Mario Bienert ist mit diesem Beitrag im E&E-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Elektronikwelt vertreten. Alle Beiträge des E&E-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.
Spannung und Strom liegen uns im Blut. Nur so einfach wie zu Beginn meiner Laufbahn ist es heute bei Weitem nicht. Immer umfangreichere Applikationen verlangen der Stromversorgung so einiges ab. Sie soll Kurvenverläufe, bestimmt durch den Anwender oder Normen, nicht nur nachbilden, sondern auch auslesen und speichern können. Grenzwerte müssen überwacht und ausgewertet werden. Es wird mit einem übergeordneten Computer kommuniziert, um Teil einer komplexen Anlage zu sein.
Stromversorgungen müssen Solaranlagen, Brennstoffzellen oder Batterien exakt nachbilden, damit mit ihnen Wechselrichter, Motoren oder andere Verbraucher getestet werden. Alles in allem sollten sie so universell sein, dass jede Anwendung mit optimalen Parametern bedient werden kann.
Ideen für die Stromversorgung der Zukunft
Da reicht ein Netzteil mit Spannung und Strom bei Weitem nicht mehr aus. Wenn ich mir die Laborstromversorgung von heute anschaue, dann macht das Leistungsteil nur noch einen kleinen Bereich aus. Eine intuitive Bedieneinheit mit Farbdisplay plus Touch, ein Kommunikationsmodul mit vielen internen und externen Interfaces und digitale Regler für die Leistungselektronik haben den Weg in unsere Welt gefunden.
Wir konnten schon immer mit vielen technischen Errungenschaften Trends in unserer Branche setzen. Die Ideen für weitere haben wir schon im Kopf und möchten diese in naher Zukunft in die Praxis umsetzen. So wird die Laborstromversorgung der Zukunft noch universeller, kompakter und intelligenter sein.
Haben wir uns in den letzten Jahren auf unser Kerngeschäft konzentriert, die uni- und bidirektionalen Laborstromversorgungen sowie elektronischen Lasten mit und ohne Netzrückspeisung, werden zukünftig auch der Systembau, AC-Quellen und Industriestromversorgungen unser Augenmerk haben. Weiterhin spannend wird der Batteriemarkt sein. Zellen und Packs müssen nicht nur geladen und entladen, sondern auch bis ins kleinste Detail getestet werden. Auch hier wollen wir mit unserer Expertise punkten und weitere Produkte für diesen Markt entwickeln.
Das notwendige Know-how ist vorhanden, wir müssen aber weiter unsere Kapazität in der Entwicklungsabteilung ausbauen. Da es zurzeit schwierig ist, an geeignetes Personal zu kommen, setzen wir neben dem Recruiting zudem auf den Nachwuchs und bilden Bachelor- und Masterstudenten aus. Viele unserer Entwicklungsingenieure haben hier so ihre Karriere begonnen.
Plagiate aus Asien
Wir müssen für die Fortführung unseres Erfolgs weiterhin hart arbeiten. Ich kenne einige Anbieter aus Asien, die mehr oder weniger erfolgreich unsere 15-kW-Geräteserien kopiert haben. Da wurde mit viel Manpower und unseren Geräten als Vorlage gearbeitet. Zwar haben wir unsere Technologieführerschaft mit den neuen 30-kW-Serien wieder bewiesen, aber einen gewissen Druck verspüren auch wir. Man kann sich nicht ausruhen, wenn man weiterhin Hidden Champion sein möchte.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns mit den aktuellen Projekten in die richtige Richtung entwickeln. Den Markt genau im Blick haben und sich den Anforderungen unserer Kunden und Mitbewerber stellen, das war schon immer unsere Mission. Jetzt noch die richtigen Ideen entwickeln und den Mut haben, sie umzusetzen, dann lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten.
Ich stehe auch nach über 40 Jahren bei EA Elektro-Automatik weiter unter Strom und freue mich schon auf eine spannende Zeit, die vor uns liegt.