Produktpiraterie in der Getränkeindustrie Das ist alles nur geklaut

Nicht nur die IT, auch die Getränkeindustrie hat mit Fälschungen zu kämpfen.

Bild: iStock, franticstudio
10.03.2017

Die Bekämpfung von Produktfälschungen in der Getränkeindustrie geschieht mit Kennzeichnungs- und Markierungslösungen. Eine Kombination von intelligenten Kennzeichnungstechniken mit integrierter Tracking-Software sorgt für Sicherheit gegen Abzweigung und Fälschung.

Fälschungen in der globalen Getränkeindustrie haben ein großes Ausmaß angenommen: Anfang des Jahres gab Interpol bekannt, dass im Rahmen von Operation V eine Million Liter an illegalen Getränken in 57 Ländern beschlagnahmt wurden. Rund 10.000 Liter an gefälschtem oder gepanschtem Alkohol wurden im Vereinigten Königreich sichergestellt und 36.000 Liter in Burundi. Das zeigt, dass Fälschungen sowohl in entwickelten als auch in unterentwickelten Ländern verbreitet sind.

Alle Bereiche aus der Getränkeindustrie sind von Fälschungen betroffen. Es wurden beispielsweise Energy-Drinks wie 5-Hour Energy gefälscht, woraufhin drei Angeklagte kürzlich zur Zahlung von insgesamt mehr als 20 Millionen Dollar an das Unternehmen verurteilt wurden. Einem Getränkehändler aus Louisiana brachte der Verkauf eines gefälschten Softdrinks als vermeintliche Coca-Cola hingegen einige Klagen ein. Sogar Wasser, unser lebensnotwendigstes Gut, wird gefälscht. Aufgrund der höheren Kosten (Produkt plus Stempelsteuer) ist es allerdings der Alkohol, der am häufigsten gefälscht und abgezweigt wird.

Auf Kosten der Gesundheit

Anders als bei gefälschten Elektronikartikeln, Luxus-Accessoires oder Kleidungsstücken gibt es bei gefälschten Getränken hohe menschliche Kosten, da wir das Produkt konsumieren. Neben Umsatzeinbußen und Rufschäden für die Marken kam es auch schon zum Tod von Menschen und zu Verkrüppelungen. Es hat sich herausgestellt, dass gefälschter Alkohol einige äußerst gefährliche Substanzen enthält, darunter Chemikalien wie Chloroform, Frostschutzmittel und Nagellackentferner.

Kurz vor Silvester letzten Jahres schrieb die britische Tageszeitung The Mirror, dass Tausende von Litern an gefälschtem Wodka in einer Fabrik in Wigan, einer Stadt in der Grafschaft
Greater Manchester, beschlagnahmt wurden. Diese vermeintlichen Spirituosen hatten nicht nur 1,7 Millionen Pfund an unbezahlten Steuern zur Folge. Der Verzehr des Getränks hätte auch zum Erblinden, Koma oder Tod führen können. Es kann nicht oft genug betont werden, wie wichtig es ist, zu verhindern, dass derartige Produkte in die Einzelhandelslieferkette gelangen.

Fälscher bringen ihre Produkte auf illegalem Wege auf den Markt. Die Folge: Umsatzeinbußen für die Hersteller aufgrund nicht verkaufter Originalprodukte und entgangene Steuern für Behörden, die normalerweise für diese Produkte erhoben worden wären. Mit Abzweigung ist die Überführung von Originalware an nicht vorgesehene Umschlagpunkte gemeint. Diese Produkte werden unter unangemessenen Bedingungen gelagert und oftmals manipuliert und mit anderen Zutaten vermischt. Die Manipulation kann dieselben negativen Folgen haben wie Fälschungen. Allerdings sind manipulierte Produkte schwerer zu erkennen, da bei der Abzweigung die Originalverpackung verwendet wird.

Kennzeichnung und Markierung hilft

Fälscher können abgezweigte Produkte auch nutzen, um Etiketten und einfache Sicherheitsetiketten zu kopieren. Werden keine starken Sendungsverfolgungslösungen für Produkte verwendet, kann jede einfache Sicherheitsmaßnahme mühelos dupliziert oder repliziert werden. So können gefälschte Produkte als echte verkauft werden. Die Gesetze und Strafverfolgungsmöglichkeiten sind oft langwierig, kostspielig und schwer umzusetzen. Vorgedruckte Sicherheitsverpackungen sind in der Regel mit hohen Investitionen verbunden und werden dann oft doch entschlüsselt und kopiert. Fortschrittliche digitale Kennzeichnungslösungen in Kombination mit integrierter Tracking-Software dagegen ermöglichen tägliche Einblicke in die Lieferkette und erlauben es so, Fälschungen und Abzweigungen nachzuverfolgen.

Barcodes, Laser und Infrarot-Tinten

Videojet empfiehlt Herstellern einen mehrschichtigen Ansatz, bei dem intelligente Kennzeichnungstechniken zusammen mit sichtbaren oder unsichtbaren zum Einsatz kommen. Die intelligente Kennzeichnung verbessert eine grundlegende Los- oder Chargenkennzeichnung, indem spezifische Zeichen darin mittels algorithmischer Software geändert und geprüft werden. Das einfache Weglassen des zentralen Tintenpunkts eines „X“ beispielsweise macht es für Unbefugte bereits bedeutend schwerer, Kennzeichnungen zu kopieren.

Sichtbare Kennzeichnungen etwa per Laser sind permanent, daher ist es für Dritte nahezu unmöglich, sie zu entfernen. Unsichtbare Kennzeichnungen hingegen sind für alle außer autorisierte Vertriebspartner verborgen. Sowohl UV- als auch Infrarot-Tinten können mit der Continuous-Ink-Jet- oder Thermal-Ink-Jet-Technik angewendet werden. Sie werden dann mittels Sichttechnologien abgelesen.

Auf Versandkartonebene können mithilfe von Großschrift-Tintenstrahldruckern (Large Character Marking, LCM) qualitativ hochwertige Bilder und Kennzeichnungen, wie beispielsweise Barcodes, direkt auf den Karton gedruckt werden. Bei Kombination mit der entsprechenden Software wird der Warenerhalt beim Scannen des Barcodes durch einen autorisierten Einzelhändler elektronisch erfasst. Durch das Hinzufügen von intelligenten Kennzeichnungen von der Packungs- bis hin zur Versandkartonebene können Produkte überprüft werden, ohne dass der Karton selbst geöffnet werden muss. Sämtliche Informationen sind in der finalen Kennzeichnung gespeichert. Dieser Aggregationsprozess ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, Lieferketten zu sichern und für dringend notwen-
dige Transparenz zu sorgen.

Vor Kurzem hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bekanntgegeben, dass der Handel mit gefälschter Ware in den letzten fünf Jahren um über 80 Prozent gestiegen ist – ein Trend, der sich weiter fortsetzen soll. Globale Marken sind dadurch zunehmend bedroht und für die Verbraucher steigt das Risiko, gefälschte Produkte zu konsumieren.

In bestimmten Branchen wie zum Beispiel der Pharmaindustrie haben Behörden Sendungsverfolgungs- und Serialisierungsinitiativen gestartet, um Abzweigungen und Fälschungen zu minimieren. Kennzeichnungs- und Markierungslösungen sind essenzielle Hilfsmittel für Pharmahersteller, um diesen Initiativen gerecht werden zu können. In der Getränkeindustrie gibt es zwar keine derartigen gesetzlichen Anforderungen, doch Hersteller können durch Kennzeichnung und Markierung die Wahrscheinlichkeit senken, dass ihre Produkte abgezweigt oder gefälscht werden.

Das zu tun, obwohl das Gesetz es nicht verlangt, bietet jetzt schon Vorteile: Es verringert sich nicht nur das Risiko von Gewinneinbußen, sondern es trägt auch zur Sicherheit von denjenigen bei, die am wichtigsten sind – nämlich die Verbraucher, die die Produkte kaufen.

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  • Eine intelligente Kennzeichnung von Dosen, die mittels algorithmischer Software geändert und geprüft werden kann, macht es für Unbefugte schwerer, diese zu kopieren.

    Eine intelligente Kennzeichnung von Dosen, die mittels algorithmischer Software geändert und geprüft werden kann, macht es für Unbefugte schwerer, diese zu kopieren.

    Bild: Videojet Technologies

  • Sichtbare Kennzeichnungen von Flaschen per Laser sind permanent. Es ist fast unmöglich, sie zu entfernen.

    Sichtbare Kennzeichnungen von Flaschen per Laser sind permanent. Es ist fast unmöglich, sie zu entfernen.

    Bild: Videojet Technologies

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