Die meisten Unternehmen tun sich bei der Übernahme neuer Technologien sehr schwer. Fast zwei Drittel (64 Prozent) haben demnach Schwierigkeiten, das Potenzial neuer Technologien effektiv zu bewerten. In der Fertigungs- und Produktionsbranche wächst dieser Anteil sogar auf 72 Prozent. So lauten Kernergebnisse der Studie „Innovation & Technology Adoption“ die die Managementberatung Detecon gemeinsam mit der Markforschung Vanson Bourne erstellt hat. Für die Studie wurden weltweit über 530 Teilnehmer befragt, die mit der Einführung neuer Technologien betraut und in den Regionen Europa, MENA (Nahost und Nordafrika) und APAC (Asien und Pazifik) leben.
Insgesamt sagen 57 Prozent der Unternehmen, dass sie mindestens einmal aufgrund der damit verbundenen Herausforderungen auf die Einführung einer neuen Technologie verzichtet haben. Die größten Hürden sehen die Befragten in der „Kompatibilität mit der bestehenden Umgebung“ sowie „Sicherheitsbedenken“. Auch „Schwierigkeiten bei der Messung des RoI“, „fehlendes Training“ sowie „fehlendes internes Buy-In zur Nutzung der neu eingeführten Technologie“ wurden als Herausforderungen genannt. Wenn es darum geht, zu messen, ob eine neue Technologie erfolgreich ist, achten die Teilnehmer gleichermaßen an erster Stelle auf „erhöhte Innovation“ wie auch die „erhöhte Effizienz“.
Technologieeinführungen bergen Risiken
Neun von zehn Befragten sind sich einig: Die Einführung der falschen Technologie kann sowohl für das Unternehmen als auch für die verantwortlichen Personen riskant sein. Die größte persönliche Sorge, die 45 Prozent der Befragten teilen, ist, dass sie den Respekt ihrer Kollegen verlieren könnten. Es gibt dabei interessante Unterschiede je nach Region: In Deutschland haben 51 Prozent der Befragten Angst vor einer Degradierung, während in China 58 Prozent eher um ihren Bonus bangen. Als größte Konsequenz für das Unternehmen wird vor allem der Zeitverlust durch die Implementierung einer falschen Technologie genannt, gefolgt von einer möglichen „verringerten Produktivität“ und „unterbrochenen Services“.
„Die Antworten zeigen, dass das praktische Wissen zu Kosten und Wirkung einer Technologie eine entscheidende Rolle spielt, genauso wie die Frage, ob und wie sie sich mit anderen oder schon bestehenden Technologien integrieren lässt. Gleichzeitig müssen Unternehmen eine Kultur etablieren, die schnelle Prototypisierung erlaubt, um neue Technologien frühzeitig zu testen und schnell ausrollen zu können,“ erklärt Christian Maasem, Experte für Hyperconnectivity bei Detecon und einer der Studienautoren. „Es muss mehr Verständnis dafür geben, dass der Weg zu innovativen Strategien immer mit Tests und Experimenten verbunden ist, um parallel zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung insgesamt solide Business Cases entwickeln zu können. Selbst die besten Theorien und Entscheidungsgrundlagen ersetzen nicht den Praxistest, um herauszufinden, ob eine innovative Technologie wirklich funktioniert und problemlos integrier- und skalierbar ist.“
Christian Maasem plädiert zudem für mehr Systematik bei Technologieeinführungen: „Ein gut verankerter Technologiemanagementprozess kann als etabliertes System darauf trainiert sein, Neues schneller einzuführen und sich an den Prinzipien des Continuous Development orientieren. Er verhindert zudem, dass Innovationen lediglich eine Insel im Unternehmensgeschehen bleiben, ohne eine Leuchtturmwirkung zu entfalten. In der Realität lassen sich durch unterstützende Technologiemanagementprozesse deutliche Synergien finden und positive Effekte hebeln. Dies setzt aber voraus, dass sie durchgängig etabliert sind.
Das richtige Gleichgewicht in Partner-Ökosystemen finden
Große Hürden sehen Unternehmen auch beim Aufbau von Ökosystemen: Insgesamt 67 Prozent stimmten zu, dass es schwer sei, das richtige Gleichgewicht in Partner-Ökosystemen zu finden. Die größten Hindernisse dabei sind laut 39 Prozent der Befragten „fehlende Datenkompatibilität und Schnittstellen“. Ebenfalls häufig genannt wurden die „Auswahl der richtigen Partner“ und die „Balance zwischen Wettbewerb und Zusammenarbeit“, mit jeweils 38 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich).
Die APAC-Region (inklusive China) scheint beim Aufbau von Ökosystemen Vorteile zu haben: Nur 62 Prozent bestätigten hier Schwierigkeiten beim Finden des Gleichgewichts, verglichen mit 68 Prozent in MEA und 72 Prozent in Europa. Außerdem zögern in APAC nur 53 Prozent, sich einem Ökosystem anzuschließen, während in MEA und Europa die Skepsis bei 62 Prozent beziehungsweise 65 Prozent liegt. Zudem gaben 45 Prozent der APAC-Teilnehmer an, sich bereits in einer Optimierungsphase eines Ökosystems zu befinden (im Vergleich zu 40 Prozent in Europa und MEA), und 11 Prozent (gegenüber 8 Prozent in Europa und 5 Prozent in MEA) befinden sich bereits in einer Phase der Standardsetzung.
Sicherheit und Compliance als Hürde beim Einsatz von Daten
Auf die Frage, welche Technologien Unternehmen nutzen, um aus ihren Daten Mehrwert zu schaffen, gaben 53 Prozent „Künstliche Intelligenz“ an. Dahinter folgten „Cloud Services“ mit 47 Prozent sowie „IoT“ und „Datenmanagement“, die beide von jeweils 45 Prozent genannt wurden. Dabei sagen fast alle Befragten (98 Prozent), dass sie beim Einsatz ihrer Daten auf Herausforderungen stoßen. Zu den größten Hürden zählen „Sicherheit“ (41 Prozent), „Compliance-Anforderungen“ (37 Prozent) und „schlechte Datenqualität“ (35 Prozent) – hier waren Mehrfachnennungen möglich.
Die Studie wollte außerdem wissen, welche Fähigkeiten aus Sicht der Kunden ein Beratungsunternehmen mitbringen sollte, das bei der Einführung und Nutzung innovativer Technologien hilft. Besonders gefragt sind „innovative Ansätze“ (43 Prozent), „hervorragender Kundensupport“ (41 Prozent) sowie „End-to-End-Support“ und Branchenexpertise, die beide jeweils von 38 Prozent genannt wurden (auch hier waren Mehrfachnennungen möglich).