Hat man das Schlagwort Internet of Things (IoT), zu deutsch Internet der Dinge, vor noch nicht allzu langer Zeit nur hier und da einmal aufgeschnappt, ist es mittlerweile zu dem Trendthema überhaupt geworden. Auch und vor allem im Embedded-Bereich. Das war es bereits auf der letzten Embedded
World, wo man an allen Ecken und Enden darauf stieß. Und wie es scheint, hat es nichts an seiner Strahlkraft verloren. Das zeigt sich allein schon daran, dass der Veranstalter der diesjährigen Embedded World das Leitmotiv „We are the Internet of Things“ gegeben hat.
Dabei spielt das Internet of Things nicht nur in den Messehallen eine vorherrschende Rolle, sondern zieht sich auch durch das gesamte Programm der Embedded World Conference. Deren Themenschwerpunkte in diesem Jahr liegen unter dem Stichwort „Engineering Focus“ auf den Bereichen Internet of Things und Security & Safety. Täglich werden Keynotes aus unterschiedlichen Blickrichtungen diese Themen beleuchten. So diskutiert zum Beispiel Tyson Tuttle, CEO von Silicon Labs, in seiner Keynote mit dem Titel „Engineering the IoT: An RF Expert’s View on Technology Trends and Challenges“ Technologietrends und Herausforderungen des heutigen IoT-Marktes. Und auch Scott Aylor, Corporate Vice President und General Manager der Embedded Systems Division bei AMD, sowie Gareth Noyes, Senior Vice President Strategy and Corporate Development bei Wind River, beschreiben zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen des IoT. Auch zum Themenbereich Security & Safety von Embedded-Systemen wird es viele Session-Keynotes geben, einige davon greifen Themen wie Hardwareattacken und Sicherheit im Internet of Things auf.
Anstoß von Projekten
Dass das IoT ein Zukunftsthema für die Embedded-Branche ist, dem stimmt auch Wolfgang Heinz-Fischer, Leiter Marketing und Öffentlichkeitsarbeit TQ-Gruppe, zu. Denn es biete seiner Meinung nach die Chance auf die Realisierung vieler neuer Projekte. „Es wird jedoch notwendig werden, sich mehr um die Datensicherheit zu kümmern“, gibt er allerdings zu bedenken. Ebenso vom Potential des IoT überzeugt ist Stefan Palm, Business Development Manager Embedded Computing bei Moxa. „Es bietet die Chance, alle Geräte mit Interkonnektivität zu verbinden, wobei den Embedded Computern die Aufgabe obliegt, Informationen aufzunehmen und auszuwerten, um eine neue Stufe von Intelligenz zur Verfügung stellen zu können“, so seine Einschätzung.
Neue Märkte öffnen sich
Dass die Beschäftigung mit dem Internet of Things eine Kernstrategie für Kontron bedeutet, wird dadurch deutlich, „dass wir neue Hard- und Softwarelösungen entwickeln und neue, starke Partnerschaften bilden“, erklärt Michael Väth, EVP Global Sales & Marketing bei Kontron. Er kommt richtig ins Schwärmen, wenn man ihn auf das Trendthema anspricht: „Das Internet of Things ist eine riesige Chance für die Embedded-Branche. Existierende Grenzen zwischen IT (Information Technology) und OT (Operational Technology) werden eliminiert.“ Ins selbe Horn stößt auch Albin Markwardt, Geschäftsführer von Comp-Mall. „Das Thema IoT beinhaltet eine große Chance für den Embedded-Bereich. Es öffnen sich Tore zu neuen Märkten; einige sind noch nicht einmal vorhersehbar, das heißt, die Technik ist weiter als seine Einsatzmöglichkeiten.“ Nötig sei aber, dass Hersteller, Vertriebskanäle und Dienstleistungsunternehmen mehr zusammen rückten. „Nur so können Sie den Bedarf decken.“ Weiter prognostiziert Markwardt, dass sich neue Vertriebsmodelle ergäben, die sich nur mit den Themen Daten verwalten, Daten zur Verfügung stellen und Daten von überall aus greifbar machen beschäftigten. Als eine Herausforderung, die das IoT für die Hardware bereithält und die es zu meistern gilt, nennt er hohe Konnektivität auf kleinem Raum.
Bezüglich der Hardware ist sich Luisa Kusserow, Head of Marketing and Communications bei Garz & Fricke, sicher, dass das Internet of Things je nach Anwendungsgebiet unterschiedliche Hardware bedingen wird. „Dieser Umstand wird zu einem größer werdenden Bedarf an Standardisierung führen, beispielsweise bei der Datenübertragung“, meint sie und weist damit auf das nicht zu vernachlässigende Thema „Standardisierung“ hin. Auch für Stefan Palm von Moxa steht fest, dass es im Bereich Internet of Things nicht ohne Standards geht: „Insbesondere hier muss auf Standardisierung gedrungen werden, um Interoperabilität zu gewährleisten. Wenn jeder Hersteller weiterhin sein Ding macht, funktioniert das ganze Konzept nicht.“ Deshalb kümmerten sich Konsortien, wie das Industrial Internet Consortium (IIC), in dem auch sein Unternehmen Mitglied ist, darum, die Standardisierung weiter voranzutreiben. Albin Markwardt schätzt, dass „uns als Standard die Intel-Quark-Technologie erwartet, die immer mehr für den IoT-Bereich angepasst und etabliert wird. Intel bietet hierbei eine Businesssparte für IoT an, die Hardware mit einer Softwareplattform bereichert.“
Wichtig: Standardisierung
Abgesehen vom Internet of Things spielt Standardisierung für den Embedded-Bereich natürlich generell eine große Rolle. Hier schätzt der Experte von Kontron, Michael Väth, dass die Standardisierung auf Board-Ebene weiter voranschreiten wird. „Wir sehen den Trend, dass Kunden von Eigenentwicklungen auf Standards wechseln. Gründe hierfür sind Time-to-market und Kosteneffizienz. Weiterhin sind Standards in Software-Modulen zu erwarten. Wir beobachten derzeit auch das Industrial Internet Consortium und die Industrie-4.0-Aktivitäten von VDMA und Bitcom. Derzeit ist leider noch kein internationaler IoT-Standard-Body erkennbar.“
Blick nach vorn
Nach einem Blick in die Glaskugel gefragt, also welche Trends und Herausforderungen für Embedded-Entwickler in den nächsten zwei bis drei Jahren relevant werden, kommt – wen wundert’s – als eine Antwort: „Die Zukunft gehört den Lösungen für das Internet of Things – und zwar unter Berücksichtigung der gestiegenen Sicherheitsanforderungen“, so Wolfgang Heinz-Fischer. Für Luisa Kusserow liegen die Herausforderungen für Embedded-Entwickler zum einen in der Bewältigung eines gesteigerten Energiebedarfs, der in Zeiten von komplexen 3D-Spielen, Abspielen von Videos sowie ständiger W-LAN- und Ethernet-Nutzung anfällt. „Zudem sollen die Geräte immer kleiner werden während die Wärmeentwicklung bei steigender Leistungsfähigkeit eine große Herausforderung darstellt“, so Luisa Kusserow.
Stefan Palm sieht den Chiphersteller ARM in den kommenden Jahren auf dem aufsteigenden Ast: „ARM wird wieder wesentlich stärkere Marktanteile erzielen können. Mit den neuen Cortex-Plattformen des Unternehmens wird die hohe Leistungsfähigkeit der x86 Plattformen abgelöst.“ Und Albin Markwardt ruft für die Zukunft das Motto „Weniger ist mehr“ aus. „Embedded-Systeme sind für viele Leistungen überdimensioniert. Jeder Hersteller bietet erst mal das Maximum an. Der Trend geht daher zum Abspecken.“ Als künftige Handlungsmaxime schlägt er vor: Man plant gerade noch so viel Leistung und Schnittstellen, dass es für die entsprechende Applikation ausreicht.