Eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020: die Bundesregierung steht weiter zu diesem Ziel. Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) will Deutschland damit zum Leitmarkt für Elektromobilität machen. Doch ihr aktueller Fortschrittsbereicht fällt mager aus: bis Ende 2014 rollten nur etwa 24.000 Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Wie man der Elektromobilität durch zielgerichtete Angebote auf die Sprünge helfen kann, zeigt jetzt die französische Traditionsmarke Peugeot. Der Hersteller hat seinen Kastenwagen Partner als rein elektrische Version ins Angebot genommen. Der 49 kW-Elektromotor kommt dabei auf eine Reichweite von 170 Kilometern – dank einer 327 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterie, deren 80 Zellen eine Kapazität von 22,5 Kilowattstunden haben.
Was das Angebot so spannend macht, ist die Zielgruppe. Denn viele Klempner, Schreiner und Elektriker legen bei ihrer Fahrt zum Kunden keine allzu weiten Strecken zurück, besonders in den Ballungsräumen. Außerdem werden die Fahrzeuge nur selten für besondere Anlässe wie etwa Urlaubsreisen eingesetzt. Um die Alltagstauglichkeit in der Praxis zu überprüfen, beteiligte sich Peugeot an der Initiative „Elektromobil im Betriebsalltag“ der Stadt Köln und der Handwerkskammer zu Köln. 20 Handwerksbetriebe testeten dabei über fünf Monate den vollelektrischen Peugeot Partner. Das Ergebnis: 93 Prozent der Teilnehmer gaben an, der E-Transporter sei im Kölner Betriebsalltag gut einsetzbar. Für ein gutes Drittel (36 Prozent) der Handwerker galt das sogar ohne jede Einschränkung.
Neben der Reichweite ist vor allem der Preis ein wesentliches Kriterium bei der Anschaffung eines Elektrofahrzeugs. Und dabei fordert der Peugeot Partner Electric seinen Kunden dann doch eine gute Portion Idealismus und Investitionsbereitschaft ab: das Grundmodell ist gegenüber der Dieselvariante um rund 4.000 Euro teurer, hinzu kommen gut 5.000 Euro für die Batterie. Kein Wunder, dass sich fast jeder dritte Handwerker (28 Prozent) aus dem Kölner Feldversuch Investitionszuschüsse wünscht. Dafür hat das Fahrzeug relativ niedrigere Betriebskosten: dank der Energie-Rückgewinnung beim Bremsen und Fahren ohne Gas verbraucht der Kastenwagen nach Angaben des Herstellers 17,7 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Die Batterie kann über eine haushaltübliche 230V-Steckdose in 8,5 Stunden aufgeladen werden; die Schnelladung auf 80 Prozent dauert an einer 400V-Gleichstrom-Ladestation rund 30 Minuten.
Und wie fährt er sich? Der Startvorgang läuft vollkommen lautlos ab. Über einen Drehregler legt man den Gang ein – und dann beschleunigt der elektrische Partner schnell und durchzugsstark in fünf Sekunden auf 50 km/h – für die Stadtfahrt völlig ausreichend. Geht man vom Gas, verzögert das Elektroauto deutlich stärker als ein Verbrenner – das ist gewöhnungsbedürftig und der Rekuperation geschuldet, man muss dadurch aber auch weniger bremsen. Außerorts braucht man etwas Geduld; die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h nimmt 18,7 Sekunden in Anspruch, die Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h wird aber locker erreicht. Um beim Fahrer das Bewusstsein für Nebenverbraucher wie etwa die Klimaanlage zu schärfen, haben die Peugeot-Ingenieure im Cockpit extra eine Eco-Anzeige für deren Verbrauch installiert, denn auch diese können einen maßgeblichen Einfluss auf die Reichweite haben.
Mit dem elektrischen Kastenwagen als Serienmodell setzt Peugeot ein deutliches Zeichen. Jetzt liegt es daran, ob sich auch viele Schornsteinfeger, Installateure und Metallbauer davon überzeugen lassen. Denn nur so kann die Nationale Plattform Elektromobilität ihrem hehren Ziel näher kommen.