RWE hat das 2017 eröffnete Zwischenlager für die Klärschlamm-Mitverbrennung in Hürth-Knapsack auf rund 5.300 m2 Hallenfläche vergrößert. Gleichzeitig sind zwei weitere Förderstrecken in Betrieb genommen worden: Neue Pumpen transportieren jetzt zusätzliche 60 t Klärschlamm pro Stunde zu den Kraftwerkskesseln. Kostenpunkt für die Investition: rund zehn Millionen Euro.
In den Kesseln wird das Material zusammen mit Braunkohle thermisch verwertet und erzeugt so Fernwärme und Prozessdampf; im vergangenen Jahr verarbeitete RWE so rund 900.000 t Klärschlamm, gut die Hälfte des Aufkommens in Nordrhein-Westfalen. Die Aufsichtsbehörde hat die neue Anlage am 27. April 2020 offiziell bautechnisch abgenommen.
Mitverbrennung spart Braunkohle
Das Material kommt überwiegend aus der kommunalen Abwasserreinigung, ist also letztlich Biomasse. Wegen seiner Zusammensetzung darf es in der Regel nicht wie früher als Dünger in der Landwirtschaft genutzt werden. Die entsorgungspflichtigen Wasserverbände und andere Kläranlagenbetreiber setzen daher überwiegend auf die thermische Verwertung des Schlamms.
Das biogene Material wird hauptsächlich in den Kraftwerken genutzt, die in Kraft-Wärme-Kopplung und nach dem emissionsarmen Prinzip der Wirbelschicht arbeiten. Sie versorgen die benachbarten industriellen und kommunalen Großkunden mit Fernwärme und Prozessdampf. „Da ihr Betrieb wärmegeführt ist, stehen diese Kraftwerke auch für die Klärschlamm-Mitverbrennung rund um die Uhr zur Verfügung“, erklärt Karl-Heinz Stauten, Leiter der Sparte Veredlung bei RWE Power. „Auf diese Weise sind Entsorgung und Verwertung des Klärschlamms sichergestellt.“
Durch diese Mitverbrennung des Klärschlamms wird Braunkohle eingespart; es entstehen weniger Treibhausgase pro Tonne Prozessdampf- und Fernwärmeerzeugung, und die CO2-Bilanz verbessert sich schrittweise. „Das ist uns wie auch unseren industriellen und kommunalen Kunden sehr wichtig“, sagt Stauten.
Maßnahmen zur Phosphor-Rückgewinnung
Darüber hinaus investiert RWE auch in Forschung und Entwicklung. Denn in dem biogenen Klärschlamm stecken Phosphorverbindungen, die ab 2029 zurückgewonnen werden müssen.
Das Unternehmen errichtet deswegen im Innovationszentrum Niederaußem eine Versuchsanlage, in der mit Hochtemperaturkonversion Phosphor, Kohlenstoff und Wasserstoff zurückgewonnen werden sollen. Die Anlage ist Teil einer Kooperation mit Fraunhofer Umsicht und der Ruhr-Universität Bochum. Es wird vom NRW-Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie gefördert.
Außerdem untersucht RWE, wie sich Phosphor aus Klärschlammasche zurückgewinnen lässt. Hier hat das Unternehmen den Vorteil, dass bei der Mitverbrennung anfallende Aschen auf kraftwerksnahen Deponien und damit rückholbar zwischengelagert werden können.