Return-on-Digital-Investment Die 6 Renditefaktoren für Digitale Transformation

Sechs Renditefaktoren spielen für Unternehmen eine maßgebliche Rolle, damit sie Erträge aus Digitalisierungsinitiativen ziehen können.

29.07.2019

Projekte zur Digitalen Transformation gibt es zahlreich; ihre erfolgreiche Skalierung in den operativen Betrieb deutlich seltener. Das Softwareunternehmen Epicor gibt einen Überblick über typische Hindernisse und die Faktoren, mit denen Unternehmen ihre Erwartungen zum Return-on-Digital-Investment übertreffen können.

Accenture zeigt in seiner Studie Rethink, Reinvent, Realize anhand einer Befragung von 1.350 Senior Executives aus der Fertigungs- und Prozessindustrie, dass nur 22 Prozent der Unternehmen mit der Skalierung ihrer Pilotprojekte einen Return-on-Digital-Investment erreichten, der ihre Erwartungen übertraf. Typische Hindernisse sind fehlende Abstimmung zwischen der Führungsetage und dem mittleren Management sowie Defizite in den bestehenden technischen Infrastrukturen. Wer diese überwindet, hat laut Accenture die Chance, die Erträge aus den digitalen Investments deutlich zu erhöhen.

Ziele in Maßnahmen umsetzen

In der Praxis mit Epicor-ERP-Projekten hat sich gezeigt, dass die Schaffung dedizierter Strukturen und Rahmenbedingungen für die Digitale Transformation ebenso effektiv wie unumgänglich ist. Solche Frameworks übersetzen die strategischen Ziele in konkrete Maßnahmen im Unternehmen. Sie definieren die nötigen Freiräume und Budgets für technologische Innovationen, klären aber auch Aspekte wie die Neuorganisation der IT verbunden mit einer engeren Vernetzung zum Management und den Geschäftsbereichen sowie Key-Performance-Indikatoren (KPI).

Eine zentrale Aufgabe im Rahmen eines solchen Frameworks ist zudem, neben den vielfältigen Optionen für Innovationen die nötigen „Hausaufgaben“ auf dem Weg zur Digitalen Transformation zu gewichten und zu priorisieren. Denn diese Hausaufgaben sind die Renditefaktoren in Form von nötigen technischen und organisatorischen Infrastrukturen, wodurch die Vorteile innovativer Technologien maximal ausgeschöpft werden können.

Aus den Best Practices für Digitalisierungsinitiativen haben sich aus Epicors ERP-Projekten die nachfolgenden sechs Renditefaktoren als wesentlich erwiesen.

1. ERP-MES-Integration: Produktion mit Management vernetzen

Die Verbindung von Maschinen und Anlagen über eine gemeinsame Infrastruktur ist der erste Schritt in Richtung Digitalisierung – so die PwC-Studie Digital Factories 2020. Um aus Manufacturing Execution Systems (MES) maximalen Vorteil zu ziehen, so die Studie weiter, sollten sie mit dem ERP-System integriert sein für die Digitalisierung der gesamte Wertschöpfungskette.
Aus ERP-Projekten hat sich zudem ergeben, dass es durch diese Vernetzung einfacher wird, die finanziellen Effekte der Innovationen und Verbesserungen in der Produktion zu messen, in Kontext zu setzen und bei Folgeinvestitionen zu berücksichtigen.

2. Cloud: Skalierbarkeit der IT-Infrastrukturen

Ob für Pilotprojekte, Testumgebungen oder die Erweiterung von Standardprozessen: Mit der digitalen Transformation steigen die Anforderungen an flexible Rechenzentrumsressourcen. Die Entwicklung geeigneter Cloud-Strategien ist dafür unverzichtbar und entlastet auch den IT-Betrieb. Zudem beschleunigt die Anbindung an entsprechende Cloud-Dienste die Umsetzung von neuen Technologien wie Internet of Things, Machine Learning, Künstliche Intelligenz oder auch Blockchain.

3. Analytics: Grundlage für abteilungsübergreifende Entscheidungen

63 Prozent der deutschen Unternehmen schätzen sich selbst als risikoscheu ein, Konsens bei Entscheidungen ist für 70 Prozent der deutschen Führungskräfte wichtig – so die Ergebnisse der Global Culture Survey von Strategy&. Abteilungsübergreifend lückenlose, verlässliche Informationen sind der Schlüssel, um Risiken besser einschätzen und Konsens bei Entscheidungen schaffen zu können. Die Voraussetzung dafür sind integrierte Unternehmenssysteme. In Verbindung mit leistungsfähigen Analytics-Lösungen und grafischer Visualisierung von Daten wird es so möglich, bei Entscheidungen Abhängigkeiten aufzuzeigen, Alternativszenarien durchzuspielen und die Konsensfindung zu beschleunigen.

4. Business Process Management: Beschleunigter Weg zu Automation

Vor der Automatisierung durch Digitalisierung müssen bestehende Prozesse analysiert, bereinigt, optimiert oder sogar neu gestaltet und vernetzt werden. Hilfreich sind hier ERP-Systeme mit integriertem Business Process Management (BPM). Die im ERP vorliegenden Geschäftslogiken vereinfachen es, die Abhängigkeiten von Prozessen zu identifizieren und Konsequenzen von Änderungen lückenlos zu identifizieren. Ein klares Bild aller Abläufe ermöglicht nicht nur die Automatisierung von Workflows, sondern ebnet auch den Weg hin zu innovativen Anwendungen wie Robotic Process Automation und Machine-Learning-Anwendungen.

5. KPI: Leistungsanalysen optimierten Budgeteinsatz

Einzelne Maßnahmen zur Digitalisierung beeinflussen häufig weitreichend Prozesse und Ergebnisse. Wie und in welchem Umfang ist nicht immer vorhersehbar. Enterprise Performance Management als integrierter Teil moderner ERP-Systeme ermöglicht es, von Anfang an präzise Zahlen zu gewinnen und rollenspezifisch Kennzahlen beziehungsweise Key Performance Indicators (KPI) zu erfassen und darzustellen. So wird transparent, ob Ziele erreicht wurden, wo Schwachstellen liegen und wie neue Technologien Geschäftsergebnisse beeinflussen. Dies ist auch eine hilfreiche Grundlage, um Folgeinvestitionen zu planen.

6. Ecosysteme: Kooperation für erweiterte Geschäftsmodelle

Supply Chains entwickeln sich zu multidimensionalen Ecosystemen, weshalb Unternehmen für Wachstum in sehr viel größerem Umfang mit Partnern, Zulieferern und Kunden kooperieren und sich vernetzen müssen – so KPMG in seinem Global Manufacturing Outlook. Ecosysteme können industrieübergreifend gestaltet sein und unterschiedlichste Zielsetzungen haben, etwa die Erweiterung von Produktfunktionen und Services, den Eintritt in neue regionale Märkte, den Aufbau neuer Geschäftsmodelle, die gemeinsame Forschung und Entwicklung oder den Zusammenschluss von Vertriebskanälen. Die Boston Consulting Group (BCG) hat in seinem Report The Most Innovative Companies 2019 analysiert, dass 83 Prozent der digitalen Ecosysteme Partner von vier oder mehr verschiedenen Industrien einbinden, 53 Prozent involvieren Partner aus sechs und mehr Industrien.

Um die Vielschichtigkeit der digitalen Zusammenarbeit mit externen Partnern bewältigen zu können, sind plattformorientierte, integrierte Unternehmenssysteme von Vorteil. Wesentlich ist dabei, dass die Plattformen bereits durch ihre flexible Softwarearchitektur die Anbindung von Drittsystemen vereinfachen und durchgängige Prozesse auch über Unternehmensgrenzen hinaus ermöglichen. Ansonsten ist die Zusammenarbeit in digitalen Ecosystemen allein aus technischen Gründen von vornherein beeinträchtigt.

Fazit

Piloten als Dauerzustand statt Wertschöpfung aus Innovation: Diese als Pilot Purgatory oder auch Fegefeuer der Pilotprojekte vielfach beschriebene Herausforderung ist häufig darin begründet, dass die bestehenden IT-Infrastrukturen den neuen Anforderungen der Digitalen Transformation nicht oder nur unzureichend gewachsen sind. Mit Frameworks, die konkret den systematischen Wandel auf die interne Organisation und Unternehmens-IT formulieren, können diese Schwachstellen besser identifiziert und nötige Maßnahmen in Technologie, Organisation und Weiterbildung der Mitarbeiter kalkuliert werden.

Die Weichen für Wettbewerbsvorteile durch Digitalisierung werden jetzt gestellt. So zeigt die PwC-Studie Digital Factories 2020 auf Basis der Befragung von 200 CEOs in Deutschland, dass neun von zehn in digitale Fabriken investieren. 44 Prozent haben ihre Produktionsstätte zumindest teilweise integriert und vernetzt, 41 Prozent nutzen digitale Technologien noch als Stand-Alone-Lösungen.

Vor allem mittelständische Unternehmen, so die PwC-Studie, haben vor, mit der Digitalisierung ihre Kapazitäten an ihrem Standort in Deutschland zu erweitern und zu stärken. Denn 75 Prozent sind der Überzeugung, dass lokale digitale Fabriken effizienter sind als Offshore-Produktionsstätten.

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