Getriebemotoren im Lebensmittelbereich Ist Edelstahl immer die beste Option?

Die Herausforderungen für Motoren in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sind vielfältig. Für alle Betriebsmittel an Produktionsanlagen gelten strenge Hygienestandards. Nassreinigungen mit Hochdruckwasserstrahl und Chemikalien finden regelmäßig statt, daher muss jedes Betriebsmittel, das unter diesen Bedingungen betrieben wird, einen hohen Eindringschutz bieten, um die Innenteile vor Beschädigungen zu schützen. Eine hohe IP-Schutzart ist unbedingt erforderlich.

Die Nassreinigung wird eingesetzt, um die Verbreitung von Verunreinigungen einzuschränken. Um diese Ausbreitung weiter zu begrenzen, sollten Komponenten wie Getriebemotoren eine glatte Ausführung bieten, damit sich Verunreinigungen und Keime möglichst nicht an ihnen festsetzen können. Die glatte Oberfläche muss auch während der langen Lebenszeit erhalten bleiben, da von Getriebemotoren erwartet wird, dass sie über viele Jahre hinweg nach den gleichen Hygienestandards arbeiten, ohne die Qualität der in der Anlage produzierten Nahrungsmittel oder Getränke zu gefährden. Korrosion birgt die gleichen Risiken, weshalb ein sehr widerstandsfähiges Äußeres eine Mindestanforderung für jeden Getriebemotor ist.

Die Hygienestandards werden von Bundes- und Landesgesetzen vorgeschrieben, sodass alle Beschichtungen oder Werkstoffe, die in einer Ausführung verwendet werden, mit diesen bereits geltenden Vorschriften übereinstimmen müssen. Organisationen wie beispielsweise die FDA und die NSF stellen in den USA die Einhaltung dieser Normen sicher.

Ausfallfreiheit ist entscheidend

Getriebemotoren aus Edelstahl werden oft gewählt, weil sie allen Anwendungsanforderungen gerecht werden, ohne weitere Beschichtungen zu benötigen. Als Basismaterial ist Edelstahl korrosions- und chemikalienbeständig und gewährleistet, dass wiederholte Nassreinigungen die Zuverlässigkeit oder FDA-Konformität des Getriebemotors nicht beeinträchtigen.

Eine Edelstahl-Lösung ist damit einfacher zu handhaben als ein Getriebemotor, der auf eine Spezialbeschichtung zur Einhaltung der Hygienevorschriften angewiesen ist. Kratzer in Edelstahl beeinträchtigen die Korrosions- oder Kontaminationsbeständigkeit des Motors nicht, sodass seine FDA-Konformität erhalten bleibt.

Wird jedoch die Deckschicht der Oberflächenbeschichtung beschädigt, bietet dies die Möglichkeit zur Kontamination. Dabei gehen viele Korrosionsschutzeigenschaften verloren. In Bereichen mit mechanischen Risiken, in denen die Getriebemotoren möglicherweise Stoßschäden oder hohen Wartungsintervallen ausgesetzt sein werden, ist diese Anfälligkeit weniger ideal.

Am Standort arbeitende Wartungstechniker müssen berücksichtigen, dass jeder Verlust der Regelkonformität eines Getriebemotors bei der Beseitigung des Problems zu Produktionsausfällen führen wird. In einer Branche, die mit kleinen Gewinnspannen pro Einheit arbeitet, ist der Schutz der ausfallfreien Betriebszeit wesentlich für die Sicherung der Rentabilität. Mit geringerem Wartungsaufwand und erhöhter Lebensdauer, die zu langlebiger FDA-Konformität führen, bleiben Edelstahl-Getriebemotoren der Industriestandard.

Beispiel für einen Edelstahl-Getriebemotor

Ein gutes Beispiel für diese aufeinander abgestimmten Vorteile ist das Getriebemotorenprogramm HiflexDrive in Edelstahlausführung, das sich durch kompakte Bauweise, modulare Integration, Energieeffizienz und ein glattes Außengehäuse für gute Reinigungsfähigkeit auszeichnet. Die Vorteile sind einfachere Montage, geringere Betriebskosten und höhere Produktivität durch schneller durchführbare Nassreinigungen.

Der HiflexDrive wurde für alle Bereiche der Fördertechnik entwickelt und ist mit Permanentmagnetsynchronmotor-Technologie (PMSM-Technologie) ausgestattet, die unter Last erhebliche Energieeinsparungen bietet und es dem Getriebemotor auch bei Überlast oder im Falle eines Spannungsabfalls ermöglicht, die Drehzahl konstant zu halten. Das ist sehr gut für Förderanwendungen geeignet.

Speziell auf die Anforderungen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie ausgelegt, kommt das glatte Edelstahlgehäuse des HiflexDrive ohne Lüfter oder Kühlrippen aus und vermeidet auf diese Weise die Entstehung von Schmutznestern sowie Re-Infektionen des Umgebungsbereichs aufgrund von Verwirbelungen der Raumluft durch einen Kühllüfter. Die hohe mechanische Belastbarkeit des Edelstahlgehäuses soll zudem den dauerhaften Erhalt der hygienischen Eigenschaften gewährleisten.

Der Getriebemotor ist bis Schutzart IP69K erhältlich und damit für Nassreinigungen geeignet, in denen mit heißem Wasser und hohem Druck gearbeitet wird. Auch die Getriebeöl- und Wellendichtungen sind speziell für den Einsatz unter diesen Bedingungen ausgelegt. Hierdurch und durch das wasserabweisende Edelstahlgehäuse ist sichergestellt, dass die in der Branche verbreiteten Reinigungs- und Desinfektionsmittel der Leistungsfähigkeit des Motors nichts anhaben können.

Erhältlich ist der HiflexDrive in den Effizienzklassen IE1 bis IE5. Er bietet immanente Skalierbarkeit der Getriebedrehmomente im Bereich von 80 bis 330 Nm, die für die meisten Anwendungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie verlangt werden.

Edelstahl ist nicht zwingend die beste Lösung

Das Schöne am Maschinenbau ist, dass jede Anwendung anders ist. Das heißt also nicht, dass Edelstahl die optimale Lösung für jeden Nahrungsmittel- und Getränkeproduktionsbereich ist. In Bereichen ohne Stoßrisiken können spezielle Hygienebeschichtungen eine alternative Option für Anlagenbetreiber bieten.

Bauer Gear Motor bietet deshalb auch eine Reihe aseptischer Getriebemotoren mit Beschichtungssystemen an, die gegenüber fast allen üblichen Industriereinigungsmitteln im pH-Bereich von 2 bis 12 beständig sind – darunter auch eine IE4-Super-Premium-Efficiency-Permanentmagnetmotorlösung. Das Unternehmen unterstützt Kunden bei der Beurteilung ihrer Anwendungsumgebungen und berät sie darüber, welche Lösung sich am besten eignet. In Zusammenarbeit kann dann eine optimale Getriebemotorlösung spezifiziert und installiert werden.

Nach den Erfahrungen von Bauer Gear Motor ist es richtig, dass Edelstahl zur Industriestandardlösung in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie geworden ist. Jedoch ist es wichtig, dass Kunden stets die für ihre Bedürfnisse am besten geeignete Lösung angeboten wird – auch wenn diese nicht auf Edelstahl basiert.