Dr. Bernhard Kirchmair ist mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten. Alle Beiträge des A&D-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .
Unsere globalisierte Welt beruht darauf, dass sich Menschen und Akteure auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene vernetzen – um im besten Fall voneinander zu profitieren. Nicht zuletzt am Beispiel Social Media wird deutlich: Der Netzwerkgedanke ist fundamental für unsere Gesellschaft und durchdringt alle Bereiche.
Doch weite Teile der Unternehmenswelt verschließen sich diesem noch. Sie sind konsequent hierarchisch organisiert und werden im Rahmen des digitalen Wandels mit ihrer eigenen Inflexibilität konfrontiert.
„Ein starkes Netzwerk macht Unternehmen handlungsfähig"
Früher galt: wer schnell sein möchte, macht Dinge alleine. Heute ist oft das Gegenteil der Fall. Partner bringen Fähigkeiten mit, die ein Unternehmen (noch) nicht hat. In Zukunft wird der Wert eines Unternehmens nicht mehr nur an seinen eigenen Produkten und originärer Leistungsfähigkeit festgemacht, sondern in großem Maß an seinem Ökosystem.
Ein starkes Netzwerk macht Unternehmen auch bei Veränderungen handlungsfähig – sei es in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie oder bei technologischen Umbrüchen. Gerade Start-ups sind als Partner hochrelevant: Wer zukunftsfähig sein will, braucht kompetente, innovative Verbündete an seiner Seite.
Allerdings erkennen noch zu wenige die strategische Dimension der Newcomer im digitalen Umfeld. Zwei Drittel der Unternehmen hierzulande arbeiten überhaupt nicht mit Start-ups zusammen, hat eine Bitkom-Umfrage im Mai ermittelt. Demnach nutzt erst jede zehnte Firma die Chance, mit „jungen Wilden“ neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln.
Kooperation erhöht Erfolgsaussichten
Gerade Digitalprojekte nehmen schnell eine Komplexität an, die auch technologisch breit aufgestellte Unternehmen rasch überfordern kann – und die Frage aufwirft: Langwierig die nötige Technologie-Kompetenz selbst aufbauen oder auf Partner setzen, die genau das benötigte Spezialwissen mitbringen?
Wer in der Lage ist, sofort über ein etabliertes Markt-Screening geeignete Start-ups zu identifizieren und an Bord zu holen, erhöht seine Erfolgsaussichten drastisch. Die Partnerschaft kann sich auf ein Projekt oder wenige Vorhaben beschränken und bei Bedarf auch zu einer langfristigen, engen Kooperation werden.
Ein etabliertes Unternehmen profitiert, weil ihm Start-ups Zugang zu Innovationen, neuen Skills, neuen Lösungen und Produkten verschaffen und einen Kulturwandel anstoßen. Das alles macht Unternehmen attraktiv für Kunden, die auf der Suche nach neuartigen Lösungen sind. Die Alteingesessenen wiederum bieten den Marktdebütanten Finanzierung, Know-how in Marketing oder Vertrieb, Reputation, eine größere Sichtbarkeit am Markt, Zugang zu einem Kundenstamm oder Integrationsleistungen.
Geben und Nehmen
Die transformative Kraft der Digitalisierung entfaltet sich erst durch Netzwerken und Kooperieren. Unternehmen, die diesen Netzwerkgedanken klug für sich umsetzen, schaffen sich ein lebendiges Ökosystem – mit Start-ups. In diesem sind Mittelständler oder Konzerne ein Teil und nicht das Zentrum des Ganzen. Jeder gibt und nimmt.
Erst dann stellt ein Ökosystem einen Wert dar: Es liefert seinen Teilnehmern ständig Impulse und entwickelt schnell Ideen. Daran müssen sich Unternehmen in Zukunft messen lassen. Wer den Netzwerkgedanken vernachlässigt, vergibt wertvolle Chancen und kann seine Zukunftsfähigkeit verspielen – er handelt betriebswirtschaftlich fahrlässig.
Der Weg dahin erscheint weit, verkürzt sich aber drastisch durch den Aufbau eines Teams oder einer Einheit, welche die Entwicklung eines digitalen Ökosystems unternehmensweit koordiniert. Diese Erfahrung machen wir bei Vinci Energies.