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14.02.2012

Mit visionären Forschungen und großer Ausdauer hat Professor Dr. Adolf Goetzberger für die Etablierung der Solarenergie so viel geleistet wie kaum ein anderer.

Als Professor Dr. Adolf Goetzberger im Jahr 1981 das erste außeruniversitäre Solarforschungsinstitut in Europa, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg, gründete, galt er noch als Pionier auf einem Feld mit ungewissen Zukunftsaussichten. Heute ist er eine Koryphäe im Bereich der Erneuerbaren Energien. So heißt es in einer Würdigung dieses engagierten Mannes, die auf der Webseite von Eurosolar, der europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien e.V., erschienen ist. Anlass war die Ehrung von Goetzbergers besonderem Einsatz für die Solarforschung mit dem Europäischen Solarpreis 2006. Dass er diesen Preis verdient hat, lässt sich mit Fug und Recht behaupten, denn durch seinen Mut in den Anfangsjahren, seine wissenschaftlichen Errungenschaften und seine Hartnäckigkeit entwickelte sich das von ihm geschaffene Institut zu einer festen Größe in der Solarbranche.

Der 1928 in München geborene Physiker war in den ersten 25 Jahren seines Berufslebens in der Halbleitertechnologie zu Hause und arbeitete während dieser Zeit bei den besten Adressen der US-Forschung: Er forschte mit dem Nobelpreisträger und Miterfinder des Transistors William Shockley in Palo Alto, Kalifornien und in den Bell Laboratories in New Jersey. 1968 rief ihn dann die Fraunhofer-Gesellschaft nach Deutschland zurück, wo er Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik in Freiburg wurde. Kaum zurück in seinem Heimatland, begann er, seinen Traum zu verwirklichen: Der kommerziellen Nutzung der Solarenergie zum Durchbruch zu verhelfen. Dass Mitte der 70-er Jahre die weltweite Energieproduktion durch Solarzellen gerade einmal 500 Kilowatt betrug, macht klar, dass die Solarenergie eine engagierte Förderung benötigte.

Und so machte sich Goetzberger, für den Sonnenenergie „Bürgerenergie“ ist, an visionäre Forschungen im Bereich Fluoreszenzkollektoren/-konzentratoren für die Solarenergieumwandlung, die den Wirkungsgrad bei der Solarenergieerzeugung revolutionieren sollten. Gleichzeitig begann er mit der Planung eines Solarforschungsinstituts innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft, das 1981 mit 18 Mitarbeitern startete. Unter seiner Leitung unternahm das Fraunhofer-Institut ISE erste Schritte hin zu hoch effizienten Siliziumsolarzellen, III-V-Halbleiter-Solarzellen, Dünnschichtsolarzellen und Solar-Silizium, baute den ersten hoch effizienten elektronischen Inverter für autonome Photovoltaiksysteme und beteiligte sich im Bereich der Effizienzsteigerung an der Entwicklung der ersten lichtdurchlässigen Dämmstoffe, die 1988 auf den Markt kamen.

Als der Solarpionier aus Altersgründen aus der Institutsleitung des ISE ausschied, hatte es sich zum weltweit zweitgrößten Solarforschungsinstitut gemausert - nach dem National Renewable Energy Laboratory in den USA. Neben dieser Leistung gehen auch folgende Erfolge auf sein Konto: den Weltdachverband der Solarenergie ISES in Freiburg angesiedelt oder Geld für das energieautarke Solarhaus akquiriert zu haben - ein bewohntes Großlabor mit wegweisender Technik.

Seine Verdienste um die Entwicklung der Solartechnik haben Goetzberger zahlreiche Auszeichnungen beschert. Neben dem bereits genannten Europäischen Solarpreis zählen dazu: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, Bundesverdienstkreuz erster Klasse, Achievement through Action Award, Ehrendoktorwürde der Universität Uppsala, Farrington Daniels Award, Karl Boer Medaille, Bequerel Prize, William R. Cherry Award und Einstein Award der Solar World AG. Vor drei Jahren folgte schließlich noch die Würdigung seines Lebenswerks durch das Europäische Patentamt mit dem Titel „Europäischer Erfinder des Jahres 2009“. Auf der Preisverleihung resümierte der Geehrte: „Es war ein spannender Weg bis hierher. Manchmal bin ich selbst überrascht, wie weit wir mit der Solarenergie heute schon sind und ich bin froh, dass ich lange genug lebe, um mich an den Früchten meiner Arbeit erfreuen zu können.“

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