Der erste Roboter, ein Unimate-Roboter, wurde bereits im Jahr 1961 bei General Motors in Amerika zur Fertigung eingesetzt. Im Jahr 1970 kam diese Technologie auch nach Europa und konnte erstmals in der Fertigung von Daimler-Benz zum Einsatz kommen. Die Verbreitung entwickelte sich rasend schnell weiter und 1973 kam die deutsche Firma Kuka aus Augsburg mit dem Famulus auf den Markt. Bereits hier hatte unser Unternehmen mit dem sogenannten Scara-Roboter die Finger im Spiel.
Bereits damals ging es um die Massenproduktion und darum, den Rund-um-die-Uhr-Einsatz zu ermöglichen. Denn gegenüber dem Mitarbeiter hat ein Roboter den Vorteil, dass er nicht müde wird und so problemlos wiederholende Aufgaben ausführen kann. Natürlich geht es auch um andere Tätigkeiten, die unter erschwerten Bedingungen im Industriebereich anfallen. Bereits damals kamen sie in schnellen Prozessen zum Einsatz, bei denen eine hohe und identische Stückzahl produziert werden musste. Diese Aufgaben konnte ein Roboter ideal ausführen und so die Prozesse optimieren. Die daraus resultierende Erfolgsgeschichte kennen wir heute. Mittlerweile werden pro Jahr gut eine halbe Millionen Roboter weltweit neu eingesetzt. China hat sich in diesem Bereich stark entwickelt und installiert mehr Roboter als alle anderen Länder zusammen. Die höchste Roboterdichte findet sich in Asien, Spitzenreiter sind Korea, Singapur und Japan, Deutschland liegt auf Platz 4 und China auf Grund der massiven Investitionen in die Robotik mittlerweile weltweit auf Platz 9.
In den letzten 60 Jahren hat sich unsere Welt verändert und wir sehen uns mit einem demografischen Wandel konfrontiert. Es wird immer weniger Facharbeiter geben und dementsprechend können wir auf weniger Fachwissen zurückgreifen. Die Produktion hat sich in den letzten Jahrzehnten dagegen vielfach in den asiatischen Raum verlagert. Das Produkt wird erst im Anschluss nach Europa verschifft. Aber gerade in den vergangenen Monaten können wir hier ein Umdenken miterleben, aus Gründen der Verfügbarkeit und auch wegen der Umweltaspekte.
Mittlerweile steht unser Energieverbrauch in keinem Verhältnis mehr zu dem, was wir uns als Gesellschaft eigentlich leisten können. Auch die Menge des Abfalls, den wir produzieren ist erheblich gestiegen. Wir müssen Fertigungstechnologien entwickeln, die energieeffizient sind und in hoher Qualität nachhaltig produzieren. Dadurch sinkt die Ausschussmenge und das hat selbstverständlich einen großen ökonomischen und auch ökologischen Vorteil.
Das Kauf- und Konsumverhalten hat sich in den letzten zehn bis 20 Jahren stark gewandelt. So haben wir beispielsweise durch dauerhafte Verfügbarkeit gewisse Erwartungen entwickelt – sind ungeduldiger geworden. Kunden erwarten, dass alles stets verfügbar ist und binnen Tagesfrist geliefert wird. Technische Neuerungen haben ermöglicht, Kundenwünsche individueller zu erfüllen, als es bei industriellen Gütern je zuvor der Fall war. Die ersten Autos hatten alle die gleiche Farbe und eine standardisierte Ausstattung. Heute gehen Produzenten auf die individuellsten Kundenwünsche ein.
So gibt es Turnschuhe, die mit dem eigenen Namen bestickt sind oder Colaflaschen, die man personalisieren kann. Die Massenproduktion verschiebt sich weiter in Richtung Individualisierung. Allerdings sollten die Produkte nicht teurer sein. Aufgrund dieser Entwicklungen ist Automatisierung so entscheidend. Unsere Ansprüche sind gestiegen, auch was die Qualität betrifft. Das ist meiner Meinung nach absolut richtig, denn hier rückt der Aspekt der Nachhaltigkeit in den Fokus. Denn weshalb sollten wir Produkte verwenden, die bereits nach einem halben Jahr defekt sind? Wir erwarten also eine lange Lebensdauer und eine gute Qualität. Diesen Erwartungen kann man nur mit einer qualitativ hochwertigen Fertigung begegnen.
Für eine Cobot-Automatisierung sprechen hier sehr viele Argumente: Einerseits ist da der Fachkräftemangel. Andererseits müssen wir uns mit einer Effizienzsteigerung auseinandersetzen, möchten wir wettbewerbsfähig bleiben. Wenn Sie ihr eigenes Unternehmen betrachten, sich umschauen und überlegen, welchen Herausforderungen sehe ich mich gegenübergestellt, dann werden Sie bestimmt an der ein oder anderen Stelle zu dem Schluss kommen: Hier ist Verbesserungspotenzial vorhanden und in diesem Prozess könnte eine Cobot-Automatisierung meine Produktion optimieren.
Auf der einen Seite haben wir rein manuelle Prozesse, bei denen ein Mitarbeiter an der Werkbank arbeitet und ein Einzelstück produziert. Auf der anderen Seite der Linie steht die Full-Line-Automation. Hierbei handelt es sich um hochtechnisierte Produktionsanlagen, wie Sie es vielleicht aus der Automobilindustrie kennen. Jedoch gibt es dazwischen weitere Stufen. Der Mitarbeiter, der an der Werkbank steht, kann flexibel auf alle Anforderungen des Prozesses eingehen. Eine automatisierte Linie wird programmiert und läuft nach vorgegebenen und repetitiven Mustern ab. Flexibilität ist hier nur sehr eingeschränkt möglich. Die Investitionen verhalten sich allerdings genau umgekehrt. Denn eine vollautomatisierte Linie ist wesentlich teurer als der manuelle Prozess. Selbstverständlich erhält man hier quantitativ mehr Output. Wo sind also jeweils die besten Einsatzgebiete?
Der ideale Einsatzort für einen Mitarbeiter ist sicherlich in manuellen Prozessbereichen, wo er adaptiv arbeiten kann. In Bereichen, in denen ich nichts mehr verändere, kann der vollautomatisierte Roboter eingesetzt werden. Ein Cobot unterstützt ideal im Bereich dazwischen. Er kann vorzugsweise dort eingesetzt werden, wo eine vollständige Automation zu teuer ist. Sie können die Produktivität und die Qualität optimieren und einer Arbeitskräfte-Verschwendung entgegenwirken. Der Einsatz eines Cobots lohnt sich dagegen nicht, wenn es sich um komplexe Anwendungen und große Investitionen handelt. Denn in der Regel existieren hier kontinuierliche und repetitive Prozesse.
Der Cobot arbeitet mit dem Menschen zusammen, daher sein Name. Er eignet sich nicht für die Massenproduktion in der Großindustrie. Er ist flexibel und verfügt über adaptierbare Anwendungen. Er ist, im Gegensatz zu dem Industrieroboter, leichter programmierbar. Eingesetzt werden kann er für wechselnde Aufgaben. Und das kann natürlich in der Industrie, je nach Applikation, für Dienstleistungen, aber auch gerade in kleinen und mittleren Unternehmen gut eingesetzt werden. Wie kann der Cobot das Personal dabei unterstützen? Bestimmte Tätigkeiten, die früher noch von einem Menschen ausgeübt wurden, können über einen kollaborativen Roboter realisiert werden. Wertvolle Arbeitsressourcen können gespart werden. So kann der Cobot den demografischen Wandel abfedern und unterstützen.
Roboter treten mit den Arbeitnehmern nicht in Konkurrenz. Ganz im Gegenteil: Wo viele Roboter eingesetzt werden, sind Unternehmen profitabel und stellen häufig noch mehr Mitarbeiter ein. Sie können dem Personal unterstützend zur Seite stehen und gegebenenfalls auch mehrere Maschinen bedienen. Ein weiterer Faktor spielt für die kontinuierliche Produktion eine bedeutende Rolle: Der Roboter macht keine Pausen und wird nicht müde. So kann er durch diesen Mehrschichtbetrieb auch entsprechend mehr Durchsatz erreicht werden.
Wo ergibt der Einsatz eines Cobots denn nun Sinn? Es gibt eine einfache Faustregel: Wenn man es blind und einhändig machen kann, dann eignet sich ein Cobot dafür. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Allerdings dürfen wir bei all den Vorteilen einen wichtigen Punkt nicht vergessen: Der Roboter allein stellt noch keine Lösung für unsere Herausforderungen und Probleme dar. Er ist lediglich der Arm, der noch eine Hand benötigt.