A&D:
Im Sommer diesen Jahres haben Sie die Kabeleinführungsleiste KEL 183-E4 vorgestellt. Was hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell verändert?
Hubert Jahnke:
Die KEL 183-E4 ist eine neue Baugröße der Serie KEL 183. Primär handelt es sich, wie bei allen anderen Kabeleinführungssystemen für konfektionierte Leitungen, um konsequent geteilte Systeme bestehend aus einem teilbaren Rahmen und einseitig geschlitzten Tüllen. Mit einem Rahmen können bis zu 120 Leitungen installiert werden. Im Falle der KEL 183-E4 sind es 8 Leitungen, von 2 bis 34 mm, die sich einführen und gleichzeitig gegen Zug entlasten lassen. Die Tülle wird um das konfektionierte Kabel gelegt und in einen Rahmen geschoben. Mit dieser Selbsthaltefunktion wird das Kabel während der Montage oder Installation sicher im Rahmen gehalten. Die E4-Variante ist aus den besonderen Anforderungen eines Kunden entstanden: Ein Versorgungskabel soll bereits vor dem Einführen in den Schaltschrank auf seine vier Leiter aufgetrennt werden. Auf diese Weise kann jeder Leiter des Kabels separat in den Schaltschrank eingeführt, abgedichtet und zugentlastet werden.
Welche weiteren Features der KEL 183-E4 gibt es?
Unser Kabeleinführungssystem zeichnet sich dadurch aus, dass einzelne Kabeltüllen in einen Rahmen geschoben und durch einen Abschlussdeckel verschraubt werden. Durch das Verschrauben erreichen wir eine hohe Dichtigkeit nach IP54 und die Zugentlastung der Leitungen. Auch die kompakten Abmessungen von 222 x 79 mm sind zu nennen.
Wo wird KEL 183-E4 genau eingesetzt?
Querbeet. Maschinenbau, Handling-Geräte, Fahrzeugbau, Windkraft, in der Gondel, im Schaltschrank, im Solarbereich. Da gibt es keine Grenzen. Bei KEL geht der Einsatz bis hin zu Fahrzeugen, die draußen im Winter bei Minusgraden arbeiten. Pistenraupen zum Beispiel. Auch der Schiffsbau nimmt im Moment stark zu, da Kreuzfahrten im Trend liegen.
Kommen Sonderlösungen auch dem Kunden zugute?
Auf jeden Fall. Die Kunden kommen mit speziellen Anforderungen oder auch konstruktiver Kritik auf uns zu und wir versuchen diese zu lösen. So kamen wir auch auf die KEL 183-E16 mit bis zu 16 Leitungen von 2 bis 17 mm. Sie erscheint zur SPS und wird auch im nächsten Katalog zu finden und für jedermann verfügbar sein. Der Kunde hat dabei den Vorteil, dass wir die Kosten für die Entwicklung tragen und er somit keine teurere Sonderlösung bezahlen muss.
Wie entsteht so eine Sonderlösung?
Wir setzen uns mit den Kunden an einen Tisch und versuchen auf die besonderen Wünsche und Anforderungen einzugehen. Durch eine genaue Analyse der Anforderungen und der langjährigen Erfahrung kann auf diese Weise meist recht schnell ein erster Lösungsansatz gefunden werden. Dieser wird dann in Form eines Prototyps umgesetzt und liefert so eine wichtige und fruchtbare Diskussionsgrundlage für die weiteren Schritte. Durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden entstehen dabei neue und wirtschaftliche Lösungen.
Und der Rest ist interner Entwicklergeist?
Ja, die freie Entwicklung ohne die Vorgabe eines Kunden ist der überwiegende Anteil. Wir haben das Know-how, Ideen und natürlich viel Erfahrung hier im Haus. Wir kennen den Markt, und wissen wo der Trend bei den Kabeleinführungssystemen hingeht und was die Kunden von uns in drei bis vier Jahren erwarten.
Icotek bietet auch EMV-Produkte an. Ist die EMV ein elementarer Bestandteil des Portfolios oder eher ein Nebenprodukt?
Elektromagnetische Verträglichkeit wird immer wichtiger. Am Anfang hat man mit einem eigenen Produkt, der SKL Schirmklammer, etwas gewagt, das sehr gut im Markt angenommen wurde. Deswegen wurde es forciert. Zwischenzeitlich sind daraus einige Baureihen für unterschiedliche Montagearten entstanden. Der Vorteil der SKL-Baureihen ist, dass nahezu jede kundenspezifische Anforderung umgesetzt werden kann. Solche Lösungen werden sehr eng mit dem Anwender zusammen ausgearbeitet. Auch für Standardlösungen bietet Icotek eine große Auswahl an EMV-Produkten. Bei sehr beengten Verhältnissen bieten wir mit unserem EMV-Reihenfuß ein passendes Produkt. Hier kann der Anwender über unseren EMV-Konfigurator eine individuelle Bestückung konfigurieren. Die Kundschaft für Kabeleinführungssysteme und EMV-Abschirmung ist häufig die gleiche. Wir haben mittlerweile sehr viele EMV-Produkte, die auf unsere Kabeleinführungssysteme adaptierbar sind. Der Kunde löst somit zwei Anforderungen aus einer Hand.
Sie haben bereits erwähnt, dass Sie die KEL 183-E16, eine weitere neue Baugröße der KEL 183, auf der SPS IPC Drives 2015 vorstellen. Welche weiteren Neuheiten präsentiert Icotek?
Zur Messe werden wir die neue, robuste und universell einsetzbare Kabeldurchführungsplatte KEL-DPU für nicht konfektionierte Leitungen, sprich Leitungen ohne Stecker, zeigen. Die KEL-DPU besitzt eine gute Zugentlastung und eine sehr schnelle Montage. Die Kabeldurchführungsplatte wird auf den Ausbruch mit vier Rastnasen montiert, kann aber auch einfach angeschraubt werden. Das Aufrasten bietet den Vorteil, dass die Kabeldurchführung besonders schnell und werkzeuglos montiert werden kann.
Wie sieht es hier mit der Dichtigkeit aus?
Sehr gut. Wir haben eine Dichtigkeit nach IP65 und IP66 beziehungsweise nach NEMA 4X erreicht. IP66 bedeutet, dass bei einer Dauer von drei Minuten die Dichtigkeit mit einem Wasserstrahl von 100 Liter Wasser pro Minute geprüft wird. Bei NEMA 4X ist es ein Wasserstrahl von 240 Liter pro Minute. Nicht nur die KEL-DPU, sondern auch weitere Produkte wie zum Beispiel die teilbare Kabeleinführung KEL-ER haben die NEMA 4X Approbation bestanden.
Auf Ihrer Homepage werben Sie mit dem Slogan: In 50 Sekunden durch die Wand. Funktioniert das bei der KVT wirklich so einfach?
Ja, die KVT, aber auch die QVT eine Light-Version der KVT, lassen sich sehr einfach bestücken und installieren. Das einzige erforderliche Werkzeug ist ein handelsüblicher Schraubendreher. Die teilbaren Kabelverschraubungen KVT/QVT bestehen aus zwei Halbschalen. Der Durchmesser der Leitung, welche eingeführt werden soll, wird ermittelt. Mit dieser Angabe sucht der Anwender die passende Kabeltülle, die einen definierten Dichtbereich abdeckt. Diese aus einem Elastomer bestehende Kabeltülle ist einseitig geschlitzt. Sie wird aufgeklappt und um das mit dem Stecker bestückte Kabel montiert. Anschließend wird die bestückte Kabeltülle in eine Halbschale der Verschraubung eingeführt. Dann wird die zweite Halbschale aufgeschnappt. Die Installation der KVT/QVT erfolgt wie bei einer herkömmlichen Kabelverschraubung.
Was plant Icotek in den kommenden Jahren?
Natürlich beschäftigen wir uns bereits heute damit, welche Produkte wir 2017 und 2018 auf den Markt bringen werden. Doch nicht nur die Produktpalette, sondern auch die Mannschaft wächst stetig. Aus diesem Grund ist für das kommende Jahr ein Neubau geplant, in welchem wir ein Schulungs- und Innovationszentrum gründen werden.