Wenn Kinder große Augen bekommen und den Kopf hin und her werfen, versuchen sie vielleicht mit den Ohren zu wackeln. Manch einer kann es, viele scheitern beim Versuch. Ist das ein verborgenes Talent? Nicht wirklich. Von Tieren wissen wir, dass sie ihre Ohren in verschiedene Richtungen drehen können. Das ist überlebenswichtig, um bestimmen zu können, woher Gefahr droht. Da auch unsere Vorfahren von Raubtieren bedroht wurden, konnten sie ebenfalls ihre Ohren drehen. Inzwischen ist das nicht mehr überlebenswichtig, weswegen unsere Ohrmuskeln verkümmert sind. Bei manchen etwas mehr, bei anderen etwas weniger. Doch mit täglicher Übung, können auch die Nichtohrenwackler ihre Muskeln wieder reaktivieren.
Diese Tatsache haben sich Wissenschaftler aus Göttingen, Heidelberg und Karlsruhe zu Nutze gemacht und einen nützlichen Trick ausgearbeitet: Ohrmuskelsteuerung. Querschnittsgelähmte können ihre Rollis oft nur per Blick oder Sprache steuern; das behindert jedoch jede weitere Kommunikation. Dirigierten sie das Gefährt aber mit ihren Ohrmuskeln, stünde einer weiteren Unterhaltung und einem direkten Blickkontakt nichts mehr im Weg.
Also haben die findigen Wissenschaftler zehn Probanden fünf Tage lang ihre Ohren trainieren lassen. Natürlich nicht im Fitnessstudio, sondern mit einer Software als Personal Trainer. Kaum sind die Ohren gestärkt, wird ein Chip direkt hinter ihnen platziert, der Muskelsignale aufzeichnet. Sie werden dann per Funk an einen Computer übertragen, und siehe da, der Rolli fährt. Von Muskelkater ist nichts überliefert.