Auch im dritten Quartal 2022 erreichen die Umsätze der deutschen Bauelementedistribution einen besonders zufriedenstellenden Wert. Der Umsatz, der beim FBDi gemeldeten Distributoren stieg, um 44 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro und übertraf damit das Rekordquartal Q1/2022. Dagegen ging der Auftragseingang um 7 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro zurück und normalisiert sich damit weiterhin. Die Book-to-Bill-Rate (Verhältnis Auftragseingang zu Umsätzen) ist mit 1,06 wieder im grünen Bereich.
Die Entwicklung in den einzelnen Produktbereichen verlief unterschiedlich: Während die Halbleiter um 55,7 Prozent auf 901 Millionen Euro stiegen (Book-to-Bill-Rate bei 1,09), wuchsen die passiven Komponenten immerhin noch um knapp 23 Prozent auf 185 Millionen Euro (Book-to-Bill-Rate bei 1,01) und die Elektromechanik (inklusive Steckverbinder) um 18 Prozent auf 171 Millionen Euro (Book-to-Bill-Rate bei 1).
Analyse der vorliegenden Ergebnisse
FBDi-Vorstandsvorsitzender Georg Steinberger: „Was uns mehr überrascht hat als der überwiegend von den Halbleitern getriebene hohe Umsatz ist die Tatsache, dass die Auftragslage sich auf derart hohem Niveau gehalten hat. Die Tendenz der Abschwächung oder Normalisierung ist jedoch nicht mehr zu übersehen. Vielfach profitierten wir bislang davon, dass Kunden bis ins nächste Jahr hinein geordert haben. Das wird sich im Lauf der nächsten Monate geben. Beim Umsatz wird das Jahr 2022 auf jeden Fall mit einem Plus von über 30 Prozent enden.“
Der allgemeine Komponentenmarkt, so Steinberger, zeige bereits starke Bremsspuren, die Wachstumskurve des globalen Halbleitermarktes sei laut WSTS im September ins Minus gerutscht. Steinberger: „Getrieben von den zwei Produktgruppen Speicher und Prozessoren, die überwiegend im Computer- und Smartphone-Markt benötigt werden, gehen die Umsatzzuwächse bei Halbleitern global zurück, und die Prognosen für nächstes Jahr schwanken zwischen Stillstand und Talfahrt. Das trifft nicht zwangsläufig auf alle Marktsegmente zu, aber wir müssen davon ausgehen, dass die sehr dominanten Computer- und Kommunikationsprodukte einen allgemeinen Abwärtssog verursachen – wie üblich, könnte man ergänzen.“
Steinberger weiter: „Klar ist, dass der Boom der letzten sieben Quartale zum einen von Nachholbedarf, zum anderen von vorweggenommenem Geschäft getragen wurde, das muss sich wieder ausgleichen. Was es jedoch schwierig macht, Vorhersagen zu treffen, ist die geopolitische, ökonomische, demografische und klimatechnische Lage, die sich quasi im Quartalsrhythmus verkompliziert. Die große Disruption ist in vollem Gange. Alles, was wir an linearen Plänen und Wachstumsmöglichkeiten in der Schublade haben, hängt davon ab, ob die Menschheit sich wieder zusammenfindet oder weiter auseinanderdividiert. Die anstehenden Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam lösen.“