Smart Traffic & Mobility Carsharing 2.0

Leichter intermodal reisen: Quixxit verknüpft Reiserouten mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln und stellt solche Reiseketten zum Vergleich dar.

10.10.2013

Es kriselt in der Finanzwelt und in der Industrie. Viel rosiger ist da die Welt des geteilten Autos. Wie bereits in den vergangenen Jahren gibt es nur eine Richtung: Bergauf.

Wachsende Kundenzahlen, immer mehr Anbieter - eine Carsharing-Welle hat Deutschland erfasst. Dahinter steckt der Wunsch, individuell mobil zu sein, ohne ein Auto bereithalten zu müssen. Vor allem in Städten und Ballungsgebieten wird das immer einfacher - und das kommt bei den Fahrern an: So betrug am 1.Januar 2013 die Zahl der Menschen, die in Deutschland stationsbasierte sowie frei im Straßenraum verfügbare Angebote nutzten, 453.000; im Vorjahr waren es 262.000 (weitere Daten siehe Tabelle, Quelle: Bundesverband Carsharing BCS). Im internationalen Vergleich liegt nur die USA in absoluten Zahlen weiter vorn: Dort nutzen rund 700.000 Menschen Carsharing.

Das Konzept hat wie bereits 2011 einen Sprung nach vorne geschafft. Vor allem das stationsunabhängige Carsharing (Free-Floating-Carsharing) gilt als Wachstumstreiber. Zwar bieten in Deutschland bisher nur Car2go, DriveNow und Multicity in acht Städten diese Form an. Dennoch nutzt schon mehr als die Hälfte aller Carsharer solche Angebote. Neben dem generellen Carsharing-Boom zeigt der Jahresbericht 2012 des BCS noch eine andere Entwicklung: Von den rund 43 Prozent der Carsharing-Neukunden, die vor der Nutzung stationsbasierter Angebote mindestens ein privates Auto in ihrem Haushalt zur Verfügung hatten, haben schon rund 24 Prozent das eigene Auto durch Carsharing ersetzt.

Trotz der positiven Entwicklung ist Carsharing noch kein Flächenphänomen. Andreas Leo, Car2go-Sprecher, erklärte dies im Rahmen des Mobility 2.0-Forums „Mobil in der Stadt“ (siehe Seite 50) mit noch immer hohen Zugangshürden. Sein Unternehmen setzt deshalb auf Free-Floating und hat den Zugang vereinfacht. Dass Carsharing jedoch eine Investition in die Zukunft ist, die Durchhaltevermögen erfordert, zeigte jüngst das Ende von ZebraMobil: Der Carsharing-Dienst aus München hatte im Juli seinen Betrieb eingestellt, weil das Modell nicht profitabel war. Ein Grund zur Beunruhigung besteht aber nicht. Hinter vielen Angeboten stecken große Namen wie Daimler oder Peugeot, und private Dienste wie etwa Autonetzer erhalten Unterstützung von Investoren.

Intermodalität und Dienstleistungen

Damit Carsharing erfolgreich bleibt, ist es wichtig, auf die Wünsche der Kunden zu hören. Laut Andreas Leo wird die Vernetzung in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Das hat auch die Deutsche Bahn erkannt. Mit der neutralen Beratungsplattform Qixxit will sie die Auswahl der passenden Mobilitätsbausteine unterstützen und eine flächendeckende Reiseplanung von Tür zu Tür bieten. Qixxit verknüpft verschiedene Verkehrsmittel und erstellt Reiseketten vom Start bis zum Ziel (siehe Bild links). Als Verkehrsmittel integriert werden dabei unter anderem Mietwagen, Fernbusse, Carsharing-Angebote sowie Nah- und Fernverkehr und das Flugzeug.

Das Online-Angebot und die App berücksichtigen auch die Nutzung des eigenen Pkw und bieten dem Fahrer ein Parkplatz-Routing. Die Idee, die Parkplatzsuche zu vereinfachen, haben auch andere Anbieter aufgegriffen. „Parkplatz-Sharing“ ist das Stichwort. Die App Ampido bietet beispielsweise die Möglichkeit, den eigenen privaten Parkplatz stundenweise zu vermieten, etwa solange man selbst in der Arbeit ist.

Auch das Bezahlen wird künftig einfacher und mobiler. So bietet Mobile City mit der Smart-Parking-App eine Möglichkeit, auf öffentlichen Parkplätzen einen Parkschein zu kaufen, ohne die Parkdauer vorher festzulegen. SchlauerParken dagegen setzt vor allem auf Hightech: Sensoren sollen in Kombination mit einer App helfen, einen passenden Abstellplatz für das Auto zu finden. Geschäftsführer Thomas Hohenacker erklärt das Potenzial solcher Dienstleistungen: „Gerade durch das Wachstum des Carsharing ist es von großer Bedeutung zu wissen, wo man den Wagen wieder abstellen kann, und bei zunehmender Elektromobilität müssen freie Stromtankstellen angezeigt werden.“

Egal ob Parkplatzsuche oder Carsharing: Wichtig ist der Informationsaustausch. Das Projekt SmartSharing von Greenspider erprobt daher ein neues System, das Satellitennavigation, Near-Field-Communication sowie Cloud-Technologie verbindet und unter anderem die Integration von Elektroautos vereinfachen soll. Vernetzung spielt auch bei Corporate Carsharing eine Rolle. So bieten PSA und Sixt Leasing mit „Share your Fleet“ alle Leistungen rund um Beratung und Verwaltung von Unternehmensfuhrparks an. Ein ähnliches herstellerunabhängiges Konzept ist „Fleet Services“ von GE Capital. Mit „AlphaCity“ bietet die BMW-Tochter Alphabet das erste Corporate-Carsharing auf Leasingbasis an. Das nutzen etwa die Versicherungskammer Bayern und der Kreuzfahrtanbieter Aida. Die Vielfalt der Angebote zeigt, dass Carsharing noch viel Potenzial aufweist. Und die Konzepte sind wie die Mobilität der Zukunft: flexibel und individuell.

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