Generative KI ist eine transformative Kraft, die Branchen verändert und die Entwicklung neuer Produkte und Geschäftsmodelle ermöglicht. Doch wie können Führungskräfte das Potenzial von KI effektiv nutzen und somit den Wert ihres Unternehmens steigern? Die zweite Ausgabe der vierteljährlich erscheinenden KI-Studie „State of Generative AI in the Enterprise Report“ untersucht den aktuellen Stand der Einführung generativer KI und zeigt, wie Unternehmen Wertschöpfung beschleunigen und skalieren können. Die Studie „Now decides Next: Getting real about Generative AI" basiert auf einer Umfrage von circa 2.000 Führungskräften auf globaler Ebene.
Rasantes Wachstum der Generativen KI
Die rasante Entwicklung der Generativen KI, die sich beispielhaft in der explosionsartigen Verbreitung von ChatGPT zeigt, wirft zahlreiche Fragen über ihre kurz- und langfristigen Auswirkungen im Unternehmenskontext auf. Es zeichnet sich ein Entwicklungsmuster ab, dessen Phasen an frühere bahnbrechende Technologien erinnert - anfängliche Aufmerksamkeit gefolgt von Hype, dann leichte Ernüchterung, wenn die geweckte Erwartung nicht in allen Punkten der Realität entspricht, und schlussendlich explosives Wachstum, wenn sich die Technologie in der Breite durchsetzt.
In dieser Zeit des technologischen Umbruchs müssen Führungskräfte ein tiefergehendes Verständnis der Möglichkeiten von KI gewinnen und Wege finden, diese effektiv zu nutzen. Die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, haben entscheidenden Einfluss darauf, wie sich der Einsatz Generativer KI in Zukunft entwickelt - gemäß dem Motto der Studie „Now decides next“. Die Studienbefragung führen wir in regelmäßigen Abständen durch, um fortlaufend aktuelle Einblicke in die weitere Entwicklung von KI im geschäftlichen Kontext zu gewinnen. Deloitte bietet damit eine vorausschauende Perspektive und liefert Führungskräften hilfreiche Insights, um fundierte Entscheidungen über KI-Strategien, -Investitionen und -Implementierungen in der dynamischen Welt der Generativen KI zu treffen.
Generative KI in Deutschland: Landesspezifische Auswertung der Studienergebnisse 2024 Q2
Die länderspezifische Auswertung der Studienergebnisse für das zweite Quartal 2024 bietet wertvolle Einblicke in die spezifischen Entwicklungen in Deutschland; hierfür wurden erneut 150 Führungskräfte hierzulande befragt. 75 Prozent gaben an, dass das Vertrauen in alle Formen von KI seit der Einführung von Generativer KI zugenommen hat. Dies liegt über dem globalen Durchschnitt von 72 Prozent. Deutsche Unternehmen machen unterschiedliche Fortschritte bei der Implementierung von Generativer KI („limited + add scale implementation“): im Bereich IT und Cybersicherheit nutzen viele Unternehmen sie bereits (44 Prozent), ebenso in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Kundenservice (48 Prozent).
Häufig genannte Herausforderungen bei der Implementierung von Generativer KI in Deutschland sind die Einhaltung regulatorischer Anforderungen (35 Prozent), die Identifizierung geeigneter Use-Cases im Unternehmen (25 Prozent) die Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Einführung der Technologie (31 Prozent) sowie Schwierigkeiten beim Risikomanagement (29 Prozent). In allen genannten Punkten zeigt sich zudem ein Anstieg der Nennungen im Vergleich zur landesspezifischen Auswertung im ersten Quartal. Demgegenüber weisen die Resultate der aktuellen Erhebung aber auch auf eine Verbesserung bei einem anderen, entscheidenden Punkt hin: War der Fachkräftemangel in diesem Bereich in Q1 noch von 41 Prozent als Hürde genannt worden, stimmen dem nun nur noch 36 Prozent zu.
Versprechen durch Generative KI
Ebenfalls spannend ist die Frage, was sich die deutschen Unternehmen von GenAI vorrangig versprechen: Produktivitätssteigerungen (53 Prozent), Kostensenkungen (35 Prozent) und mehr Innovation und Wachstum (34 Prozent) stehen hier ganz vorne. Vor allem bei dem am häufigsten genannten Punkt zeigt sich allerdings gegenüber Q1, dass mit der fortschreitenden Einführung und Nutzung von Generativer KI in der Praxis auch ein gewisser Realismus eingekehrt ist, denn damals erwarteten noch 67 Prozent eine Steigerung der Produktivität. Dass die Technologie die in sie gesetzten Erwartungen nicht enttäuscht, zeigen die Studienergebnisse: So geben beispielsweise 64 Prozent der Befragten an, dass durch die Einführung Generativer KI die Software- und Systementwicklung schneller und effizienter gelingt.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass deutsche Unternehmen auf einem guten Weg sind, die Potenziale von Generative KI zu nutzen. Das gestiegene Vertrauen in KI-Technologien und die Fortschritte bei der Implementierung sind positive Indikatoren für die Zukunft. Deutsche Unternehmen sollten weiterhin in die Ausbildung und Rekrutierung von Fachkräften investieren, um die Vorteile von Generativer KI voll ausschöpfen zu können.
Zentrale Ergebnisse der globalen KI-Studie 2024 Q2
Die Studie im zweiten Quartal baut auf der Deloitte KI-Studie „State of AI in the Enterprise“ aus dem ersten Quartal 2024 auf. In der aktuellen Befragungswelle, die zwischen Januar und Februar 2024 durchgeführt wurde, wurden 1.982 Führungskräfte aus Wirtschaft und Technologie befragt, die direkt an der Erprobung oder Implementierung von Generativer KI in großen Unternehmen in sechs Ländern und sechs Branchen beteiligt sind.
Unternehmen passen ihre Talentstrategien an die Ära der Generativen KI an. 37 Prozent der Führungskräfte geben an, dass ihre Unternehmen in diesem Punkt noch unzureichend auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Einführung Generativer KI vorbereitet sind. Allerdings planen fast drei Viertel der Befragten, ihre Talentstrategien in den nächsten zwei Jahren entsprechend anzupassen, insbesondere durch Veränderung von Arbeitsprozessen und verstärkte Qualifizierung/Umschulung. Zudem beabsichtigen 39 Prozent der Unternehmen, im Zuge ihrer GenAI-Initiativen die Belegschaft innerhalb der nächsten 12 Monate zu erweitern.
Mangelndes Vertrauen bleibt ein Hauptfaktor, der die breite Einführung und erfolgreiche Skalierung von Generativer KI hemmt. 72 Prozent der Befragten geben zwar an, dass das Vertrauen ihrer Organisation in künstliche Intelligenz seit dem Aufkommen der Generativen KI im Jahr 2022 gestiegen ist. Dennoch erfassen nur 36 Prozent der Unternehmen das Vertrauen und Engagement der Mitarbeitenden in diese Technologie, und weniger als die Hälfte konzentriert sich auf Prozesse, die das Vertrauen in Generative KI stärken. Unternehmen mit hoher KI-Expertise legen mehr Wert auf Transparenz gegenüber der Belegschaft sowie auf die Qualität der Eingabedaten und zuverlässige Ergebnisse.
Effizienz- und Produktivitätssteigerungen bleiben die Hauptvorteile, die durch die Einführung von Generativer KI angestrebt werden. Viele Unternehmen haben diese Vorteile bereits in gewissem Maße realisiert, aber noch nicht in vollem Umfang. Unternehmen mit hoher KI-Expertise berichten über weitreichendere Vorteile. Zum Beispiel haben 70 Prozent bestehende Produkte und Dienstleistungen verbessert und 63 Prozent haben Innovation und Wachstum gefördert. Die erzielten Einsparungen durch Generative KI-Initiativen sollen in Innovationen (45 Prozent) und die Verbesserung interner Abläufe (43 Prozent) reinvestiert werden.
Die Einführung von Generativer KI schreitet rasch voran, und Unternehmen laufen Gefahr, zurückzufallen, wenn sie nicht mithalten können. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Befragten gibt an, dass sie mit der Einführung schnell vorankommen - bei Unternehmen mit sehr hohem Fachwissen sind es sogar 73 Prozent. Diese Vorreiter beginnen, Generative KI verstärkt in allen Funktionen zu skalieren, investieren mehr in die technische Infrastruktur und ermöglichen mehr Mitarbeitenden den Zugang zu GenAI-Tools als ihre Mitbewerber.
Landesspezifische Auswertung der Studienergebnisse 2024 Q1
Die detaillierte Analyse der Studienergebnisse aus dem ersten Quartal mit Fokus auf Deutschland liefert spannende und aufschlussreiche Einsichten zum Stand der Generativen KI hierzulande. Sie beleuchtet zudem vier Handlungsfelder, die deutschen Entscheidern als Ausgangspunkt dienen können, um das volle Potenzial der innovativen Technologie zu erschließen. Laut der Studie erwarten 91 Prozent der deutschen Unternehmen eine Produktivitätssteigerung durch den verbreiteten Einsatz von Generativer KI.
Allerdings glaubt nur rund ein Viertel der in Deutschland Befragten, dass ihr Unternehmen strategisch gut oder sehr gut auf die Einführung Generativer KI vorbereitet ist. Insbesondere in den Bereichen Talent sowie Risiko und Governance hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher (44 Prozent respektive 57 Prozent schätzen Ihr Unternehmen hier als nicht ausreichend gut vorbereitet ein). Erstaunlicherweise sieht aber die Hälfte der deutschen Führungskräfte nur eine minimale Bedrohung für ihre Geschäftsmodelle durch Generative KI. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu den wesentlich skeptischeren Einschätzungen der anderen 16 Länder, die im Rahmen der globalen Studie erhoben wurden.
Auch bei der Beurteilung der Auswirkungen, die Generative KI auf die Personalstrategie hat, zeigt sich eine Diskrepanz zwischen Deutschland und dem internationalen Vergleich. Obwohl 67 Prozent der befragten deutschen Führungskräfte innerhalb von zwei Jahren große Veränderungen in der Talentstrategie aufgrund der Einführung und Nutzung von Generativer KI erwarten, bleiben die deutschen Bemühungen in den Bereichen Umschulung und Bildung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und auch weltweit gesehen deutlich zurück. Das könnte perspektivisch die zukünftige Wettbewerbsposition Deutschlands gefährden.
„State of Generative AI in the Enterprise“
Für die KI-Studie im ersten Quartal 2024 hat Deloitte von Oktober bis Dezember 2023 weltweit mehr als 2.800 Führungskräfte aus allen wichtigen Branchen befragt, die mit der Implementierung von Generativer KI in ihren Unternehmen betraut sind - darunter 150 KI-Verantwortliche in Deutschland.
Die große Mehrheit der Befragten (79 Prozent) erwartet, dass Generative KI innerhalb von weniger als drei Jahren signifikante Veränderungen in ihren Unternehmen bewirken wird. Ein Drittel geht davon aus, dass diese Veränderungen bereits in weniger als einem Jahr (17 Prozent) oder sogar jetzt (14 Prozent) eintreten werden.
44 Prozent der Befragten glauben, dass ihr Unternehmen derzeit über ein hohes (35 Prozent) oder sehr hohes (9 Prozent) Maß an Kompetenz im Bereich Generativer KI verfügt. Jedoch gibt es auch Bedenken über die Auswirkungen des umfassenden Einsatzes von KI: Viele sehen eine Zentralisierung der Macht in der Weltwirtschaft (52 Prozent) und eine größere wirtschaftliche Ungleichheit (51 Prozent) als mögliche Folgen. Zudem befürchten die Befragten, dass das öffentliche Vertrauen in nationale und globale Institutionen durch den zunehmenden Einsatz von KI abnehmen könnte (49 Prozent), wobei sie eine stärkere globale Regulierung (78 Prozent) und Zusammenarbeit (72 Prozent) als Lösungsansätze vorschlagen.
In Bezug auf die Vorbereitung ihrer Unternehmen auf den Einsatz von KI sehen sich nur 22 Prozent der Befragten gut aufgestellt, insbesondere im Bereich qualifizierter Fachkräfte und in Governance- sowie Risikofragen. Bedenken bestehen hinsichtlich des Vertrauens in den Output der KI (23 Prozent), des Schutzes geistigen Eigentums (35 Prozent) und der Einhaltung von Vorschriften (33 Prozent). Derzeit konzentrieren sich die befragten Führungskräfte eher auf taktische Vorteile wie Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen (56 Prozent) durch Generative KI, während strategische Aspekte wie Innovation (29 Prozent) und die Generierung neuer Ideen (19 Prozent) weniger im Fokus stehen.
Fazit
Die Mehrheit der Befragten setzt sich derzeit mit standardisierte Generative KI-Lösungen, wie allgemeine Produktivitätsanwendungen mit integrierter Generativer KI oder öffentlich verfügbare Sprachmodelle wie ChatGPT, auseinander. Nur wenige nutzen branchenspezifische oder speziell angepasste GenAI-Lösungen.