Es gibt gute Gründe für den Besuch der vielen Start-ups auf der Automatica. Der vielleicht wichtigste: Die Innovationskraft dieser Ausstellergruppe, die bereit ist, unkonventionelle Wege zu beschreiten und Risiken einzugehen, die etablierte Unternehmen scheuen. Ohne komplexe Hierarchien durchlaufen und interne Widerstände bewältigen zu müssen, können sich Start-ups auf ihre Entwicklungsvorhaben konzentrieren und – die nötige Kapitaldecke vorausgesetzt – wegweisende Lösungen auf den Weg bringen.
Leicht programmieren mit No-Code-Robotics
Wie revolutionär solche Lösungen sein können, zeigt sich auf der Automatica. Ein Beispiel dafür kommt vom Dresdener Unternehmen Wandelbots, das sich wie viele andere Hersteller mit dem Trendthema No-Code-Robotics befasst. Was dabei herauskommt, wenn man sich der Roboterprogrammierung unvoreingenommen nähert, beweist Wandelbots mit seiner neuartigen Stiftprogrammierung.
Um eine Roboterbahn zu programmieren, fährt der Anwender diese einfach mit dem sogenannten Tracepen ab. Wie einfach und schnell das funktioniert, zeigt Wandelbots auf dem Messestand des japanischen Roboterherstellers Yaskawa.
Start-up Arena mit 44 Teilnehmern
Messebesucher, die sich gezielt von der Innovationskraft junger Unternehmen überzeugen wollen, finden in der Start-up Arena in Halle B4 konzentrierte Innovation von 44 ausstellenden Teilnehmern. Mit dabei ist unter anderem auch die andugo GmbH, die auf die Plattformökonomie für den Maschinen- und Anlagenbau setzt und mit GO2automation.de ein industrie-spezifisches B2B Portal für effektive Zusammenarbeit und digitale Geschäftsentwicklung betreibt.
Eine weitere herstellerunabhängige Robotik-Plattform kommt vom Paderborner Start-up Unchained Robotics. Hier finden Unternehmen die passenden Komponenten für die Automatisierung ihrer Prozesse und können sich auch gleich ein Bild über die voraussichtlichen Investitionskosten machen. Dazu Mladen Milicevic, Co-Founder von Unchained Robotics: „Wir vermitteln Technologie und sorgen dafür, dass jeder die passende Robotertechnik bei sich im Unternehmen einsetzen kann.“
Einem ganz anderen Thema, nämlich der autonomen Intralogistik, widmet sich Node Robotics. Die jungen Wissenschaftler des Unternehmens, das aus dem Fraunhofer IPA ausgegründet wurde, bieten Plug-&-Play-Softwarelösungen. So lassen sich mit dem Betriebssystem Node.OS Flotten autonomer mobiler Roboter verschiedener Hersteller ganzheitlich betreiben – vom Empfang und der Zuordnung anstehender Transportaufträge bis hin zur Steuerung der einzelnen Fahrzeuge.
Die drei Beispiele stehen stellvertretend für die Innovationskraft aller an der Start-up Arena beteiligten Jungunternehmen. Hier sowie auf dem Gemeinschaftsstand Odense Robotics nehmen die Newcomer die Zukunft der Automatisierung vorweg. Und hier treffen Innovatoren auf Investoren. Denn auf der Wissensbühne der Start-up Arena ist auch die Finanzwelt präsent und auf der Suche nach lohnenden Investitionen.
Jungunternehmen befeuern KI-Entwicklung
Dabei zeigt sich ein Trend auf der Automatica: Viele Neueinsteiger beschäftigen sich mit softwarebasierten Themen der Robotik und Automation, allem voran mit dem Topthema Künstliche Intelligenz. Eine Reihe von Start-ups fokussiert darauf, mit möglichst einfachen Lösungen, Standardroboter für KI-Anwendungen zu qualifizieren.
Wie gut das bereits gelingt, beweisen die Spezialisten von Micropsi Industries und Robominds. Mit der KI-basierten Robotersteuerung Mirai von Micropsi können Industrieroboter ihren Arbeitsbereich mit Kameras wahrnehmen und ihre Bewegungen an die Gegebenheiten anpassen. Für das Programmieren der Roboter sind keine Programmier- oder KI-Kenntnisse erforderlich.
Auch Robominds zeigt auf seinem Automatica-Messestand, wie sich Roboter mit leistungsfähigen Steuerungen und Bildverarbeitungssystemen für KI-Anwendungen aufrüsten und besonders einfach bedienen lassen. Die Lösungen des Münchner Start-ups bewähren sich bereits vielfach in der Praxis.
Mit von der Partie ist natürlich auch das Robotik-Einhorn (Unternehmen mit einer Bewertung größer einer Milliarde US-Dollar) Agile Robots. Das von Zhaopeng Chen und Peter Meusel aus dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) ausgegründete Unternehmen sieht die Zukunft der Robotik ebenfalls in der KI-Unterstützung und will die Lücke zwischen Robotik und KI mit wegweisenden Entwicklungen schließen.
Wer bei aller Begeisterung für die neuen Möglichkeiten die Sicherheitsaspekte bei KI-Anwendungen nicht aus den Augen verlieren will, sollte sich bei Lakera AI umsehen. Das Schweizer Sicherheitsunternehmen bündelt in seinen Lösungen fortschrittlichste KI-Erkenntnisse, um Fehlervermeidung und Zuverlässigkeit im Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu garantieren.
Die Cobots kommen
Und noch etwas demonstrieren bereits etablierte Start-ups wie Neura Robotics, Kassow Robotics und Franka Emika auf der Automatica: Sie beherrschen die Entwicklung und den Bau von Cobots. Als Beispiel sei hier der neue Franka Production 3 erwähnt. Mit diesem Hightech-Cobot bringt Franka Emika einen leistungsfähigen Siebenachser auf den Markt. Der feinfühlige Cobot lässt sich ohne Programmierkenntnisse dank KI-basierender Learning Plattform für diverse Applikationen einsetzen.
Aber die reine Produktpräsentation ist natürlich nicht alles, was die Fachbesucher von einer Messe wie der Automatica erwarten dürfen. „Natürlich haben wir ein spezielles Rahmenprogramm für die Start-up Community auf die Beine gestellt, das vom Odense Investor Summit über die Podiumsdiskussion Robo.innovate und Vorträge auf dem Automatica-Forum bis hin zu diversen Pitches auf der Start-up-Arena und dem i_space, der Bühne von AI.Society, reicht“, erklärt Anja Schneider, Projektleiterin der Automatica. „Damit ermöglichen wir einen umfassenden Überblick über das Start-up-Geschehen und bringen potenzielle Kooperationspartner aus der Technologie- und der Finanzwelt zusammen.“