Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen und muss deshalb diskriminierungsfrei möglich sowie bezahlbar bleiben. Darüber hinaus ist Mobilität aber auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Träger unseres gesellschaftlichen Wohlstandes. Daher zählt es zu den wesentlichen Aufgaben unserer Gesellschaft, Mobilität auch in Zukunft zu ermöglichen. Dennoch darf dieses Bestreben nicht zulasten der Umwelt beziehungsweise heutiger oder nachfolgender Generationen gehen. Unsere Gesellschaft steht daher vor folgenden Fragen:
�?� Wie kann man bei steigendem Verkehrsaufkommen die Umwelt entlasten?
�?� Womit soll gefahren werden, wenn Erdöl zum Luxusgut wird?
�?� Wie lässt sich eine verkehrsbedingt hohe Lärmbelästigung reduzieren?
Elektromobilität soll dazu beitragen, diese Fragen nachhaltig zu lösen. Auf Anregung der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) hat daher die Bundesregierung im April 2012 vier Regionen in Deutschland als "Schaufenster Elektromobilität" ausgewählt und fördert hier auf Beschluss des Deutschen Bundestags die Forschung und Entwicklung von alternativen Antrieben. Insgesamt stellt der Bund für das Schaufensterprogramm Fördermittel in Höhe von 180 Millionen Euro bereit. In den groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben wird Elektromobilität an der Schnittstelle von Energiesystem, Fahrzeug und Verkehrssystem erprobt. Die ausgewählten Schaufenster sind:
�?� Schaufenster Baden-Württemberg "LivingLab BWemobil",
�?� Schaufenster Bayern-Sachsen "Elektromobilität verbindet"
�?� Schaufenster Berlin-Brandenburg "Internationales Schaufenster der Elektromobilität",
�?� Schaufenster Niedersachsen "Unsere Pferdestärken werden elektrisch".
LivingLab BWe mobil
Mit den Aktivitäten im LivingLab BWemobil werden die Grundlagen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität in Baden-Württemberg geschaffen. Mehr als 100 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand arbeiten in rund 40 Projekten zusammen. Der Projektverbund untersucht den Einsatz von Elektrofahrzeugen im Alltag und erprobt intermodale Mobilitätssysteme und tragfähige Geschäftsmodelle. Bis 2015 werden im LivingLab BWemobil mindestens 2000 Fahrzeuge auf die Straße gebracht und mehr als 1000 Ladepunkte installiert.
Die vielfältigen Projekte vernetzen die Schlüsselbranchen der Elektromobilität - Fahrzeug, Energie sowie Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) - miteinander. Dabei konzentriert sich das LivingLab BWemobil auf neun zentrale Themenfelder und adressiert Fragestellungen aus den Bereichen Intermodalität, Flotten und gewerbliche Verkehre, Energie und IKT, Verkehrs- und Wohnkonzepte sowie Fahrzeugtechnologie. Durch die Umsetzung von Projekten in den Feldern Kommunikation und Partizipation sowie Ausbildung und Qualifizierung wird die Öffentlichkeit in den Technologie-wandel eingebunden.
Neben der Erprobung von Fahrzeugen spielt vor allem die Erforschung von intermodalen Mobilitätssystemen eine wichtige Rolle. Im Zentrum steht dabei die Einführung einer Mobilitätskarte in der Region Stuttgart, mit der verschiedene elektromobile Verkehrsmittel und der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) genutzt werden können und die den Anwendern einen einfachen Zugang zur Elektromobilität ermöglicht.
Große Potenziale bietet auch das Themenfeld Flotten und gewerbliche Verkehre. Verschiedene Projekte untersuchen den Einsatz von E-Fahrzeugen in Firmenflotten, in den Fuhrparken des Landes Baden-Württemberg oder im Lieferverkehr.
Wie die notwendige Ladeinfrastruktur gestaltet werden muss, steht im Zentrum der Projekte im Themenfeld Energie, Infrastruktur und IKT. Ergänzend dazu wird in verschiedenen Wohnbauprojekten die Integration der Elektromobilität in nachhaltige Wohnkonzepte untersucht. Die Projekte im Themenfeld Stadt- und Verkehrsplanung untersuchen die Potenziale- der neuen Technologie für die zukünftige Entwicklung von urbanen Räumen.
Elektromobilität verbindet
Elektromobilität ist mehr als nur das Fahren mit Strom. Mit diesem Grundverständnis konzipierten über 150 Forschungs- und Industriepartner sowie Kommunen aus Bayern und Sachsen ein interdisziplinäres Schaufensterkonzept aus innovativen Fahrzeugtechnologien, nachhaltigen Mobilitätskonzepten und effizienten Energiesystemen mit den Projektschwerpunkten:
�?� Langstreckenmobilität
�?� Urbane Mobilität
�?� Ländliche Mobilität
�?� Internationale Verbindungen und
�?� Aus- sowie Weiterbildung.
Die beiden Freistaaten haben neben international namhaften Unternehmen wie Audi, BMW, Siemens, GE und Eon auch zahlreiche Kommunen, regionale Energieversorger und Anbieter des ÖPNV sowie viele kleine und mittelständische Unternehmen hinter sich vereint. In rund 50 Schaufenster-Projekten werden alltagstaugliche Lösungen in den Bereichen E-Fahrzeuge, Energiesysteme, Verkehrskonzepte bis hin zur Aus-/Weiterbildung erarbeitet. Über die Bundesförderung von zirka 40 Millionen Euro hinaus unterstützen Bayern und Sachsen gemeinsam die Schaufenster-Projekte mit weiteren 30 Millionen Euro.
Projektbeispiel Langstreckenmobilität "Strom auf allen Straßen": Aufgrund der heute noch begrenzten Reichweite von Elektrofahrzeugen, erfordert die Elektromobilität insbesondere im Langstreckenbereich neue Ladekonzepte. Vor diesem Hintergrund entstehen in den nächsten Jahren entlang der Autobahnachse München-Leipzig bis zu zehn Schnellladestationen mit Ladeleistungen bis zu 50 kW. Ladezeiten von 20 Minuten bieten E-Fahrzeugen einen Einstieg in die Langstreckenmobilität. Überwacht und abgerechnet werden die Ladevorgänge von einem zentralen Operation Center. In Kooperation mit einem österreichischen Schnellladeprojekt werden 30 weitere Ladestationen die Autobahnachse über Wien bis nach Bratislava elektrifizieren.
Projektbeispiel LiBat - Recycling von Li-Ionen-Batteriezellen: Der erhöhte Bedarf an Batterien für Elektrofahrzeuge erfordert es, die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig positiv zu gestalten. Rohstoffabhängigkeiten vom Ausland und das ressourcenschonende Recycling sind zentrale Themen bei der Preisgestaltung von Batterien. Im Forschungsvorhaben von Adensis wird ein Prozess zur Zerkleinerung und Aufbereitung von Produktionsabfällen aus der Li-Ionen-Batteriezellenfertigung sowie ausgedienter Batterien entwickelt.
Internationales Schaufenster Elektromobilität
Berlin-Brandenburg hat das Ziel, europäische Leitmetropole für Elektromobilität zu werden. In der Hauptstadt sind heute rund 1200 Elektrofahrzeuge unterwegs - Spitzenwert in Deutschland. Rund um das Thema Elektromobilität sind mehr als 150 Projekte in der Umsetzung, werden vorbereitet oder sind sogar schon abgeschlossen. Dazu gehören vor allem Flottenprojekte, aber auch das dynamische Laden und Speichern. 2012 startete hier das bundesweit erste rein elektrische Carsharing-Angebot. Insgesamt gut 220 öffentliche Ladepunkte gibt es in Berlin. Ein Ausbau auf 1600 bis 2015 ist durch eine EU-weite Ausschreibung des Landes Berlin angestoßen.
Das Thema Vernetzung wird im Internationalen Schaufenster Elektromobilität eine wichtige Rolle spielen. Verkehrsangebote wie ÖPNV oder Carsharing sollen optimal miteinander vernetzt und mit einem intelligenten Stromnetz verbunden werden, das vor allem aus Brandenburger Windkraftanlagen versorgt wird. Über 30 Kernprojekte und etwa ebenso viele assoziierte Projekte werden die Elektromobilität für Bürger und Besucher erlebbar machen.
Projektbeispiel "Elektro-Abfallentsorgungssysteme" : Die AWU Abfallwirtschafts-Union Oberhavel setzt ab dem 1. Juli 2013 ein Seitenlade-Sammelfahrzeug mit Hybridantrieb ein. Auf Initiative des Fahrzeugaufbauten-Herstellers Hüffermann Transportsysteme wurde gemeinsam mit dem schwedischen Lkw-Hersteller Volvo Trucks ein völlig neues Hybridfahrzeug (Modell FE 6x2 Hybrid) konstruiert. Zum Einsatz kommt dieses täglich von 5.30 Uhr bis 22 Uhr im Entsorgungsbetrieb. Dieselverbrauch, Lärm-emission, Einsatztauglichkeit sowie Effekte für Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit werden dabei im Mittelpunkt stehen. Kraftstoffverbrauch und Kohlendioxid-emissionen sollen um bis zu 25 Prozent geringer sein als bei einem herkömmlichen Diesel-Lkw.
Projektbeispiel "Pedelec-Korridor - 500 Elektrofahrräder für Berlin-Brandenburg": Ziel des Projektes ist, organisatorische und infrastrukturelle Rahmenbedingungen zur Nutzung von Pedelecs für Pendler zu schaffen. Im Mittelpunkt steht die Demonstration der Massentauglichkeit von Pedelecs im Alltagsverkehr in Berlin-Brandenburg. Hierfür wird ein länder-übergreifender sogenannter Pedelec-Korridor - mehrere Strecken für Elektrofahrräder - zwischen dem Berliner Stadtteilzentrum Steglitz-Friedenau und dem Landkreis Potsdam-Mittelmark eingerichtet. Dabei sollen an verschiedenen S-Bahnhöfen Pedelec-Parkhäuser sowie die notwendige Lade-infrastruktur bei Arbeitgebern errichtet werden.
Unsere Pferdestärken werden elektrisch
Führende Unternehmen und renommierte wissenschaftliche Einrichtungen zeichnen die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg als Top-Standort der Mobilitätswirtschaft aus. Gemeinsam mit Volkswagen, Johnson Controls und Continental wollen rund 200 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunen und das Land Niedersachsen die Chancen der Elektromobilität nutzen.
Das Schaufenster setzt auf Projekte, die die gesamte Wertschöpfungskette Fahrzeug, Energie und Infrastruktur sowie Verkehr umfassen. Das bedeutet, von der Komponente bis zum Fahrzeug, von der vollständigen regenerativen Energieerzeugung über die Ladeinfrastruktur und Servicedienstleistungen bis hin zu Mobilitätsangeboten für Flotten, Pendler und Carsharing-Dienste sind alle Stufen der Wertschöpfungskette im Schaufenster integriert. Mit der Markteinführung von Elektrofahrzeugen sollen für die Kunden attraktive Lösungen geschaffen werden. Besondere Schwerpunkte liegen auf der Errichtung der Infrastruktur sowie der Verbindung von Elektrofahrzeugen mit anderen Verkehrsträgern, etwa dem Öffentlichen Nahverkehr. Das Schaufenster setzt auf:
�?� zukunftsfähige, intermodale Mobilitätskonzepte
�?� moderne und intelligente Ladekonzepte und IKT-Services
�?� die zusätzliche Produktion erneuerbarer Energie
�?� neue Aus- und Weiterbildungsangebote
�?� Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen und Komponenten
�?� internationale Messen und Kooperationen sowie
�?� vorbildliches Engagement von Land und Kommunen
Elektromobilität erfahrbar machen
Das Schaufenster-Programm der Bundesregierung soll die Alltagstauglichkeit der Elektromobilität demonstrieren und für die Öffentlichkeit "erfahrbar" machen. Mit Blick hierauf erwarten Experten durch die Schaufenster eine beschleunigte Markteinführung elektromobiler Konzepte und Technologien für eine nachhaltige Mobilität von morgen.
Weitere Informationen
www.schaufenster-elektromobilitaet.org
www.livinglab-bwe.de
www.elektromobilitaet-verbindet.de
www.emo-berlin.de
www.metropolregion.de/emobil