Unternehmsausblick Die drei Elemente der modernen Fertigung

Bild: Lukiyanova Natalia, iStock
04.03.2015

Viele Konzepte und Begriffe schwirren durch die Diskus­sionen um moderne Produktionsweisen. Siemens hat sich davon in seiner Strategie nicht anstecken lassen, sondern konzentriert sich auf drei konkrete Handlungsfelder.

Industrie 4.0, Smart Factory, Internet of Things – nein, das sind nicht die Schlagworte, die der Elektrokonzern auf der Agenda hat. Sein Dreiklang lautet vielmehr: Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung. Danach hat er seine internen Strukturen ausgerichtet, und entlang dieser werden auch die Produkte und Services ausgerichtet, sichtbar auch, aber nicht nur, auf der Hannover Messe.

„Die Digitalisierung eröffnet produzierenden Unternehmen ganz neue Möglichkeiten, Produkte und Lösungen schnell und mit weniger Aufwand zu entwickeln und zu fertigen. Wer diese Chancen konsequent nutzt, besitzt entscheidende Wettbewerbsvorteile", sagte Anton S. Huber, CEO der Division Digital Factory, im Vorfeld der Messe. Nach seinen Angaben hat sich die Digitalisierung für Siemens zum entscheidenden Wachstumshebel der Industrie entwickelt, die als zentraler Schlüssel zu mehr Produktivität, Effizienz und Flexibilität führen kann. Dabei trifft der Konzern auf das Thema Industrie 4.0 in seiner vollen Breite. Doch Huber schränkt ein: „Wir werden nicht alle Handlungsfelder abdecken, sondern uns auf das fokussieren, was wir bislang bereits bearbeitet haben“.

Der Trend in der Fertigung, der hinter dem Begriff Losgröße 1 steckt, sei die Nachfrage nach individuellen Produkten – Customization. Als Beispiel führte er die Automobilindustrie an: Die Konzepte, die Automodelle auf einer globalen Plattform zum Ziel hatten, seien gescheitert. Denn die Konsumenten in den verschiedenen Märkten haben unterschiedliche Wünsche. Customization sei daher die Anforderung an die Fertigungsindustrie, ein Ziel, das mit einer einfachen Automatisierung der Produktion nicht zu erreichen sei.

Digitaler Workflow

Nötig sei deshalb bereits die Planung der Fertigung zu digitalisieren und dabei alle relevanten Prozesse mit einzubeziehen. Siemens arbeitet daran, seine verschiedenen Software-Suiten für das Digital, darunter Teamcenter/NX (PLM), Simatic IT (MES) und Simatic/Sinumerik (TIA), auf eine gemeinsame Plattform zu bringen. Dieses Ziel wird jedoch frühestens in einem Jahr erreicht. Dann soll es möglich sein, ein vollständig digitales Abbild der Fertigung vorzulegen, noch bevor mit der Realisierung begonnen wird. Der Vorteil: Die Zeit zwischen der Investition und der wirtschaftlichen Nutzung, aus deren Ertrag die Investitionskosten zurückbezahlt werden, verkürzt sich. Dieser Weg ist jedoch kein einfacher, wie der Siemensmanager zugeben musste. Bei den Vorbereitungen im eigenen Haus wurden bereits 60 verschiedene Datenbanken abgelöst, was mit einem enormen manuellen Aufwand verbunden war.

Am Ende steht dann ein Betrieb, der auf einheitliche Daten- und Kommunikationsstrukturen setzt. Diese lassen sich dann auch leichter absichern. Anlagensicherheit, industrielle Netzwerksicherheit und systemeigene Schutzfunktionen bilden zusammen einen integrierten Cybersecurity-Schutz. Doch Huber hat noch einen weiteren Rat zum Thema Netzwerksicherheit parat: „Alles ans Netz zu bringen ist nicht immer die beste Lösung!“

Einfachere Verwaltung

Unterstützt von neuen internen Strukturen geht Siemens auch in der Prozessindustrie neue Wege, um die Markttrends Modularisierung, die digitale Abbildung der Produktionsschritte und die Kommunikation der einzelnen Maschinen innerhalb einer Anlage darzustellen. Peter Herweck, CEO der Division Process Industries and Drives, ist überzeugt: „Mit unserem Portfolio für die Prozessindustrie bieten wir nachhaltige Lösungen von der Konzeption über das Engineering bis hin zur Instandhaltung und Modernisierung.“ Exemplarisch machte er dies deutlich am Beispiel von Kommunikationsstrukturen. Statt sie zentral zu verwalten und jedem Knoten seine eigene IP-Adresse fest zuzuweisen, sei es einfacher, mit entsprechenden Tools eine dezentrale Struktur zu verwalten und dabei mit einer symbolischen Adressierung zu arbeiten.

Was die Ansprüche der Elektrifizierung betrifft, sind diese unterschiedlich je nach Standort und Anwendung. Insbesondere die Versorgungssicherheit ist in vielen Ländern ein Problem. Hierzulande sind dagegen eher Lösungen gefragt, die in Richtung Industrie 4.0 gehen und Verbrauchsdaten messbar machen, Lastspitzen kappen oder den Personen- und Anlagenschutz gewährleisten. Entsprechende Lösungen stellt Siemens nun in Hannover vor (Halle 9, Stand D35).

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