Für ein Papier der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland mit Unterstützung des Technologieunternehmens Microsoft Deutschland wurden Erfahrungen und Einblicke aus der Praxis von Transformationsprojekten im öffentlichen Sektor zusammengefasst. Ziel des vorliegenden Papiers ist es, Leitfragen und Handlungsempfehlungen zu teilen und somit einen Impuls zu geben, um die Debatte um skalierbare Smart-City Lösungen weiter anzuregen und zu stärken.
Konkret umfassen die Erkenntnisse vier Transformationsfelder: Strategie und Kommunikation, Organisation und Kultur, Digitalisierung und Daten, Finanzierung und Skalierung sowie zugehörige Leitfragen und Handlungsempfehlungen. Angereichert werden die Inhalte durch Impulse und Berichte aus der Praxis von ausgewählten Experten, die insbesondere mit Smart-City und Smart-Region-Projekten betraut waren. Die smarte Transformation von Städten und Regionen erfordert klare Zielbilder, Fokussierung auf Wertschöpfung, kulturelles Umdenken, technologische Kompetenzen und Konzepte zur nachhaltigen Finanzierung.
Ländlichen und urbanen Raum intelligent vernetzen
Dr. Nicolas Sonder, Partner Public Services bei PwC Deutschland, sagt: „,Smart City‘ steht nicht nur für Städte. Wir denken dabei an Städte und an Regionen.“ Und er ergänzt: „Nur wenn ländlicher und urbaner Raum vernetzt sind, lässt sich die Lebensqualität aller Bürger:innen verbessern und ihr Gemeinschaftsgefühl stärken.“
Strategie und Kommunikation: Visionen teilen, Menschen beteiligen
Essenziell für den Erfolg von Smart-City-Transformationsprojekten ist es, dass möglichst viele Bürger den Prozess mitgestalten. Dabei lohnt der Blick auf nationale und internationale Vorbilder wie etwa die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Die Strategie sollte zudem bestehende Konzepte etwa der Verkehrsplanung integrieren. Ebenfalls wichtig: Bereits frühzeitig sollten klare Indikatoren festgelegt werden, um Fortschritte zu messen.
Organisation und Kultur: Der Mensch im Mittelpunkt
Auch die Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung sind entscheidend auf dem Weg zur Smart City. Henrike Etzelmüller, Industry Advisor für Sustainable Cities & Regions bei Microsoft Deutschland, erklärt: „Wir stellen fest, dass eine kulturelle Transformation essenziell ist, um Städte, Landkreise und Gemeinden für die Zukunft aufzustellen und die Potentiale einer vernetzten, digitalen und datengetriebenen Stadt zu realisieren. Dazu wollen wir informieren und motivieren.“
Denn vor allem interdisziplinär aufgestellte Smart-City-Teams sind es, die die Brücke zwischen Anwendung („Use Case“) und Technologie, zwischen Anwender und Admins, schlagen. Digitale Kompetenzen sind aber auch in der Fläche gefragt. Hierfür zu motivieren und die digitale Transformation zu fördern und fordern obliegt einem durchdachten Change-Management-Prozess, der den Wandel begleitet.
Digitalisierung und Daten: Schnelle Erfolge realisieren
Technologie, Daten und Digitalisierung sind die digitale Infrastruktur der Smart Cities und IT-Sicherheit eines ihrer wichtigsten Attribute. Peter Hurnaus, Director Government bei Microsoft Deutschland, sagt: „Technologie fungiert auf diesem Feld als Motor: Sie kann ein Anstoß zur Modernisierung sein und die nötige Transformation unterstützen. Technologie ist auch eine Antwort auf die Knappheit der Mittel – die längst nicht im gleichen Maße erhöht worden sind, wie der Aufgabenumfang für Kommunen gewachsen ist. So werden digitale Lösungen zum Schalthebel, um die Verwaltung zu optimieren und um Bürger:innen das Leben leichter zu machen.“
Die positive Einstellung aller Beteiligten zur Digitalisierung stärkt rasche Erfolge. Die Autoren empfehlen Verantwortlichen daher auf rasche, sichtbare und skalierbare Erfolgsgeschichten mit Prozessautomatisierung und -optimierung zu fokussieren. Langfristig profitiere die Smart City zudem von der datenbasierten Entscheidungsfindung als strategischer Initiative. Insbesondere das aktuelle Thema Nachhaltigkeit kann hier als praktisches Beispiel dienen, um aufzuzeigen, dass Daten als objektive Entscheidungshilfe für komplexe Fragestellungen essenziell sind.
Finanzierung und Skalierung: Neue Partner schaffen neue Möglichkeiten
Bund und Länder fördern mit ihren aktuellen Programmen vorrangig Modellprojekte und -regionen im Sinne einer Anschubfinanzierung. Kommunen fühlen sich allerdings häufig mit der Anschlussfinanzierung für den Dauerbetrieb und die Skalierung erprobter Lösungen allein gelassen. Gefragt sind daher, so die Studienautoren, ein Umdenken der Politik sowie Kreativität in der Entwicklung nachhaltiger Finanzierungsmodelle.
Prof. Dr. Rainer Bernnat, Partner und Leiter des Bereichs Öffentlicher Sektor bei PwC, sagt: „Die Vielfalt der Akteure gilt es zu nutzen, um nachhaltige Finanzierungs- und Betreibermodelle zu entwickeln.“ Damit könne die Leistungs- und Lieferfähigkeit, gerade vor dem Hintergrund der immer größer werdenden Fachkräfte-Lücke, wirkungsvoll adressiert werden.
Eine große Bedeutung hätten dabei erweiterte Formen der Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Verwaltung und der Privatwirtschaft, zum Beispiel durch Übernahme von Ende-zu-Ende Geschäftsprozessen im Sinne von Managed Services oder durch Industriepartnerschaften, etwa in Form von Beteiligungen, Pacht- und Nutzungsverträgen, Lizenzverträgen oder anderen Betreibermodellen.
Die Erkenntnisse des Papers geben Anstoß, die Debatte um skalierbare Smart-City- Lösungen weiter voranzutreiben, Lösungen in die Fläche zu bringen und die Chancen der Digitalisierung verfügbar und nutzbar zu machen.