„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Das beliebte Bonmot, das verschiedenen berühmten Persönlichkeiten zugeschrieben wird, passt hervorragend auf die Abschätzung zum Arbeitsmarkt: Je nach Studie fehlen der Bundesrepublik bis 2030 bis zu fünf Millionen Arbeitskräfte. Fakt ist, dass der demographische Wandel dafür sorgt, dass mehr Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden, als neu hinzukommen. Während eine vereinfachte und gezielte Zuwanderung Aufgabe der Politik ist, müssen auch Deutschlands Unternehmen ihren Teil dazu beitragen, die voraussehbare Lücke zu schließen. Glücklicherweise steht ihnen dafür mit der Digitalisierung ein umfangreiches Paket an Tools bereit. Mit dessen Hilfe lassen sich etwa im industriellen Bereich Prozesse noch effizienter automatisieren, die Arbeit mobiler und flexibler gestalten, Angebote zur Weiterbildung verbessern, Know-how generationsübergreifend bewahren – und gleichzeitig Arbeitsplätze attraktiv für Junge Menschen sichern.
So stand einer unserer mittelständischen Kunden aufgrund fehlender Arbeitskräfte kurz davor, den Betrieb einzustellen. Die langjährig etablierten Prozesse waren sehr personalintensiv und Positionen konnten trotz umfangreicher Suche nicht in ausreichender Zahl nachbesetzt werden. Nach einem detaillierten Audit und intensiver Beratung durch Actemium kristallisierten sich jedoch Lösungen zur Verbesserung der Produktionsprozesse heraus: Durch verschiedene Automatisierungsmaßnahmen – teils Neuprogrammierung der Anlagen – sowie einer effizienteren Nutzung der Wertschöpfungskette durch die horizontale Integration von Produktionseinheiten war der Kunde in der Lage, die Produktion mit dem zur Verfügung stehenden Personal weiter aufrechtzuerhalten und letztendlich sogar die Verfügbarkeit zu erhöhen. Auch Technologien wie Virtual/Augmented Reality (VR/AR) können dabei helfen, dem Mangel an Personal zu begegnen: Statt vor Ort zu sein, können sich beispielsweise Experten für Wartung und Instandhaltung remote hinzuschalten.
Über VR-Brille oder mittels Tablets erhalten sie nicht nur Einblick in eine Anlage, sondern zusätzliche Informationen wie Anlagenpläne. Das verringert die Reisetätigkeit, was nicht nur der CO2-Bilanz zugutekommt und Ressourcen spart, sondern nicht zuletzt auf die Work-Life-Balance der Arbeitnehmenden einzahlt. Und durch den Wegfall von An- und Abfahrt gelingt es, mehr Aufträge in der gleichen Zeit abzuarbeiten. Über die richtige IIoT-Plattform ist es heute sehr gut umsetzbar, Maschinen und Anlagen komplett remote zu bedienen und vorausschauend zu warten – einschließlich der dazu erforderlichen IT/OT-Security-Maßnahmen.
Gerade junge Arbeitnehmerinnern und Arbeitnehmer stellen hohe Ansprüche an ihre Arbeit und demzufolge an Arbeitgeber. Sie suchen nach Sinnstiftung, erwarten Flexibilität und Mobilität und eine gute Work-Life-Balance. Zudem möchten sie von Ihren Vorgesetzten nicht nur gefordert, sondern allem voran gefördert und wertgeschätzt werden. Auch hierbei kann die Digitalisierung ihre Vorteile ausspielen: Von Homeoffice-Angeboten über regelmäßige Weiterbildung bis hin zu Schulungen mittels spannender digitaler Tools, die nicht nur lehrreich sind, sondern auch Spaß machen. So können Unternehmen begehrten Fachkräften ein Arbeitsumfeld bieten, das ihre Anforderungen und auch sie selbst als Person erfüllt. Begegnet man ihnen zugleich mit Vertrauen und Verständnis, teilt Verantwortung und fördert ihre fachliche wie persönliche Entwicklung, ist das meiner Erfahrung nach die beste Voraussetzung für eine langjährige Arbeitnehmerbindung.
Der Arbeitskräftemangel ist keine vor uns liegende Herausforderung – wir sind mittendrin! Es ist daher unsere Aufgabe, mithilfe der Digitalisierung die Wirtschaft fit zu machen, Fachkräfte selbst auszubilden und ihnen die Unterstützung zu bieten, die sie brauchen. Dazu bedarf es in Deutschland mehr denn je kollaborative und resiliente Ecosysteme.