Wir sind mitten im fundamentalen Wandel der industriellen Wertschöpfung. Der Industrial Digital Twin wird benötigt, um Interoperabilität zwischen den Wertschöpfungspartnern möglich zu machen. Die Schlüsseltechnologie, die dies möglich macht, ist die Asset Administration Shell. Ziel der Industrial Digital Twin Association (IDTA) ist es, die Asset Administration Shell marktfähig zu machen und diese zu Internationalisieren. Dazu entstehen Informationsmodelle in einem dezentralen Setup und der konkrete Nutzen wird anhand von Use Cases demonstriert.
Wie der Industrial Digital Twin verwaltet
Bei der Konzeption des Industrial Digital Twin liegt der Fokus auf der Durchgängigkeit aller Daten. Vom Lieferanten bis zum Endanwender sollen sie an einem digitalen Ort sortiert, verwaltet und interpretiert werden können. Mit dieser Idee verbunden ist der technische Begriff der Asset Administration Shell – das Konzept hinter dem Industrial Digital Twin. Und der Gedanke geht heute weiter. Die einzelnen beteiligten Partner, sei es eine Abteilung, ein Lieferant oder der Kunde, sollen die Entwicklung des realen Produkts in seiner ganzen Lebensphase vorantreiben. Das bedeutet: Informationen von der Planung über den Betrieb bis zum Recycling fallen an. Dafür braucht es eine robuste, offene Entwicklung, an die alle beteiligten Wertschöpfungspartner glauben.
Die IDTA als Allianz aktiver Gestalter und Umsetzer
Zahlreiche Firmen aus dem Umfeld der Automatisierung, des Maschinenbaus, der Software und den Kreisen der Endanwender sind bereits Mitglied. Noch wirkt die IDTA als Initiative mit deutschem Charakter – doch sie wird schnell international geprägt sein. Firmen aus Südkorea sind neben weiteren Europäischen beigetreten. Die Aufgabe ist klar: Der Industrial Digital Twin muss für jedes Unternehmen international verfügbar sein. Dabei ist es keineswegs so, dass er per Knopfdruck umgesetzt wird. Es braucht einen Entwicklungs- und Reifeprozess, der seit Anfang 2021 von der der IDTA begleitet wird.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit hängen eng zusammen
Neben der Digitalisierung wird auch das Thema Nachhaltigkeit ein Treiber sein. Die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen ist eines der größten Herausforderungen der nächsten Jahre. Technische Beiträge wie das Digitale Typenschild, das Energy Monitoring oder der Product Carbon Footprint werden vorangetrieben. Auch „Reshoring“ ist ein Thema. Die Rückverlagerung der Produktion nach Europa führt zu kurzen Wegen, zuverlässigeren Lieferketten und Energieeinsparungen, ist aber nur möglich, wenn weitere Produktivitätssteigerungen durch Automatisierung und Digitalisierung erzielt werden.
Skalierung über Open Source und Training
Die Erfahrung zeigt: Insellösungen sind nicht zukunftsfähig. Um den Industrial Digital Twin zu einem Exportschlager zu machen, muss sie skalierbar sein. Offene Technologie (Open-Source) und ein Schulungsprogramm stellen die Basis dazu. Und von der Offenheit und Herstellerunabhängigkeit profitiert insbesondere der Mittelstand – das Rückgrat des europäischen Marktes. Denn mit Open Source sind keine einseitigen Unternehmensinteressen verbunden. Die notwendige Sensibilität auf die Potenziale wird über Schulungsprogramme bedient. Im Idealfall werden in Zukunft die Hemmnisse für neue Interoperabilitäts-Projekte abgesenkt und der Industrial Digital Twin in das Lastenheft der Kunden aufgenommen.