Wir haben uns in den vergangenen Jahrzehnten auf sogenannte Motion Plastics spezialisiert, das heißt, wir machen Kunststoffe für Bewegung. In den letzten Jahren haben wir für uns drei große Ziele formuliert: Verbessern, was sich bewegt, CO2-neutral und am besten mit Zero Plastic Waste. In diesem Sinne ist ein Ziel beispielsweise Schmierfreiheit, also Beweglichkeit ohne zusätzliche Schmierung durch Fette und Öl, hinzubekommen. Denn etwa 50 Prozent aller Schmierstoffe, die weltweit verkauft werden, landen in der Umwelt. Allein in Deutschland waren das vor vielen Jahren schon 27 Millionen l. Um es zu schaffen, dass Produkte schmierfrei sind, außerdem haltbar und berechenbar, betreiben wir große Forschungslabore, mit rund 450 Prüfständen, auf denen wir 16.000 Versuche pro Jahr durchführen.
Und was machen wir, um insbesondere das Ziel Zero Plastic Waste zu erreichen? 99 Prozent unseres Ausschusses in der Spritzgussproduktion werden recycelt und dem Produktionsprozess wieder zugeführt. Durch mechanische Maßnahmen wie Leitbleche verhindern wir außerdem, dass Teile aus dem Produktionsprozess neben den Maschinen im Müll landen. Ein großer Schritt ist die im letzten Jahr ins Leben gerufenen chainge-Plattform. Hier bringen wir Hersteller und Anwender von technischen Kunststoffen zusammen, um eine Kreislaufwirtschaft zu fördern. Parallel arbeiten wir mit Unternehmen zusammen, die Ansätze verfolgen, um aus gemischten Kunststoffabfällen wieder Öl zu machen.
Dieses Jahr haben wir aus gesammeltem Kunststoffmüll, aus Post-Consumer-Waste und Recyclingmaterial, ein neues Produkt geschaffen, und zwar ein Fahrrad. Dass es ein Fahrrad sein würde, ist ein nicht ganz neuer Gedanke. Die Idee, dass ein Fahrrad ein wunderbares Motion Plastic Produkt abgeben würde, hatte ich schon vor Langem – im Familienurlaub an der Atlantikküste Floridas. Dort haben wir Fahrräder im Hotel ausgeliehen und dabei erfahren, dass diese wegen der feuchten, salzhaltigen Luft wahnsinnig schnell rosten und daher ständig überholt und Teile erneuert werden müssen. Die Lösung könnte ein Fahrrad aus Kunststoff sein. Bei meinen Recherchen stieß ich dann auf ein niederländisches Start-up, das schon vor gut fünf Jahren ein erstes Fahrrad mit Rahmen und Laufrädern aus recyclebarem Polyethylen hergestellt hat. Seit 2019 arbeiten wir zusammen und haben nun ein Fahrrad entwickelt, das komplett aus Polyethylen besteht – 100 Prozent rost-, schmiermittel- und wartungsfrei!
Unser Ziel ist nun, das Fahrrad komplett aus recyceltem Polyethylen herzustellen, weil Polyethylen der am meisten produzierte Kunststoff der Welt ist. Das Beste daran ist, dass wir dank der chainge-Plattform und dem Einsammeln von Kunststoffabfällen bei unseren Kunden unsere Supply Chain kontrollieren. Wir wollen aber noch weiter gehen und direkt dort, wo der Kunststoffmüll entsteht und an den Müllhalden dieser Welt Produktionseinheiten aufbauen. Erste Kontakte mit Firmen, die Kunststoff aus den Flüssen und Meeren fischen haben wir, und wir sehen zu, dass wir frühzeitig solche Supply Chains für Müll organisieren, um diesen Traum sehr rasch wahr werden zu lassen.