Wer Hotspots für die Schaltschrankfertigung und Kabelkonfektionierung nach den Grundsätzen von Industrie 4.0 aufspüren will, wird die Suche nicht an der Mecklenburgischen Seenplatte beginnen. Aber es gehört auch zu den Grundsätzen der digitalisierten Produktion, dass sich modernste Fertigungsprinzipien jenseits der Industriezentren entwickeln können. Das beweist Elektronik-Schwab. Das 1996 gegründete Unternehmen begann mit der Leiterplattenfertigung im Kundenauftrag, erweiterte dann sukzessive sein Aufgabenspektrum und gilt heute als Anbieter für anspruchsvolle Aufgaben in der Kabelkonfektionierung und im Schaltschrankbau.
Kleine Serien für hohe Ansprüche
Die Abteilung Schaltschrankbau hat erst kürzlich eine neue Halle bezogen. Vertriebsleiter Reiko Schmecht: „Wir produzieren im Kundenauftrag zumeist kleinere Serien von Schaltschränken. Entweder liefern die Kunden schon Eplan Daten oder wir bereiten die Daten zunächst mit Pro Panel auf, um Schaltschränke in einheitlicher Qualität zu fertigen.“ Einen weiteren Vorteil der Arbeit mit Eplan Pro Panel sieht man darin, dass die umfassenden Kontrollfunktionen der 3D-Schaltschrankplanung spätere Korrekturen unnötig machen: So wie der Schaltschrank geplant wurde, wird er auch gebaut. Christian Schwass, Abteilungsleiter Konstruktion und Schaltschrankbau: „Außerdem sparen wir durch die exakte Planung Zeit und können unsere Mitarbeiter effizient einsetzen. Die beschrifteten Leitungen geben dem Monteur so genaue Hinweise zur Verdrahtung, dass wir für viele Aufgaben unterwiesenes Personal einsetzen können.“
Automatisch konfektionieren
Die Leitungssätze, die dem Schaltschrankbau zugeliefert werden, sind mustergültig beschriftet und zu 100 Prozent geprüft. Reiko Schmecht: „In diesem Geschäftsfeld haben wir viele externe Kunden – und wir haben in den vergangenen Jahren erheblich in die Automatisierung investiert.“
Das Ergebnis ist in der Fertigung nicht zu übersehen. Eine Komax-Zeta-Anlage konfektioniert vollautomatisch Leitungen und wechselt dabei zwischen 36 Leitungstypen und sechs Arten von Aderendhülsen. Weitere Anlagen übernehmen vollautomatische Prozessschritte wie Zuschneiden, Abisolieren, Crimpen, Verzinnen und das Direktbedrucken der Leitungen.
Spezialitäten im Angebot
Diese Dienstleistung ist gefragt, zumal Schwab einige Spezialitäten beherrscht wie die Verarbeitung von Miniaturkabeln bis herab zu AWG-36-Litzen mit einem Querschnitt von 0,02 mm. Diese Kabel kommen in Anwendungen der Sensorik zum Einsatz, und sie werden genau wie alle anderen Leitungssätze zu 100 Prozent geprüft. Darüber hinaus stehen in jedem Aufgabenbereich, zum Beispiel beim Löten und Verzinnen, auch manuelle Arbeitsplätze zur Verfügung, an denen qualifizierte Mitarbeiter Feinstarbeit leisten. Auch Sonderkontakte wie aus dem Harting-Programm werden am Halbautomaten mit gleichbleibender Qualität verpresst.
Sinnvolle Investitionen
In den vergangenen Jahren hat Elektronik-Schwab Investitionen in die automatisierte Kabelkonfektionierung und Schaltschrankverdrahtung getätigt, um so die Grundauslastung der neuen Anlagen sicherzustellen. Reiko Schmecht: „Die Anlagen müssen mindestens im Zweischichtbetrieb ausgelastet sein, und das sind sie auch.“ Das zeigt: Die Dienstleistung einer automatisierten externen Kabelkonfektionierung ist in der Industrie gefragt – sofern der Preis stimmt und eine geeignete Kommunikations- und Automationsplattform vorhanden ist.
Ersteres wird eben durch die Automatisierung gewährleistet, und letzteres ist durch die Eplan Plattform gegeben, die bei Elektronik-Schwab tief in den Prozessen verankert ist. Die Durchgängigkeit der Datenbasis beginnt schon bei der Anfrage. Reiko Schmecht: „Auf unserer Homepage bieten wir eine Excel-Liste, die als Anfrageformular für die Litzenproduktion genutzt werden kann.“ Aus der Excel-Liste generiert Schwab automatisch ein Angebot und berücksichtigt dabei sowohl die Preise für Einkaufteile, die aus dem Warenwirtschaftssystem entnommen werden, als auch die Mengenermittlung sowie die Zeiten für Fertigung, Prüfung, Verpackung und Versand. Bei Auftragserteilung werden die Projektdaten in ein Eplan Makro umgewandelt, das direkt von den Voll- und Halbautomaten verwendet werden kann und das sämtliche leitungsbezogenen Daten wie Farbe, Querschnitte und Kennzeichnung enthält. Diese Makros können von den Komax-Maschinen verarbeitet werden.
Vernetzung der Systeme
Mit diesem Workflow hat sich Schwab gut positioniert in der Schaltschrankverdrahtung und kann nicht nur die eigenen Projekte wirtschaftlich abarbeiten, sondern auch Angebote als externer Dienstleister abgeben. Eine wichtige Basis dafür ist die durchgängige Nutzung der Eplan Plattform mit den Modulen Wiring und Eplan Pro Panel, deren Verbindung mit dem Warenwirtschaftssystem und mit den automatisierten Anlagen der Kabelkonfektionierung. Die Vorteile dieses durchgängigen Arbeitens lassen sich aus Sicht der Verantwortlichen klar quantifizieren. Reiko Schmecht: „Einsparungen von 50 bis 60 Prozent beim Verdrahtungsaufwand sind realistisch – unter Berücksichtigung der bereits erfolgten Konfektionierung sogar bis zu 80 Prozent“.
Die Kunden müssten allerdings dazu bereit sein, die Daten preiszugeben: „Da gibt es noch Vorbehalte. Aber viele Unternehmen aus unserem Kundenkreis planen den Einsatz von Eplan.“