Mit der steigenden Nutzung intelligenter und in ein gesamtes Fertigungsnetzwerk eingebundenen Maschinen steigt das Risiko von Hackerangriffen enorm. Eine IT-Studie deckt auf, dass viele industrielle Unternehmen dieses Risiko kaum wahrnehmen und daher auch keine Compliance-Regeln für die Anschaffung und den Betrieb von IoT-Anlagen implementiert haben.
Nur knapp über die Hälfte der über 300 befragten Wirtschaftsvertreter gibt an, über Compliance-Regelungen für IoT-Sicherheit im Unternehmen zu verfügen, 35 Prozent haben keine Regeln. Die Zahlen wurden durch das IT-Unternehmen Onekey im Rahmen des „IoT-Sicherheitsreports 2022“ ermittelt.
„Die vernetzte Fertigung ist ebenso effizient wie gefährlich. Die Anlagen verfügen über zahlreiche Hardware-Bausteine, die eine eigene Firmware nutzen und mittlerweile mehr denn je im Fokus von Hackern stehen“, warnt Jan Wendenburg, CEO von Onekey. Das auf IT-Security spezialisierte Unternehmen betreibt eine automatisierte Analyseplattform für Software von smarten Produkten mit einem Netzwerkanschluss, vor allem aber intelligente industrielle Steuerungssysteme und Produktionsanlagen.
Der Großteil aller Unternehmen vertraut bei der Absicherung von IoT-Infrastrukturen auf Bedrohungsanalysen (50 Prozent) und vertragliche Anforderungen an Lieferanten (42 Prozent). „Damit ist im Zweifel die Haftungsfrage geklärt – aber Unternehmen ist nicht klar, dass eine dezidierte Attacke auf Fertigungsanlagen innerhalb weniger Tage die Existenz einer Firma bedrohen kann“, sagt Jan Wendenburg von Onekey.
Vorbild Prozessindustrie
Das Vertrauen der im Rahmen der Studie befragten mehr als 300 Wirtschaftsrepräsentanten in die eigenen IT-Sicherheitsmaßnahmen zeigt die Unsicherheit: Nur 26 Prozent halten die eigene IoT-Sicherheit für vollständig ausreichend, 49 Prozent nur für teilweise ausreichend.
Fast 15 Prozent hingegen halten die eigenen Maßnahmen sogar für nicht ausreichend oder sogar mangelhaft. Selbst Penetration Testing genießt kein volles Vertrauen – nur 14 Prozent sehen darin einen effizienten Weg, die Sicherheit einer Infrastruktur zu prüfen. 68 Prozent sehen es als teilweise effizient an.
„Das Problem muss an der Wurzel gepackt werden, direkt während der Produktion der Anlagen, Maschinen und Endpoints. Die IT-Branche könnte sich an der Prozessindustrie, beispielsweise der Pharmabranche, orientieren. Dort ist es gesetzliche Pflicht, eine komplette Rückverfolgbarkeit und Transparenz über jeden Bestandteil eines Produktes zu haben. Das müsste in der IT ebenso Standard sein, um die Risiken durch leicht von Hackern zu attackierende Firmware von Produktionsanlagen und anderen Endpoints zu eliminieren. Jedes Stück unbekannte Software auf einem Gerät oder einem einfachen Baustein eines Devices ist ein schwarzes Loch mit vollem Risiko, von einem Hacker oder ganzen Gruppierungen attackiert zu werden“, sagt Jan Wendenburg, CEO von Onekey.
Für diese Software-Stückliste, auch genannt „SBOM – Software Bill of Materials“, sprechen sich auch 75 Prozent der Befragten aus.
Studie bekräftigt Forderung nach Herkunftsnachweis
Der Schaden kann indes schnell in die Millionen gehen: 35 Prozent der für die Studie befragten IT-Verantwortlichen und Entscheider halten einen jährlichen Schaden von bis zu 100 Millionen Euro für realistisch, weitere 24 Prozent sogar bis zu 500 Millionen, 17 Prozent mehr als 500 Millionen Euro.
„Da die Zahlen zwischen Januar und Februar 2022 erfragt wurden, kann man jetzt ein weit dramatischeres Bild zeichnen. Seitdem wir wissen, dass IT-Angriffe auch Teil einer Kriegsführung sind, müssen wir uns noch besser schützen. Zumal auch, durch die Sanktionen bedingt, eine weiter zunehmende Wirtschaftsspionage zu erwarten ist. Auch hier können Schwächen in der Firmware das Eindringen von Hackern begünstigen und sogar nahezu unsichtbar machen, weil bei einem Hack über industrielle Systeme oder Geräte oftmals klassische Sicherungsmaßnahmen versagen“, erklärt Jan Wendenburg von Onekey.