Bioelektronische Mikroimplantate rücken immer mehr in den Fokus der Medizin. Allerdings stehen sie noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung. Ein Forschungsverbund aus vier Instituten der Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW) will das jetzt ändern. Das Forschungsprojekt unter der Leitung des Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts (NMI) der Universität Tübingen heißt „innBW implant“, ist am 1. Juli gestartet und wird vom Finanz- und Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg mit insgesamt 3,65 Millionen Euro gefördert.
In Deutschland und Europa ist dies das erste Förderprogramm, das die bioelektronische Medizin mit öffentlichen Mitteln unterstützt. So soll im Wettlauf vor allem mit den millionenschweren Forschungsprogrammen der USA eine gute Ausgangsposition bei der Entwicklung dieser Medikamente sparenden Technologie sichergestellt werden.
Das Projekt soll 3,5 Jahre laufen und die vielfältigen, komplementären Kompetenzen der Partner in der Elektrophysiologie und Neurotechnologie sowie in der Entwicklung von Mikroimplantaten, mikroelektronischen Bauteilen und Medizinprodukten nutzen.
Ziel ist, möglichst kleine, flexible, elektrisch aktive Implantate mit integrierter Sensorik und Aktorik aufzubauen, die geeignet sind, krankheitsrelevante Nervensignale zu messen und therapeutisch wirksam zu modulieren. Sie sollen insbesondere bei der Behandlung von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und zur Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Hirnerkrankungen eingesetzt werden. Bei der elektrischen Stimulation von Nerven, welche die Bauchspeicheldrüse versorgen, soll außerdem der Nachweis erfolgen, dass mit einem Implantat der Regelkreis zwischen Blutzuckerspiegel und Insulinausschüttung auf technischem Wege wiederhergestellt werden kann, um mit medizintechnischen Mitteln bestimmte Arten von Diabetes zu behandeln. Mit den gleichen technischen Ansätzen ist die Entwicklung eines Neuroimplantats für die Therapie und Rehabilitation nach Schlaganfall und Hirnverletzung geplant.