„Wir stehen vor der Herausforderung, in Deutschland rund vier Millionen Tonnen Diesel pro Jahr zu ersetzen, die bislang aus Russland eingeführt wurden. Das entspricht rund einem Achtel des Bedarfs“, erläuterte en2x-Hauptgeschäftsführer Prof. Christian Küchen. Die Branche sei sich der Komplexität der Aufgabe bewusst. „Die deutsche Mineralölwirtschaft hat den Ausstieg aus russischen Importen an Rohöl und Diesel von Beginn des Ukrainekriegs an unterstützt und deren Konsequenzen für die Energieversorgung bislang erfolgreich bewältigen können.“
Anspruchsvolle Logistik – Reserven schaffen Sicherheit
Wo Mineralölprodukte fehlen, müssen sie durch zusätzliche Importe, zum Beispiel aus den USA oder dem arabischen Raum, ersetzt werden. Diese erfolgen auf bewährten Wegen per Schiff über Seehäfen und dann weiter mit Binnenschiffen und Kesselwagenzügen. „Daher ist es gut, dass die Bundesregierung die Möglichkeit verlängert hat, Energietransporte auf dem Schienenweg zu priorisieren“, so Küchen. Zusätzliche Sicherheit verschaffen die Reserven des Erdölbevorratungsverbands. Bundesweit sind Rohöl und Fertigprodukte wie Diesel für den Verbrauch von rund drei Monaten eingelagert.
Weltmärkte entscheidend für Preisentwicklung
Welche Auswirkungen das Embargo auf die Preisentwicklung hat, kann laut Küchen nicht vorab eingeschätzt werden. „Die Preise richten sich nach Angebot und Nachfrage am Weltmarkt.“ Durch die gestiegenen Erdgaspreise haben einige Kunden in der Industrie ihre Anlagen zuletzt auf Heizöl umgestellt, das im gleichen Raffinerieprozess wie Diesel hergestellt wird. Das hatte dazu beigetragen, dass auch die Dieselpreise stark gestiegen sind.
Längere Transportwege können ebenfalls Einfluss auf die Preisentwicklung nehmen. Küchen: „Die Anforderungen bei der Dieselversorgung sind seit längerem bekannt, wir arbeiten mit Hochdruck daran, weiterhin eine gut funktionierende Versorgung zu gewährleisten.“
Für die Zukunft strebt die deutsche Mineralölwirtschaft schrittweise die Abkehr von fossiler Energie an. Küchen: „Das Ziel muss sein, unsere Energieversorgung künftig auf eine breitere Basis zu stellen und dabei immer mehr auf treibhausgasneutrale Energie zu setzen.“