5 Bewertungen

Steffen Winkler, Bosch Rexroth Automatisierung ohne Grenzen

Steffen Winkler ist CSO der Business Unit Automation der Bosch Rexroth. Mit über 20 Jahren Berufserfahrung in der Automatisierungsbranche in Funktionen wie Entwicklung, Produktmanagement, Business Development und Unternehmensstrategie sowie aktiver Mitarbeit in Branchenverbänden ist Steffen Winkler anerkannter Experte im weltweiten Automatisierungsmarkt.

Bild: Bosch Rexroth
10.11.2021

Komplex, starr, proprietär. Das ist die bisherige Automatisierungstechnik. Sie hinkt der IT-Welt hinterher. Damit sie den modernen Anforderungen gewachsen ist, braucht es einen Paradigmenwechsel. IT wird mit OT verzahnt, Domänenwissen vereint. Offene, einfach einsetzbare, flexible Automatisierungslösungen, die in Co-Creation entstehen, sind die Zukunft.

In der heutigen volatilen Welt geht es darum, vorauszudenken. Es gilt, Unabhängigkeit, Flexibilität und Zukunftssicherheit zu fördern. Die Zeiten starrer Automatisierungssysteme sind daher vorbei. Die neue Generation an Ingenieuren und Entwicklern möchte agil, bedarfsorientiert und mit den von ihnen bevorzugten Entwicklungsumgebungen arbeiten. Lösungen müssen sich an den Bedürfnissen der Anwender orientieren – nicht umgekehrt.

Ein weiterer Treiber für den erforderlichen Paradigmenwechsel in der Automatisierung ist: Automatisierungssteuerung, IT-Welt und OT sind längst aufeinander angewiesen und verzahnen sich immer mehr. Software wird in diesem Konstrukt zu einem wichtigen Faktor für Produktivität und zum Wettbewerbsvorteil für Anlagenhersteller, Betreiber und weitere Akteure. Diese möchten eigenes Know-how in die Steuerung und Software einbringen. Industrielle Automatisierung bedeutet demnach Software-Entwicklung.

Dies alles erfordert offene, einfach einsetzbare und modulare, skalierbare Automatisierungslösungen. Auf Grund seiner hohen Stabilität, der weiten Verbreitung und Lauffähigkeit auf einer Vielzahl von Prozessorarchitekturen bildet Linux dabei in vielen Fällen die Basis. Damit sind ein hoher Reifegrad und Sicherheit gewährleistet. Der Trend geht dabei eindeutig in Richtung Microservice- beziehungsweise App-basierte Systemarchitekturen. Der Nutzer besitzt damit den Vorteil, seine Lösung nach seinen Anforderungen zusammenstellen zu können und er zahlt nur, was er auch wirklich benötigt.

Das benötigte Domänen-Know-how in der Automatisierung ist jedoch heute in der Summe so breit, dass ein Unternehmen allein es nicht abdecken kann. Daher steigt die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in allen Richtungen. Anbieter und Partner sowie Kunden erarbeiten gemeinsam die beste Lösung. Jeder konzentriert sich in diesem Konstrukt auf seine Stärken und steuert Teillösungen bei, die über standardisierte Schnittstellen ideal ineinandergreifen. So entsteht ein Ökosystem rund um eine Automatisierungsplattform.

Anwender können dabei zwischen unterschiedlichen Lösungen wählen: Apps vom Hersteller, von Third-Party-Anbietern oder OEMs. Der Nutzer kann außerdem eigene Anwendungen integrieren. Die Software muss dabei nicht mehr in proprietärem Code oder System entwickelt werden und lässt sich daher viel besser portieren.

Eine moderne Automatisierungsplattform sollte sich heutzutage situationsbedingt anpassen können. Dies ist unter anderem durch App-Technologie möglich, so dass zum Beispiel eine industrielle Steuerung um Funktionen wie KI, Simulation oder Digital Twins erweitert werden kann.

Die Automatisierungsplattform der Zukunft löst klassische SPS-Aufgaben genauso wie sie Sicherheitsfunktionen abbildet, als Edge-Device fungiert oder die Basis für KI-Anwendungen darstellt. Dem Nutzer sollte daher ein breites Portfolio an Apps sowie die erforderliche Hard- und Software zur Verfügung stehen, um sich bedarfsgerecht in der digitalen Industriewelt bewegen und positionieren zu können. Alle bisherigen Grenzen der Automatisierung werden dabei aufgehoben, denn Fertigungslösungen definieren sich heute und in Zukunft über Software.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel