Nanotechnik revolutioniert 3D-Druck Liquid Glass: So funktioniert der 3D-Druck mit Glas

Komplizierte, hochgenaue Strukturen aus Glas lassen sich durch eine am KIT entwickelte Methode im 3-D-Druck fertigen.

Bild: KIT
02.05.2017

Filigrane Konstruktionen aus Glas drucken - möglich macht es ein neues Verfahren vom KIT. Diese Revolution eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten für den 3D-Druck, etwa in der Optik, der Datenübertragung sowie der Biotechnologie.

Ein interdisziplinäres Team am KIT um Dr. Bastian E. Rapp hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Glas für die additive Fertigung nutzen lässt.

Was haben Glas und ein Sandkuchen gemeinsam?

Die Forscher mischen Nanopartikel hochreinen Quarzglases mit einer kleinen Menge flüssigen Kunststoffs und lassen diese Mischung durch Licht an bestimmten Stellen aushärten. Das flüssig gebliebene Material wird in einem Lösungsmittelbad herausgewaschen, so bleibt nur die gewünschte, ausgehärtete Struktur bestehen. Der in dieser Glasstruktur noch eingemischte Kunststoff wird anschließend durch Erhitzen entfernt.

„Die Form ähnelt zunächst einem Sandkuchen: Sie ist zwar geformt, aber instabil“, erklärt Dr. Rapp. „Deshalb wird das Glas in einem letzten Schritt gesintert, also so weit erhitzt, dass die Glaspartikel miteinander verschmelzen.“

Darum ist 3D-Druck mit Glas eine Revolution

Die verschiedenen Techniken des 3D-Drucks eigneten sich bislang zwar für die Verwendung von Kunststoffen oder Metallen, nicht jedoch für Glas. Wurde Glas bisher, zum Beispiel durch Schmelzen und Applizieren mittels einer Düse, zu Strukturen verarbeitet, wurde die Oberfläche sehr rau, das Material war porös und enthielt Hohlräume.

Die von den Wissenschaftlern am KIT gefertigten gläsernen Strukturen weisen Auflösungen im Bereich weniger Mikrometer auf. „Die Abmessung der Strukturen kann aber im Bereich mehrerer Zentimeter liegen“, betont Rapp.

Anwendungen für 3D-gedrucktes Glas

Einsetzen ließe sich 3D-geformtes Glas zum Beispiel in der Datentechnik.

„Die übernächste Generation von Computern wird mit Licht rechnen, das erfordert komplizierte Prozessorstrukturen, mit Hilfe der 3D-Technik könnten beispielsweise kleine, komplexe Strukturen aus einer Vielzahl kleinster, unterschiedlich ausgerichteter optischer Komponenten hergestellt werden“, erläutert der Maschinenbauingenieur Dr. Rapp.

Für die biologische und medizinische Technik ließen sich kleinste Analyse-Systeme aus Miniatur-Glasröhrchen fertigen. Zudem könnten 3D-geformte Mikrostrukturen aus Glas in unterschiedlichsten Anwendungsgebieten der Optik zum Einsatz kommen, vom Brillenglas mit besonderen Anforderungen bis zur Linse der Laptop-Kamera.

Bildergalerie

  • Liquid Glass: Nanokomposite können wie Polymere abgeformt werden.

    Liquid Glass: Nanokomposite können wie Polymere abgeformt werden.

    Bild: KIT

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