohnungsbereich die Zukunft. Die Preise für die Speicher werden weiter nachgeben und dann wird das Ergebnis noch attraktiver für jeden privaten Bauherren oder Sanierer.“ Der Kern – auch für den intelligenten Verbundeinsatz von Sonne und Wind – ist in seinen Augen das Lastenmanagement „und zwar für ein stabiles Netz – bis in die einzelnen Endverbraucher-Geräte hinein“, betont der Smart-Building Experte.
Die Nabenhöhe macht´s
Für Deutschland zeigt der aktuelle Bericht im Auftrag von Bundesverband Windenergie und VDMA Power Systems zur „Kostensituation der Windenergie an Land“: „Die Kosten je Kilowatt der Windenergieanlagen steigen mit der Nabenhöhe. Tendenziell sind Anlagen einer größeren Leistungsklasse je Kilowatt günstiger, die einzige Ausnahme bilden Windenergieanlagen mit einer Nabenhöhe unter 100 Metern. Die Standardabweichung der Hauptinvestitionskosten liegt im Durchschnitt in den Anlagenkategorien bei 88 €/kW. Im Zeitverlauf betrachtet, zeigt sich sowohl hinsichtlich der Kosten je Kilowatt als auch hinsichtlich der Kosten je Quadratmeter überstrichener Rotorfläche im Durchschnitt eine Kostensenkung.“ Laut der Schlusstabelle des Berichts sind im günstigsten Fall 4,6 ct bei 150 Prozent Onshore-Standortqualität erreichbar. Bei 100 Prozent Standortqualität werden Kosten zwischen 5,8 bis deutlich über 7 ct errechnet.
Letztlich wird es also bei freiem Markt vom jeweiligen Standort und von den Finanzierungsmöglichkeiten abhängen, welche Technik sich jeweils durchsetzt.