2011 riefen das taiwanische Wirtschaftsministerium (MOEA) und das Amt für industrielle Entwicklung (IDB) ein gemeinsames Pilotprojekt für Elektromobilität ins Leben. In zehn Teilprojekten sollen bis 2016 insgesamt 3000 Elektroautos und 160.000 Elektroroller in Taiwan auf die Straße gebracht werden. Die Regierung will die Umsetzung mit rund 230 Millionen Euro fördern. Viele Unternehmen in Taiwan sind deshalb dabei, Produkte für die Elektromobilitätsbranche zu entwickeln.
Taiwan treibt Tesla an
Einen besonderen Erfolg konnte hier der taiwanische Motorenbauer Fukuta Elec. & Mach. verbuchen, dessen Name in der Branche nicht ganz unbekannt sein dürfte: „Wir sind der einzige Lieferant für Tesla“, verkündet Unternehmensgründer Gordon Chang Stolz. Die Zusammenarbeit zwischen Fukuta und dem Elektroautobauer Tesla Motors sei im Jahre 2005 aber eher zufällig zustande gekommen (siehe auch Interview im Kasten).
Seitdem habe man viel gelernt und ist laut Chang in der Lage, jedes Fahrzeug problemlos in ein Elektrofahrzeug zu verwandeln. Vom 12. bis 14. April stellt das Unternehmen auf der Electric Vehicle Show 2012 in Taipeh außerdem ein neues Flüssigkühlsystem für Batterien vor. Es soll dafür sorgen, dass Elektroautos in Nordeuropa oder anderen Gebieten mit niedrigen Temperaturen nicht der Saft ausgeht. Dort sei ein flüssiges Kühlsystem effektiver, da die Batterieleistung bei Temperaturen unter 20°C oft nachlässt. Auch im Model S von Tesla wird dieses System zu finden sein.
Doch nicht nur beim Motor greift Tesla auf taiwanisches Fachwissen zurück. Der Prüf- und Messgerätehersteller Chroma ATE stellt seit 2007 elektronische Steuergeräte für den Tesla Roadster her, darunter die Batteriekontrolleinheit und den Motorantrieb, und liefert auch gleich passendes Testequipment.
Bei Pihsiang Machinery beschloss man, nicht auf Tesla zu warten und entwickelte einfach selbst ein Elektroauto. Das Ergebnis ist ein 340 kg schwerer Zweisitzer mit Namen Venus. Dieses Stadtauto soll unter der Marke Achensa als günstige Alternative zum Nissan Leaf oder zum Smart auch in Europa vermarktet werden. Finanzchef Jeffrey Chang erklärt, für ihn sei Europa der wichtigste Markt überhaupt, da es dort viele Städte gibt und die Straßen sehr eng sind. Deshalb brauchen europäische Kunden eher kleinere Autos.
Bewegte Zeiten in Taiwan
In Taiwan herrscht beim Thema Elektromobilität großer Optimismus, den gute Autoteile-Exportzahlen, Elektromobilitätsprojekte und die Unterstützung der Regierung noch anheizen.
Die Gretchenfrage
Welcher Batterietyp wird sich langfristig durchsetzen? In Taiwan hat man hierauf zwar auch noch keine Antwort gefunden, doch ein jedes Unternehmen weiß zumindest Vorteile eigener Technologien hervorzuheben: LanYang Energy Technology aus Taipeh setzt unter der Marke LynoPower auf Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien (LiFePO4-Batterien), die es für Elektroautos, Elektrobusse und Elektroboote herstellt. Das junge Unternehmen ist von der Zukunftstauglichkeit der Batterien überzeugt und arbeitet daher stets an deren Verbesserung. So wird laut Geschäftsführer William Chang künftig ein effizienzsteigerndes und kostensparendes Kathodenmaterial der Formosa Plastics Group zum Einsatz kommen. Der Batteriehersteller arbeitet größtenteils mit asiatischen Unternehmen wie Yulon-Nissan und China Motor zusammen und sieht in China seinen wichtigsten Absatzmarkt. Dabei träumt Chang auch vom europäischen Markt. Er kann sich seine Batterien gut in den Bussen vorstellen, die Fluggäste von Schiphol nach Amsterdam bringen. In China könne man die Produkte hingegen garantiert verkaufen, weshalb Chang das Potenzial seines Unternehmens zunächst dort unter Beweis stellen möchte, um in Zukunft mit vorzeigbaren Erfolgen an europäische Unternehmen herantreten zu können. Elektromobilität mit Wohlfühlcharakter Auch der Hersteller von Fitnessgeräten DK City sieht die Zukunft in der Elektromobilität, doch verbindet er ihn mit Lifestyle. Der frühere Hersteller von Wohnmöbeln produziert ein Vorderrad, in das ein kabelloses Energiesystem integriert ist, womit jedes herkömmliche Fahrrad in ein Elektrofahrrad umgewandelt werden kann. Hierzu wird der Vorderreifen durch ein DB Revo ersetzt. So kommt jeder im Handumdrehen an ein Elektrofahrrad, ohne dabei auf seinen eigenen Stil verzichten zu müssen. Das Rad wird auf der EV-Show zu sehen sein und soll bereits in diesem Jahr auf den Markt kommen.