Wer mit Kuka-Robotern zu tun hat, kennt Markus Frankenhausers Arbeit. Auch wer intuitiv einen WMF-, Schaerer- oder Franke-Kaffeevollautomat bedient, profitiert von seinem Know-how: Markus Frankenhauser und sein Team haben das so genannte KCP (Kuka Control Panel) der neuesten Generation für das Unternehmen Kuka Robotics entwickelt. Außerdem ist der Nachrichtentechnik-Ingenieur seit vielen Jahren bei seinem Arbeitgeber RAFI in Berg bei Ravensburg als Teilprojektleiter „Entwicklung Bediensysteme“ für die kapazitive Sensorik verschiedenster Lebensmittelautomaten zuständig.
Darüber hinaus ist er Lenkungskreisleiter des technischen Dokumentationsteams des Unternehmens, wobei er regelmäßig auch mit den übrigen Flagschiffprodukten des 2.000-Mitarbeiter-Unternehmens in Privatbesitz zu tun hat. Hierzu gehören die FritzBox-Produktion inklusive Bestückung und die Herstellung eines komplexen Steuerungspanels für medizinische Großgeräte, um nur zwei zu nennen.
Duale Ausbildung im Kreuzfeuer
Dabei steht fest: Der 43-jährige ist Technikfan und Entwickler mit Leidenschaft. Nach dem Grundwehrdienst beim Fernmeldebataillon 10 der Bundeswehr entschied er sich 1992, mit einem entsprechenden Ausbildungsvertrag von RAFI in der Tasche, das duale Berufsakademie-Studium zum Diplom-Ingenieur (BA) Nachrichtentechniker anzutreten.
Das BA-Studium war damals ein baden-württembergischer Alleingang in der Pilotphase, und es war noch nicht einmal klar, ob der Abschluss bundesweit anerkannt würde. „Aber das Konzept mit Praxis und Theorie hat mich einfach begeistert. Ich nehme so gerne auch einmal selbst einen Lötkolben in die Hand.“ Denn BA bedeutete: Ein halbes Jahr Studium in Tettnang, ein halbes Jahr Arbeiten bei RAFI. Ursprünglich sei sein Berufswunsch übrigens Polizist gewesen. „Aber vermutlich wäre meine handwerkliche Leidenschaft dabei irgendwann verkümmert.“
An die Zeit der Berufsakademieausbildung, die bei RAFI in sehr turbulente Zeiten inklusive der Übernahme durch die Hoesch AG mit anschließendem Verkauf an die heutigen privaten Eigentümer fiel, erinnert er sich gerne: Anstrengend aber lohnend sei sie gewesen. Der Vorteil für den angehenden Ingenieur aus der Region: Praxisbezug der Ausbildung, Sicherheit durch ein Gehalt auch während des Studiums und die Möglichkeit in der Region zu bleiben und damit weiter seiner Musikleidenschaft frönen zu können.
Denn Frankenhauser ist nicht nur Ingenieur, sondern auch Musiker aus Leidenschaft, der zeitweilig mit seinen „Alpenstones“ auch schon Ausflüge ins semiprofessionelle Musiksegment des Blasmusikrocks gemacht hat, bevor dieser zum großen Trend in den Rockcharts wurde. Auch seine erste selbstentwickelte Technik habe mit Musik zu tun gehabt: Er baute sich ein Metronom – „gut fürs Taktgefühl“, lacht er, der heute vor allem als Dirigent aktiv ist. „Um auf meiner Klarinette zu üben und so auf meinem Zielniveau zu bleiben, hatte ich nicht genug Zeit“, kommentiert er selbstkritisch. So dirigiert er heute lieber die Trachtenkapelle seines Heimatorts Berg, sowie gelegentlich die RAFI-Big-Band für die Mitarbeiterfeste.
Steuerung statt Schalter
Schließlich galt es auch in seinem Job, immer Neues zu Lernen und zu wagen. „Das ist eine der schönsten Seiten am Entwicklerleben“, so Frankenhauser. Vertriebsleute reisen zwar mehr, dafür sind wir ständig in Kontakt mit den neuesten Technologien. Er erinnert sich an seine Anfänge. Damals sei die ganz normale Schalterprogrammierung gefragt gewesen: „Meist waren Standardkomponenten und Standardmodule im Spiel. Heute ist alles produktspezifisch: Touchscreen statt Taster, ganz neue haptische Elemente und Soundeffekte, das User-Gefühl spielt neben der Funktionalität eine immense Rolle für die Geräteentwickler – je hochwertiger das Endgerät wirken soll, umso wichtiger.“ Dennoch wird gerade bei Endkundengeräten der Kostenaspekt immer entscheidender. Zudem werden die Schnittstellen immer schneller: USB 3.0 und Ethernet geben den Takt an. Hinzu kommen immer mehr Elektronik und Steuerungssysteme statt der elektromechanischen Bauelemente, mit denen das Unternehmen RAFI (vormals Raimund Finsterhölzl, Elektrotechnische Spezialfabrik) ursprünglich groß wurde.
Immer am Technologietrend
Dass auch drahtlose Übertragung eine immer größere Rolle zu spielen beginnt, „bislang zwar noch selten umgesetzt, aber in vielen Produkten als Option bereits vorgesehen“, kommt dem gelernten Nachrichtentechniker natürlich besonders gelegen. Als Beispiel nennt er die Bluetooth-Fähigkeit des eingangs genannten Kuka Panels SmartPAD oder die Haustechnik, wo schon heute immer mehr mobile Steuerung und Kommunikation angelegt wird. So werden bei einem aktuellen Projekt Badheizkörper über eine Funkschnittstelle ferngesteuert.
Großes Zukunftsthema seien außerdem die GSM-Terminals – bekannt aus der SOS-Taste der Automobilindustrie. „M2M, die Machine-Maschine Schnittstelle, ist eines der großen Technologiethemen der Zukunft, neben Miniaturisierung und den bekannten Faktoren“, so Frankenhauser. „Es ist eine immer wieder erfüllende Aufgabe, dabei mitgestalten zu können.“ Auch RFID sei bei RAFI ein solches Thema gewesen, bei dem sehr früh eine Vorreiterrolle übernommen wurde, die sich dann bald als höchst zukunftsträchtig erwiesen hat.
Sehr spannend findet er auch den Trend bei einigen deutschen Technologieunternehmen, für Hightech-Komponenten wieder die eine oder andere Produktionsstätte direkt vor der Haustüre aufzubauen. Im Fall RAFI ging es um die Spezialgläser, die für die kapazitive Sensorik unter anderem für Siemens-Produkte nötig sind. „Hier geht es um Schlüssel-Know-how, mit dem wir Kunden begeistern können. EMV-Eigenschaften, Robustheit, Reaktion auf Feuchtigkeit oder Handschuhbedienung – das können wir nun alles selbst optimieren.“ Zudem seien die Märkte leer, wenn der Weltmarkt anziehe. Und letztlich seien Anbieter von Industrieanlagen im Vergleich zu Massenproduktherstellern dann doch eher kleinere Kunden und „eher hinten in der Versorgungskette“. Das sei ein Risiko, das durch Eigenproduktion abgefedert werde.
Präzision und Dokumentation
Frankenhauser wählt die zu verwendenden Komponenten aus, wenn neue Lösungen gefunden werden sollen. Er unterstützt die Kunden bei der „End of Life“-Thematik und koordiniert die Arbeiten für das Layout der Geräte. Wichtig ist auch, dass die eigenen Softwareentwickler immer auf dem aktuellsten Stand sind. „Die Designs kommen meist von den Kunden“, betont er.
Und wenn dabei Anforderungen aufgerufen werden, die nicht erfüllbar sind oder sich widersprechen? Frankenhausers Kommentar ist ganz Projektmanagementprofi: „Die Spezifikationen sind meist äußerst sportlich. Da hilft es, aufmerksam zuzuhören, Ruhe zu bewahren und zu beraten. Und notfalls lieber ehrlich nur den Bereich anbieten, der sinnvoll ist.“
Was er besonders wichtig findet? Echtes Interesse an Technik, handwerkliches Geschick, um auch einmal etwas selbst ausprobieren zu können – und Genauigkeit, vor allem auch bei der technischen Dokumentation. Knapp ein Viertel der Arbeitszeit gehen bei größeren Projekten durchaus für Letzteres drauf, schätzt er.
Waschmaschinen mit Warnmelder
Technisches Interesse beweist er auch im Privaten. Er schmunzelt. Seine Frau und die beiden Kinder fänden es inzwischen völlig normal, eine Meldeanlage zu haben, die im Wohnbereich anschlägt, wenn Trockner oder Waschmaschine im Keller ihr Programm abgeschlossen haben. Oder dass das Haus einen Windmesser für die Jalousien hat, damit diese nicht kaputt gehen. Eine elektronische Zugangskontrolle und eine Garagentorsteuerung habe er ebenfalls vor Jahren selbst gebaut. Aber heute sei das ja ohnehin normal. Generell sei er privat dann doch hauptsächlich mit Musik beschäftigt.
Oder mit der Kombination der beiden Fähigkeiten. Was er sich vorstellen könnte, als nächstes privat zu entwickeln? Er denkt auch hier lange und gründlich nach. Ergebnis: „Ein elektronisches Dirigentenpult würde meine Arbeit schon sehr viel einfacher machen. Digitale Noten, umblättern risikolos per Wisch!“ Seine Augen beginnen zu leuchten. Fast schade, dass der alte Slogan von RAFI „Solutions with Passion“ inzwischen durch „Get in Touch“ ersetzt wurde. Er wäre eine ideale Überschrift für ein Porträt über Markus Frankenhauser.