Sabine Wolf, MES Electronic Connect Dahin, wo es weh tut

MES Electronic Connect GmbH & Co.KG

Sabine Wolf ist seit 1990 Geschäftsführerin der MES Electronic Connect, ein seit 1985 etablierter B2B-Händler im Bereich Verbindungstechnik. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft und einem kurzen Intermezzo im Marketingbereich, immer mit vollem Herzen für MES und die Menschen dort tätig.

Bild: MES Electronic Connect
16.11.2021

Schon immer war klar, dass Hierarchien, veraltete Führungssysteme, Machtspiele und Perfektionismus die wenigstens Menschen glücklich und zufrieden machen - besonders heute, in dieser schnellen, digitalen und komplexen Welt. Erlernte Muster müssen abgelegt werden, es braucht eine neue innere Haltung der Führungskräfte.

Ein „Weiter so!“ kann es nicht geben – das ist seit der Pandemie den meisten klargeworden. Das betrifft nicht nur unseren Umgang mit den natürlichen Lebensräumen und -ressourcen, sondern auch wie wir miteinander umgehen. Da hat es mich sehr verwundert, dass nun viele Arbeitnehmer aus dem Homeoffice „zurückbeordert“ wurden – ohne Wenn und Aber, sogar das Equipment wurde eingezogen. Und all das nach einer sehr langen Zeit, wo Homeoffice prima funktioniert hat und es Hoffnung gab, dass davon etwas bleibt. Weil es nämlich gut war, weil es Menschen das Leben leichter gemacht hat, weil es eines der wenig positiven Veränderungen an diesem gesamtgesellschaftlichen Problem war, dass Corona verursacht hat. Das aber ist nur eines von vielen Symptomen für etwas, das ich schon lange beobachte, hinterfrage und für nicht stimmig halte.

Aber warum leben alte Verhaltensmuster so hartnäckig in Vorgesetzten, Führungskräften und Unternehmer*innen weiter? Warum schlägt bei der Mitarbeiterführung „Never change a running system“ oft „Auf zu neuen Ufern“? Ich bin mir da sehr sicher – weil es wehtut. Weil es schmerzt, sich selbst zu analysieren, an sich selbst, seiner inneren Einstellung und seinem Ego – das einen scheinbar ja dahin gebracht hat, wo man jetzt ist - zu arbeiten. Daran zu drehen, zu feilen, auch mal etwas zu riskieren und vielleicht auf die Nase zu fallen. Da schaut man doch lieber auf die offensichtlich fehlbaren Mitarbeiter und nimmt sie nun lieber mal wieder an die Kandare, äh an die Hand. Wären die Verantwortlichen nur halb so motiviert für „Gutes Arbeiten für Alle“ unterwegs wie sie es im Bereich Kostenersparnis sind, dann gäbe es in unserer Arbeitswelt viel mehr zufriedene und motivierte Menschen.

Dabei ist klar – Arbeiten kann von Beschäftigten auch ohne Druck, leicht und mit Freude und dabei trotzdem verantwortungsbewusst und effizient erledigt werden (Danke an Marion King, Les enfants terribles). Arbeit darf Spaß machen! Uff, was für eine These. Spaß macht, meiner Erfahrung nach, was Erfüllung bringt. Und was erfüllt Menschen in ihrem täglichen Job? Das sind in erster Linie Vertrauen, Verantwortung und Sicherheit. Vertrauen, dass einem nichts geschieht, wenn man Fehler macht oder Vorgesetzten widerspricht. Das Übernehmen von Verantwortung - für sich selbst, für schwierige Aufgaben, für eigene Entscheidungen. Und die Sicherheit, dass man sich offen und ehrlich einbringen kann und dass gemeinsame Entscheidungsprozesse gut funktionieren.

Wie kommt man dahin? Ich persönlich mit einem ersten wichtigen Schritt – „Inner Work“. Nur wer sich selbst gut führt, wer Verantwortung loslassen, kann und wer sich selbst ganz hintenanstellt, kann gutes Arbeiten für alle möglich machen. Die Beschäftigung mit den eigenen Schwächen und das Arbeiten an der eigenen Persönlichkeit ist die Basis für das Schaffen eines Arbeitsumfeldes geprägt von Gemeinschaft, Kooperation, Teilhabe und vor allen Dingen Menschlichkeit. Ich rate jedem, der etwas neues Gutes in seinen Teams, Abteilungen und Firmen schaffen will, sich hier professionell coachen zu lassen. Der innere Schweinehund macht einem sonst sehr schnell einen Strich durch die Rechnung, bei allem guten Willen zur Veränderung.

Das langsame Ablegen alter, oft unbewusster Muster und das Aneignen neuer Methoden wie beispielsweise der Abschied vom Perfektionismus, das Fördern von Kreativität, das Abgeben von Führerschaft, das Einfordern von Feedback zur eigenen Person, das Loslassen von Verantwortung, die verbale Zurückhaltung und das Aushalten von Ungewissheiten, führt dann fast von alleine zu einem besseren, entspannteren und erfüllten Arbeiten für alle.

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