A&D:
Herr Schenk, vorher haben wir in der Eröffnungsansprache des Seminars gehört, dass Sie ein ganz neues Programm aufsetzen und zwar das Industrial Network Certification Program. Was ist das Ziel?
Wolfgang Schenk:
Ziel dieses Programms ist es, unseren Kunden mehr Sicherheit zu geben. Sicherheit für ein Netzwerkdesign, indem wir ihn in der Entwicklungsphase unterstützen, das Design freigeben und die zertifizierenden Partner vorher schulen und auf Herz und Nieren prüfen. Baut der Kunde sein Netzwerk mit Belden-Kabeln, Lumberg-Steckern, Hirschmann-Switches und Security-Produkten von Tofino auf, bekommt er von uns 25 Jahre Garantie auf die passiven Teile dieses Netzwerkes und eine beschränkt lebenslange Garantie auf die aktiven Netzwerkprodukte.
Wie wird ein Certified Industrial Network Provider zertifiziert?
Partner, die Zertifikate erteilen, müssen einen Katalog an Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört ein die Teilnahme an einem Ausbildungsprogramm mit Prüfungen, eine Auditierung der Firma sowie ein Technologie- oder Know-how-Vertrag. Es gibt keinerlei vertriebliche Verpflichtung, Produkte zu verkaufen oder gar über ein bestimmtes Volumen damit zu erreichen. Geradezu prädestiniert für dieses Programm sind spezialisierte Systemintegratoren, die Hochsicherheitsnetzwerke in also ausfallsichere Anwendungen designen.
Welche Wettbewerbsvorteile bietet das Industrial Network Certification Program dem Partner?
Wir haben seit über zehn Jahren ein Ausbildungsprogramm für Techniker, verbunden mit eine persönlichen gebunden Zertifizierung. Dieses Zertifikat haben bereits rund 800 Personen weltweit erreicht und regelmäßig aufgefrischt. Um Certified Industrial Network Provider zu werden, muss nun ein Partner seine zertifizierten Techniker entsprechend nachweisen und zusammen mit den eben genannten Voraussetzungen als Firma die Approbation erreichen, Netze gemäß dem Belden Status zu zertifizieren.
Ist es die Herangehensweise wie man sie aus der IT kennt, also über Solution Provider eine Verlängerung des Marktes zu schaffen?
Das kommt dem ganzen ziemlich nahe. Meistens sind das Firmen, die eine hohe Lösungs-Kompetenz in ihrem Segment oder Marktumfeld haben. In jedem Teilmarkt oder vertikalen Segment ist das eine andere Auswahl an Systemintegratoren und in diesem Zusammenhang baut sich dann auch die Kompetenz für die Erschließung weiterer vertikaler Märkte auf.
Sie haben in Ihrem Vortrag betont, dass die Security von der Firewall in den Switch wandert. Werden also immer mehr Sicherheitsaspekte bereits in die Netzwerkprodukte integriert?
Die Firewall, wie man sie heute kennt, wird in naher Zukunft auf Remote-Access-Anwendung auf eine Maschine reduziert werden, das heißt einen Zugang über Internet und Kundennetz auf eine Maschine schaffen. Für das Separieren oder Segmentieren der Netzwerke, das Aufbauen von Verteidigungslinien und die Eingrenzung auf kleinstmögliche Bereiche im Falle einer Verseuchung des Netzwerkes werden heute schon und in Zukunft rapide zunehmend, Switche verwendet.
Sie hatten auch das Thema Wireless angesprochen, gerade in Bezug auf Wartung und Instandhaltung. Wo sehen Sie hier den großen Kundennutzen?
Eine drahtlose Verbindung bietet per se eine höhere Flexibilität. Entsprechend bewegt sich das Segment Konfigurieren und Parametrieren einer Maschine stark Richtung mobiler Endgeräte. Zudem wird mit dem Internet der Dinge die Voraussetzung geschaffen, dass Maschinen untereinander kommunizieren, Werkstücke anfordern und Kapazitäten bekanntgeben. Die Technologie-Initiative SmartFactoryKL, in der Belden mitwirkt, hat auf der Hannover Messe bereits Produktionsmodule auf Rädern gezeigt. Ich glaube, dass man in der Fabrik der Zukunft eine hohe Produktionsflexibilität braucht, besonders in Branchen mit kurzen Produktlebenszyklen.
Für die SmartFactoryKL haben Sie unter dem Namen Connected Security ein Modul für sichere und durchgängige Datenkommunikation entwickelt. Welche Vorteile bietet Connected Security?
Der Begriff Connected unterstreicht, dass es nicht nur um die klassische Security, abgedeckt durch eine Firewall, geht, sondern auch um den Schutz der Infrastruktur wie Kabel und Steckverbinder. Neben Datensicherheit und Verfügbarkeit bietet das Modul aber die entscheidende Eigenschaft Geräte unterschiedlichster Anbieter und alle weltweit verwendeten Ethernet-Protokolle und Feldbusse übertragen und überwachen zu können.
Sie intensivieren im Bereich Wireless Ihre Investitionen. Geschieht dies im Hinblick auf Industrie 4.0?
Definitiv. Wir haben in ein eigenes Betriebssystem und die Industrie-Härtung der WLAN-Software investiert, und immer mehr die Hirschmann Funk- und Antenne-Kompetenz mit eingebracht. Zur Zeit arbeiten wir intensiv daran, die drahtlose Kommunikation in ihrer Standfestigkeit durch Vermaschungsfähigkeit und eine optimale Managementeinbindung zu verbessern und auszubauen.