Grund für den Boom: Mit Bildverarbeitungssystemen lernen Maschinen und Roboter zu sehen. Dieser Schlüsselaspekt kommt nicht nur im weltweiten Automations-Wettlauf der klassischen Industriezweige verstärkt zum Einsatz, sondern erobert auch ganz neue Branchen. 2016 dürfte sich der Wachstumskurs laut VDMA-Prognose mit einem Umsatzplus von 8 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro fortsetzen.
Allein im deutschen Heimatmarkt verzeichnete die Branche 2015 ein Umsatzplus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Beim Export liegt das europäische Ausland an der Spitze: Der Anteil am Gesamtumsatz belief sich 2015 auf 23 Prozent. Asien folgte mit 21 Prozent – wobei China alleine für 9 Prozent am Gesamtumsatz stand. Das Wachstum im Reich der Mitte lag im Vergleich zum Vorjahr bei beeindruckenden 19 Prozent. Ebenfalls wachstumsstark war Nordamerika mit einem Plus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die USA, Kanada und Mexiko machten zusammen 12 Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Woher das Wachstum?
Der weltweite Trend zur Automatisierung verschiedenster Einsatzfelder und die Digitalisierung der industriellen Fertigung (Industrie 4.0) sind Treiber für das weitere Wachstum der industriellen Bildverarbeitung. Aufgeschlüsselt nach Branchen bleibt die Automobilindustrie weltweit stärkster Kunde mit 22 Prozent am Gesamtumsatz. Der Umsatz von industrieller Bildverarbeitung stieg hier im Jahr 2015 um 9 Prozent. Nach dem kräftigen Rückgang im Jahr 2011 sind die Umsätze in der Branche kontinuierlich gewachsen und haben 2015 das Rekordniveau von damals übertroffen.
Die Elektro-Elektronikindustrie – einschließlich Halbleiter – war mit einem Anteil von knapp 13 Prozent der zweitgrößte Kunde. In der Elektronikfertigung steigt der Bedarf an Bildverarbeitung für die Qualitätssicherung höherwertiger Produkte. Im Bereich der Bildschirmherstellung (TFT/FPD-Industrie) kommt eine neue Generation an Displays auf den Markt, die höhere Auflösungen und Datenverarbeitungen verlangen.
Triebfeder Smart Factory
Mit der industriellen Bildverarbeitung entwickeln Unternehmen an Standorten weltweit die intelligente Fabrik der Zukunft. Der Grund: Keine andere Komponente im Produktionsprozess ist in der Lage, mit Hilfe der „sehenden Funktion“ so viele Daten zu sammeln und den Systemen zu übermitteln wie die Bildverarbeitung. Maschinen, die „sehen“ und „verstehen“, können nicht nur erkennen, ob ein Teil gut oder schlecht ist, sondern in der Folge eine intelligente Handlung steuern.
In der vernetzten Smart Factory werden auf dieser Datenbasis beispielsweise eigenständige Logistikaufträge erteilt, automatische Reparaturorders versendet oder menschliche Hilfe angefordert. Darüber hinaus ermöglicht die Datenanalyse der Bildverarbeitung, den Verschleißzustand zu erkennen oder Wartungszyklen zu steuern.