Der Monatstrend bescheinigt dem Weltmarkt Halbleiter zwar ein dauerhaftes Wachstum, dessen Rate sich allerdings ungefähr halbiert hat. Nach leichtem Rückgang im Jahr 2012 war 2013 wieder eine positive Entwicklung festzustellen, die auch für das laufende Jahr zu erwarten ist. Die Mikroelektronik ist eine „reife“ Industrie geworden – während bis etwa 2000 das mittlere jährliche Wachstum bei 15 Prozent lag, scheint es sich nach einer zehnjährigen Übergangsphase mittlerweile halbiert und im einstelligen Bereich eingeschwungen zu haben.
Bei der Langzeit-Stückzahlentwicklung von ICs liegt das Trendwachstum seit mehr als dreißig Jahren unverändert – trotz der wesentlich höheren Komplexität – bei durchschnittlich 9 Prozent pro Jahr. Der IC-Verbrauch pro Kopf der Weltbevölkerung, 1991 noch bei 6, liegt derzeit bei 28 ICs.
Regionale Verschiebung
Für die Marktanteile liegen seit 1986 verlässliche Zahlen vor. In der so genannten Ship-to-Statistik haben sich beträchtliche Verschiebungen ergeben: Bis 2000 waren Japan und Amerika führend. Seitdem ist Asien am stärksten gewachsen und besetzt mittlerweile ungefähr 57 Prozent der Produktion. Seit 2008 gehen die Anteile von Europa und Japan stetig weiter zurück, während Amerika im Zuge der Re-Industrialisierung wieder die 20-Prozent-Marke erreicht hat.
China ist inzwischen mit einem Marktanteil von 29 Prozent (2013) größtes Abnehmerland für Halbleiter und das Produktionsland Nummer eins – nicht nur größer als Amerika, Japan und Europa, sondern inzwischen auch als der Rest von Asien/Pazifik.
Der Anteil Europas am Welt-Halbleitermarkt blieb mit 11,4 Prozent im vergangenen Jahr konstant, während der von Deutschland von 4,3 auf 4,6 leicht gestiegen ist. Der verhältnismäßig starke Rückgang von Japan (14,1 auf 11,4 Prozent) ist weitgehend auf die Wechselkursänderung zurückzuführen.
In absoluten Zahlen führt China folglich die Liste der Top 10 Halbleitermärkte mit 88,3 Milliarden US-Dollar (+8,9 Prozent) an, vor den USA mit 54,3 Milliarden US-Dollar (+11,1 Prozent) und Japan 34,8 Milliarden US-Dollar (-15,2 Prozent). Dann käme (theoretisch, weil kein Einzelland) die EU mit 33,2 Milliarden US-Dollar (+5,1 Prozent); Deutschland liegt mit 14 Milliarden US-Dollar (+10,5 Prozent) hinter Korea, Taiwan und Singapur auf Platz 7.
Beim mittleren jährlichen Wachstum zwischen 2008 und 2013 liegt ebenfalls China mit 15,7 Prozent an der Spitze, dicht gefolgt von Mexiko, den USA und Korea. Deutschland, an achter Stelle, ist mit 0,5 Prozent gerade noch positiv, während sich neben Japan und Taiwan (Produktionsverlagerung nach China) auch die EU (-1,4 Prozent) im negativen Bereich befindet.
Ausblick 2018
Nach allen bekannten Fakten und Hochrechnungen erreicht der Welt-Halbleiterumsatz im Jahr 2018 die 370-Milliarden-US-Dollar-Marke. In dem Fünfjahreszeitraum wird das mittlere jährliche Wachstum weltweit 3,9 Prozent betragen; dabei liegen Amerika mit 5,1 und China mit 4,8 Prozent an der Spitze, während Europa mit 2,5 den geringsten Wert aufweist (gegenüber den -1,8 der letzten fünf Jahre klar verbessert). Asiens Anteil am Mikroelektronikmarkt wird 2018 mit 211 Milliarden US-Dollar 57 Prozent ausmachen, davon China alleine 112 Milliarden US-Dollar und 30 Prozent. Der Anteil Japans und Europa ist mit 40 Milliarden US-Dollar (11 Prozent) praktisch gleich.
Beim Pro-Kopf-Verbrauch glänzt Japan mit voraussichtlich 323 US-Dollar (2013: 273). Zum Vergleich: Europa liegt mit 19 (2013: 18) US-Dollar weit zurück, wobei die Statistiker ganz Afrika, Russland mit Sibirien, den mittleren Osten einschließlich Pakistan zu Europa rechnen. Der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch, im Vorjahr bei 43, wird auf dann 49 US-Dollar ansteigen. Nach Ländern lagen 2013 die USA und Deutschland mit 171 US-Dollar gleichauf; hier erwarten die Auguren eine Steigerung auf 209 beziehungsweise 194 US-Dollar. Und obwohl fast ein Drittel aller Halbleiter in China verbraucht werden, liegt der Bedarf pro Kopf noch unter dem der EU (65 zu 66 US-Dollar) – dieser Wert wird sich jedoch auf 77 zu 74 zugunsten Chinas verschieben.
Anwendungsbereiche
In den letzten knapp dreißig Jahren büßten Computer und Consumer als Anwendungssektoren Anteile ein (von 50,7 auf 34 bzw. von 17,5 auf 14,3 Prozent), die Industrie blieb mit derzeit 9,2 ungefähr gleich, während Kommunikation und Automotive klar zulegten (von 14,7 auf 32,5 bzw. von 5,3 auf 9,5 Prozent). Die Werte für 2013 sahen jedoch in den Regionen zum Teil völlig anders aus (beispielsweise dominierte in Europa Automotive mit 29 und Computer mit 27 vor Kommunikation und Industrie mit 19 und 18 Prozent). In Deutschland waren seit 2000 Automotive mit 65 und Industrie mit 42 Prozent die einzigen Wachstums-Marktsegmente, während Computer, Consumer und Kommunikation mit –27, –55 bzw. –77 Prozent nach unten weisen und jetzt eher stagnieren.
Sonderfall Automotive
Die Zahl der produzierten Einheiten betrug im vergangenen Jahr 85 Millionen Einheiten, sie wird bis 2018 auf 106 Millionen weiter steigen. Deutschland liegt an dritter Stelle, fast gleichauf mit den USA, hinter Japan mit deutlichem Vorsprung. Auch in fünf Jahren werden noch mehr als ein Drittel aller Autos von europäischen Firmen stammen, während Asien Japan überholen wird. Seit 2009 ist China das Land mit der höchsten Zahl an produzierten Kfz, aber die Top-5-Firmen kommen nach wir vor aus Japan, Deutschland, den USA, Frankreich und Südkorea.
Der Weltbedarf an Kfz-Halbleitern betrug 2013 rund 29 Milliarden US-Dollar, das Wachstum liegt bei 8,6 Prozent/Jahr auf 43,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018. Davon nimmt Europa als Spitzenreiter (von 10,2 auf 15,2 Milliarden; davon Deutschland von 5,6 auf 8 Milliarden US-Dollar) den Löwenanteil ein, wird jedoch in fünf Jahren wohl in starkem Konkurrenzkampf mit Asien liegen. Die mittleren jährlichen Wachstumsraten von Kraftfahrzeug zu Steuergeräte zu Halbleiter (Geldwert) liegen bei 10 : 12 : 14. Mit anderen Worten: Elektronik und Mikroelektronik für den Automobileinsatz wachsen auch langfristig schneller als die Zahl der neu produzierten Kfz. Ein Ende dieses Trends ist nicht vor Mitte bis Ende der 2020-er Jahre zu erwarten.