Stadtwerke bremsen bei der Wärmewende Wärmewende stockt: Mehrheit der Versorger sieht Klimaziele in Gefahr

Komplexe Vorschriften und fehlende Ressourcen bremsen die Wärmewende: Eine Umfrage zeigt große Unsicherheit bei deutschen Energieversorgern.

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10.04.2025

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – die deutschen Klimaziele. Laut einer aktuellen Deloitte-Umfrage zweifeln deutsche Stadtwerke und Energieversorger an der Umsetzbarkeit der Wärmewende bis 2045. Mangelnde Planung, unklare Finanzierung und fehlendes Personal zählen zu den größten Hindernissen. Nur 28 Prozent der Unternehmen befinden sich bereits in der Umsetzung – der Rest fordert klarere Rahmenbedingungen.

Die Dekarbonisierung des Wärmemarktes ist ein zentraler Baustein, um die Treibhausgasneutralität in Deutschland bis 2045 zu erreichen. Mehr als die Hälfte der deutschen Stadtwerke und Energieversorger (62 Prozent) hält den Zeitplan zur Erreichung der Klimaziele für zu ambitioniert. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Deloitte-Umfrage. Nur gut ein Viertel der Energieversorger (28 Prozent) befindet sich bereits in der Umsetzung der Wärmewende. Die Hälfte der Unternehmen hat noch keine langfristige Planung bis 2040/45.

Unklare Finanzierung und Fachkräftemangel hemmen die Wende

Für die Umstellung ihres Geschäftsmodells mangelt es den Stadtwerken und Energieversorgern sowohl an personellen als auch an finanziellen Ressourcen. Eine deutliche Mehrheit (88 Prozent) sieht hier Handlungsbedarf. Fast zwei Dritteln der Befragten (64 Prozent) ist noch unklar, wie der notwendige Kapitalbedarf für die Umsetzung der Wärmewende insgesamt aufgebracht werden soll. Ebenfalls 64 Prozent können zwar die notwendigen Finanzmittel für die Transformation ableiten, doch nur 5 Prozent haben diese bereits gesichert. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) hat außerdem bisher keine konkreten Maßnahmen ergriffen, um die Finanzierung sicherzustellen.

Um die Wärmewende zu beschleunigen, befürwortet die Mehrheit der Energieversorger (54 Prozent) den Aufbau einer eigenständigen Wärmeorganisation. Mit Blick auf die künftige Marktentwicklung erwarten 79 Prozent eine niedrige bis mittlere Konsolidierung der Stadtwerkelandschaft.

Handlungsfähigkeit unter komplexen Rahmenbedingungen

72 Prozent der Befragten geben an, dass sich die Rahmenbedingungen insgesamt verbessern müssen, damit die Transformation gelingen kann. Die Mehrheit (66 Prozent) sieht im Vergleich zu 2023 keine Veränderung bei den regulatorischen Rahmenbedingungen. Gut ein Viertel (25 Prozent) nimmt sogar eine Verschlechterung wahr.

„Die Notwendigkeit der Wärmewende und das Ziel der Klimaneutralität stehen für die kommunalen Energieversorger außer Frage“, sagt Dr. Andreas Langer, Partner bei Deloitte und Experte für den Energiesektor. „Um die Transformation erfolgreich zu gestalten, müssen Genehmigungsverfahren beschleunigt und der regulatorische Rahmen pragmatisch weiterentwickelt werden.“

Zur Studie:

Für die Studie „Wärmewende: Aktuelle Umfrageergebnisse zum Stand der Wärmewende in Deutschland“ haben 87 Stadtwerke und Netzbetreiber zwischen November 2024 und Januar 2025 an einer Online-Erhebung teilgenommen.

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