Kolumne über menschzentrierte Digitalisierung Mitarbeiter bei neuen Technologien nicht auf der Strecke lassen

publish-industry Verlag GmbH

Im Digitalisierungsprozess ist es für Unternehmen eminent, ihre Mitarbeiter nicht zu vernachlässigen. Sonst helfen all die neuen Technologien am Ende nichts.

Bild: Unsplash, Headway
11.09.2020

Wir Deutschen „fremdeln“ bei der Digitalisierung, meinte etwas hämisch die Neue Zürcher Zeitung angesichts Bleistift-geschriebener Corona-Unterlagen. Gleichwohl ist die digitale Transformation unumgänglich – nur darf der Mensch nicht vergessen werden.

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Immerhin spendieren die IT-Verantwortlichen, mehr oder weniger zwangsweise, in Höchstgeschwindigkeit Unsummen in neue Technologien, von denen sie sich Wettbewerbsvorteile versprechen. Zum Beispiel in die Künstliche Intelligenz, das (industrielle) Internet der Dinge (I)IoT oder in 5G: Sie alle können den Arbeitsalltag sowohl von Mitarbeitern als auch von Partnern, Zulieferern und Dienstleistern grundlegend verändern.

Wo’s indes hakt, ist die Berücksichtigung der Menschen, die sie möglichst gewinnbringend optimal nutzen sollten. Häufig werden sie von der Innovationsgeschwindigkeit der technologischen Entwicklungen und Neuerungen geradezu überrollt und fühlen sich dabei von den Führungskräften alleingelassen.

Hier ist ein anwenderzentrierter Vorgang unabdingbar, mit dem User im Mittelpunkt der IT-Entscheidungen. Das bestätigt auch eine von Lenovo in Auftrag gegebene internationale Studie der britischen Forschungsinstituts Walnut: „Think human – Ready for the Next Normal“. Sie zeigt, dass es Mitarbeitern oft schwerfällt, neue Technologien einzusetzen.

Menschen haben selten oberste Priorität

Die Untersuchung, die in vier europäischen Ländern durchgeführt wurde, ergab, dass nur sechs Prozent der befragten 1.000 IT-Manager die Anwender als ihre oberste Priorität bei IT-Investitionen sehen. Dieser mangelnde Fokus auf den User bei der Einführung neuer IT verschlechtert letztendlich sowohl die Atmosphäre als auch die Produktivität.

Die Studie weist allerdings nach, dass Unternehmen verantwortungsbewusstes Wirtschaften und unternehmerische Nachhaltigkeit zunehmend als Chance erkennen und nicht bloß als „nice to have“. Auch wenn das Verfolgen der Geschäftsziele, die Schaffung von Marktvorteilen sowie die Erwartungen der Aktionäre bei IT-Innovationsprojekten noch immer die entscheidenden Rollen spielen. Das führt zu überlasteten IT-Teams und dazu, dass die menschliche Schaffenskraft suboptimal genutzt wird.

Mitarbeiter müssen mitgenommen werden

Die unbestrittene Komplexität des digitalen Wandels sollte von den IT-Teams so verdaulich aufbereitet werden, dass die Mitarbeiter die neuen Technologien verstehen und auch begreifen, welche Probleme dadurch (leichter) gelöst werden können. Immerhin hat rund ein Fünftel der IT-Entscheider angegeben, dass neue Technologien die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter verringern kann.

Will man die Möglichkeiten der neuen Technologie voll ausschöpfen, muss das Change-Management stimmen, und die Mitarbeiter sollten außerdem die Möglichkeit erhalten, sich fortzubilden und an Schulungen teilzunehmen. Nur so ist gewährleistet, dass Produktivität und Innovation im Unternehmen entsprechend gesteigert werden.

Fazit

Oberste Zielsetzungen müssen neben einer effektiven Nutzung der modernsten Technologien zufriedene Mitarbeiter sein. Man sollte nie außer Acht lassen, dass Technologie vor allem Wegbereiter ist. Ihre Wirkung sinkt drastisch, wenn die Anwender nicht damit umgehen können.

Nur wenn Unternehmen neue Technologien mit einem integrativen Ansatz implementieren, können die Nutzer diese Innovationen so einsetzen, dass sie ihren Bedürfnissen entsprechen. Der mit höchster Priorität angestrebte Shareholder Value ergibt sich in der Folge dann nahezu von selbst.

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  • Autor Roland Ackermann begleitet die Branche seit den späten 1950er-Jahren als Chefredakteur, Verlagsleiter und Macher des „Technischen Reports“ im BR.

    Autor Roland Ackermann begleitet die Branche seit den späten 1950er-Jahren als Chefredakteur, Verlagsleiter und Macher des „Technischen Reports“ im BR.

    Bild: Roland Ackermann

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